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Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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Zapfen drehen, auf den die Klinke aufgesetzt gehörte und daran festgemacht wurde. Sie begann ihr Gesicht auf das strahlende Lächeln vorzubereiten, mit dem sie die Tür aufmachen wollte. Sie wollte strahlend in der Tür stehen und fragen, was denn los sei. Unschuldig und naiv. Sie hätte gerne noch einen Blick in den Spiegel geworfen. Man musste schon sehr gut aussehen für so einen Auftritt. Da sollte nichts um die Nase glänzen. Oder die Locken nicht perfekt duftig um das Gesicht liegen. Jemand trat gegen die Tür, und sie drehte um und lief den Gang zurück. Sie hatte Angst. Sie hatte Angst und lief davon.
    Sie rannte. Sie hatte die Tasche über die Schulter gehängt und lief mit den Händen in der Höhe. In Panik. Die Tasche schlug gegen den Rücken. Sie lief auf die Tür am Ende des Gangs nach dem Turnsaal und nach dem Umkleideraum zu. Die Tür, die diesen Gang abschloss. Sie stoppte. Machte noch zwei schnelle Schritte. Blieb stehen. Drehte sich um. Lehnte sich gegen die Tür und schaute nach der anderen den langen Gang hinunter und fiel durch die Tür.
    Sie fiel nach hinten. Sie konnte sich gerade noch am Türstock festhalten, um nicht der Länge nach nach hinten zu fallen. Ihr eigener Schwung drehte sie herum, und sie stolperte in eine Dunkelheit. Sie umfasste ihre Tasche und tappte in das Dunkel. Es roch nach Kälte und Metall. Benzin. Sie schaute zurück. Der Gang lag leer da. Sie konnte hier nichts mehr hören. Sie schob diese Tür zu. Leise. Der Boden war weich. Im Schuppen beim Onkel Schottola. Im Garten. Da war der Boden so. Gestampfter Boden. Einen Augenblick war es vollkommen dunkel. Sie stand da. Lehnte gegen die Tür. Licht. Es wurde Licht. Langsam zeigte sich Licht in Ritzen vor ihr. Ein viereckiger Umriss und zwei Querstreifen. Das Licht wurde klarer und dann schrill. Eine andere Tür. Sie ging dahin. In zwei Schritten musste sie da sein. Es war aber nichts vor ihr. Sie hielt die Hände vor sich. Immer noch ein Schritt und noch ein Schritt. Irgendwie war das ewig. Die Hände vor sich. Die Hände angespannt klingelnd in der Erwartung, auf etwas zu stoßen. Sie starrte auf die Lichtritzen, und namenloser Terror überfiel sie. Sie wollte weg. Weit weg. Endgültig weg. Nichts mit alledem. Sie wollte sich herausducken aus dem, was da um sie herum war. Sie begriff nichts. Sie hatte nichts begriffen. Sollte sie beseitigt werden. Es war eindeutig. Es war klar. Es war logisch. Sie sollte hier verschwinden. Sie war von der Marina hierherversetzt worden, um nie wieder zurückzukommen. Einen Augenblick. Die Ironie. Weil die Wiedergutmachung plötzlich und dieses Bild ausgelöst werden hatte müssen und sie nun alle reich geworden waren. Sie würde also an der Wiedergutmachung sterben. Weil die Marina das alles für sich behalten wollte. Und für Selina. Das Marina-Töchterl. Vielleicht. Aber eigentlich für Marina. Damit sie bei solchen Cocktails herumstehen konnte und in den Komitees mitarbeiten, in denen sie die richtigen Leute treffen musste. Und die richtigen Leute sie. Weil sie genug Geld einsetzte. Die Marina kaufte sich diese Augenblicke.
    Sie machte die Augen zu. Sie kniff die Augen zu. Die Ritzen des Lichts blendeten. Wie hatte sie das nicht begreifen können. Gregory war ihr Mörder. Gregory sollte sie beseitigen, und die ganze Geheimhaltung war nicht wegen der Agentur und wegen des Jobs, sondern nur, damit sie verschwinden sollte. Sie riss die Augen auf. Ihre Hände waren auf etwas gestoßen. Holz. Sie war in einem Schuppen. Es roch nicht nur wie beim Onkel Schottola. Die Tür war genauso. Ein Schuppen an das große alte Gebäude angelehnt. Sie tastete die Tür vor sich ab. Rohes splitteriges Holz. Späne. Sie durfte sich keinen Span einziehen. Oder vielleicht sollte sie sich einen Span einziehen, damit man bei ihrer Obduktion diesen Span fand und dann auf die Suche nach dem Ort gehen musste. Aber sie würde keinem CSI in die Hände fallen. Die gab es ja nur in New York und in Miami. Hier an der bayrisch-tschechischen Grenze gab es gar nichts, und sie war ganz allein. Ihre Hände fanden einen Riegel oben an der Tür. Sie schob den Riegel nach unten. Die Tür klaffte ein wenig. Sie fand den zweiten unten und hob den Riegel nach oben aus der Verankerung. Das ging nicht gut. Sie rutschte ab. Das Metall eiskalt und alles ineinandergerostet. Wie sie es sich gedacht hatte. Seit den 60er Jahren nichts mehr gemacht. Und vorher Kriegsqualität. Also nichts. Wie würden sie es machen.
    Der Riegel rutschte

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