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Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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Das habe ich jetzt wirklich dringend gebraucht. Noch einmal die Haare waschen.« Dann ging die Brause los. Das Wasser trommelte auf die billige Brausetasse. Es dröhnte, als ginge ein heftiger Regenguss nieder. Sie lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Sie begann die Bretter zu zählen. Sie zählte bis 10 und begann dann von vorne. Dann konnte sie sich nicht erinnern, ob sie nicht doch bis 20 durchgezählt hatte. Sie begann noch einmal. Dann drehte sie sich auf den Bauch. Im Badezimmer war der Föhn zu hören. Sie dehnte sich. Ihre Beine taten weh. Die Zerschlagenheit. Sie streckte sich. Alle Gelenke waren so rostig und unangenehm. Die Hüften. Auf dem Bauch liegend. Als wäre sie auf eines von diesen Turnwochenenden von der Sportunion gefahren und hatte nicht trainiert. Muskelkater. Ein schrecklicher Muskelkater war das. Das hatte sie noch nie gehabt. Vom Trinken. »Weißt du was.« rief sie Gino zu. Der hörte sie nicht. Sie nahm einen Polster und schoss ihn durch die Badezimmertür. Der Föhn wurde ausgeschaltet. »Weißt du was.« wiederholte sie. Gino kam an die Tür. Er hielt den Föhn als Pistole und sagte: »Peng. Peng.«
    »Ich möchte nicht mehr so heißen.« Gino lehnte sich an den Türrahmen der Badezimmertür. Er hielt den Föhn baumelnd in der Hand. Da könne man wenig machen. Gegen einen Namen. Was sie denn störe. Er fände Amalie nett. Altmodisch und sogar ein bisschen exklusiv. Genau das fände sie daran so blöd. Die Exklusivität. Amy. Das wäre besser. Aber um den Vornamen ginge es nicht. Es ginge um ihren Nachnamen. Sie habe jetzt und eben und beim Zählen des 27. Holzbretts der Holzverkleidung seiner Zimmerdecke einen unüberwindlichen Widerstand gegen ihren Namen gefasst. Gino müsse wissen, dass sie wie ihre Mutter hieße. Weil sie unehelich sei. Und ihre Mutter hieße so wie alle vor ihr. Sie wolle da heraus. »Aber das ist doch ein berühmter Name.« Gino ging ins Badezimmer zurück. Sie konnte ihn sehen. Von hinten. Er stand auf Zehenspitzen und hatte begonnen, das Spiegelkästchen über dem Waschbecken zu durchsuchen. Er nahm die Dosen und Fläschchen und schaute die Etiketten genau an. Dann stellte er alles auf den Boden und suchte weiter. Man wisse doch nie, wann so ein Name praktisch wäre. Sie musste lachen. Das sagten alle, rief sie Gino zu. Aber erstens wüsste doch ohnehin kaum noch jemand etwas von einem berühmten Mann, der 1911 gestorben wäre, und in der Kunst kenne sich doch auch keiner aus. »Na dann.« seufzte Gino und drehte eine der Dosen auf. Ihm sei sein Haarstylinggel ausgegangen. Was er nun machen solle. Ob sie eines habe. Er kam wieder an die Tür. Hinter ihm standen die Fläschchen und Döschen und die Tuben auf dem Boden. »Nein, o großer König der Kosmetika und Pflegemittel.« Sie drehte sich auf die Seite und schaute ihn an. Er wisse doch, dass sie nichts verwende. Sie habe einen Haarfestiger. Aus der Apotheke. Gino wandte sich ab. Gespielt angewidert begann er die Fläschchen und Döschen vom Boden aufzuheben und stellte sie wieder in die Fächer des Spiegelschranks. Sie rollte wieder auf den Rücken. Das sei wirklich ein Problem, klagte sie. Für sie sei das ein Problem. Mit diesem Namen. Sie könnten heiraten, sagte Gino, und dass er jetzt diesen alten Haarspray nehmen müsse. Ob er den aufsprayen sollte oder als Saft. Sie hörte ihn sprayen. Sofort der Geruch nach Friseur. Sie glaube nicht, dass man einen solchen Spray aufschrauben könnte. Die stünden doch unter Druck. Oder. Und war das nicht der Grund, warum man sie nicht verwenden sollte. Gino sprayte im Badezimmer. Amalie Denning, das wäre doch nicht so schlecht. Oder? Gino stand in der Tür und zog an seinen Haaren. Das Blöde wäre, dass er keine Zeit haben würde. Zum Einkaufen. Ob sie das machen könne. Er würde sie heiraten. Sie hieße dann Denning, und er bekäme sein Haargel. Sie könne das schon machen, sagte sie. Aber könne man nicht gemeinsam. Wenigstens auf einen Kaffee nach Kötzting. Müsse er das ganze Wochenende. Gino nickte. Das ganze Wochenende. Es waren drei seiner Stammkundinnen da. Und er hatte Wassergymnastik und Fitnessraum und Langlauf und Buchungen für Massagen. Die Heidi hätte auch so ein Programm. Bis Weihnachten waren nur er und die Heidi da, und es war schwierig genug, die Wünsche der Gäste zu koordinieren. Der Jungeibi habe noch dazu neue Software für den Wellnessbereich gekauft, und jetzt ging alles durcheinander, weil die Biggy jetzt auf Urlaub geschickt

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