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Kasey Michaels

Kasey Michaels

Titel: Kasey Michaels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wie betört man eine Lady
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1. Kapitel

    n strah­len­dem Son­nen­schein lenk­te der präch­tig
li­vi­er­te Kut­scher den von vier feu­ri­gen Rap­pen ge­zo­ge­nen Rei­se­wa­gen vom
Bord­stein fort. Die Kut­sche mit dem de­zent ver­gol­de­ten Ba­sing­sto­ke-Wap­pen auf
den Schlä­gen ent­fern­te sich schlin­gernd, wo­bei sich zwei eben­falls li­vrier­te
La­kai­en an die rück­wär­ti­gen Hal­te­grif­fe klam­mer­ten.
    Das Klir­ren
des Zaum­zeugs und das hel­le Klap­pern der Hu­fe schie­nen ein Lied zu in­to­nie­ren: Leb­wohl,
lebt al­le wohl, ei­ne jun­ge Lie­be zieht in die wei­te Welt.
    Der
Au­gen­blick war wie ein Bild, ein hüb­sches be­weg­tes Bild, das den Ti­tel „Hin­aus
ins Aben­teu­er“ tra­gen könn­te, be­son­ders, wenn der Künst­ler im­stan­de wä­re,
die freu­dig er­reg­te, la­chen­de jun­ge Da­me le­bens­echt zu por­trä­tie­ren. La­dy
Ni­co­le Daughtry hat­te ih­ren Hut ab­ge­nom­men, und die Son­ne strahl­te ihr voll ins
Ge­sicht, als ob die Göt­ter selbst einen bes­se­ren Blick auf ih­re jun­ge fri­sche
Schön­heit wer­fen woll­ten. Ge­fähr­lich weit aus dem Fens­ter leh­nend, wink­te sie
im­mer noch und schick­te Kuss­hän­de zu­rück zu dem Stadt­haus am Gros­ve­nor Squa­re,
bis der Wa­gen um die nächs­te Ecke bog und aus dem Blick­feld ver­schwand.
    Das war es
al­so. Der Platz lag wie­der still da; selbst die Son­ne, die eben trotz des
küh­len, reg­ne­ri­schen Som­mers zu er­schei­nen ge­ruht hat­te, zog sich hin­ter ei­ne
Wol­ke zu­rück, und die Welt hüll­te sich wie­der in tris­tes Grau.
    La­dy Ly­dia
Daughtry schloss das Fens­ter im zwei­ten Stock­werk von As­hurst Hou­se und setz­te
sich auf die mit Samt be­zo­ge­ne Pols­ter­bank am Fußen­de ih­res Bet­tes. Den Rücken
ge­ra­de auf­ge­rich­tet, die Hän­de fest in­ein­an­der ver­schlun­gen – da­mit ihr Zit­tern
sie nicht ver­rie­te – saß sie da, eben­falls ein hüb­sches Bild, doch ei­nes oh­ne
das Feu­er und Licht, das ih­re Schwes­ter vor­hin aus­ge­zeich­net
hat­te. Ei­ne Wei­le ver­harrt sie sta­tu­en­gleich, dann stieß sie einen tie­fen
Seuf­zer aus, ehe sie ihr ge­mes­se­nes At­men wie­der auf­nahm.
    Für den
zu­fäl­li­gen Be­ob­ach­ter war sie wie stets ein ru­hen­der Pol; nie­mand, der sie sah,
wür­de den­ken, dass ihr Herz wild häm­mer­te oder dass sie kurz vor dem stand, was
ih­re frü­he­re Gou­ver­nan­te einen „Kol­ler“ ge­nannt hät­te.
    Nicht dass
Ly­dia sich je ei­nem sol­chen Kol­ler er­ge­ben hät­te. Wenn man et­was vol­ler Wut an
die Wand warf und es zer­brach, muss­te man doch nur die Scher­ben be­sei­ti­gen,
wo­zu al­so der Um­stand?
    Ih­re
Zwil­lings­schwes­ter, die ge­ra­de ab­ge­reis­te Ni­co­le, hat­te seit je je­de Men­ge
sol­cher An­fäl­le ze­le­briert, und be­son­ders er­in­ne­rungs­wür­dig war der, als ih­re
Mut­ter da­mals den drit­ten Gat­ten ehe­lich­te und da­nach ih­re drei Kin­der
un­ver­züg­lich nach As­hurst Hall ab­schob. Wenn näm­lich in He­len Daughtrys Le­ben
ein neu­er Mann auf­tauch­te, pfleg­ten für sie ih­re Kin­der an Wich­tig­keit zu
ver­lie­ren. Wenn Ni­co­le je­doch nicht als wich­tig er­ach­tet wur­de, woll­te sie
zu­min­dest be­merkt wer­den, und sei es nur, in­dem sie das Haupt des neu­en
Stief­va­ters mit ei­ner schwe­ren sil­ber­nen Scha­le Be­kannt­schaft schlie­ßen ließ.
    Warum hat­te
der Mann sich auch nicht rasch ge­nug ge­duckt, als sie warf?
    Bei der
Er­in­ne­rung muss­te Ly­dia lä­cheln, weil Ni­co­le Din­ge tat – wun­der­bar dra­ma­ti­sche
Din­ge –, von de­nen sie, die be­däch­ti­ge, stets zu­rück­hal­ten­de Schwes­ter
höchs­tens träum­te.
    Und nun war
Ni­co­le fort. Ih­re Schwes­ter, ihr Zwil­ling, ih­re Her­zens­freun­din, war ab­ge­reist,
um die Mut­ter ih­res Ver­lob­ten, des Mar­quis of Ba­sing­sto­ke, ken­nen­zu­ler­nen.
We­der für Ni­co­le noch für Ly­dia wür­de das Le­ben je wie­der das­sel­be sein. Kei­nen
ein­zi­gen Tag ih­rer acht­zehn Le­bens­jah­re war Ly­dia je oh­ne Ni­co­le ge­we­sen, oh­ne
die la­chen­de, aben­teu­er­lus­ti­ge Ni­co­le, die über­all Auf­re­gen­des fand, und wenn
sie es nicht fand, selbst für Auf­re­gung sorg­te.
    In

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