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Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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Aber vielleicht war Gino hygienischer und wählerischer, als sie das vermutete. Sie kannte ihn ja auch erst seit 7 Wochen. Und zuerst hatte sie hier nur gegessen, bis die Kälte sie aus der Wohnung in dem verlassenen Haus vertrieben hatte. Da hätte sie jetzt sein wollen. Ein Haus, in dem sie herumspazieren konnte und niemanden treffen musste. Irgendwie sollte dieses Haus aber dann auch bei den Eltern Schottola sein, und sie musste nur hinuntergehen, und in der warmen Küche war der Eiskasten und alles da. Sie musste lachen. Der Schreck über die ungereinigten Dildos hatte in ihrem Bauch zu Ruhe geführt. Sie zog den Schlüssel ab und ging. Die Dildos schienen ihr lebendig zu sein. Sie hatte das Gefühl, sich verabschieden zu müssen. Sie hörte sich selbst ärgerlich grunzen und musste lachen. Die Tür fiel hinter ihr zu. Gino musste dieses Zeug wegräumen. Sie wollte mit denen nicht in einem Zimmer sein. Sie ging zum Lift. Es war still, und sie hörte den Lift heraufsummen.
    Kurtchen röstete Zwiebeln. Er stand am Herd und rührte in einem riesigen silbernen Topf. Der Dampf stieg senkrecht in die Abzugshaube. Kurtchens Gesicht glühte von der Hitze, und die Aknepickel saßen dunkelrot und prall auf den Wangen und um den Mund. Sie musste ihn anschreien. Sie stand auf der anderen Seite des Herds und formte mit den Händen einen Trichter. Die Abzugshaube schepperte so laut. Kurtchen schaute erschreckt auf und wollte etwas Strenges sagen. Es war natürlich niemandem erlaubt, sich in der Küche herumzutreiben. Der Jungeibi hatte dauernd Angst vor Kontrollen. Das sagte er jedenfalls. In Wahrheit wollte er nicht, dass der Kurtchen von der Arbeit abgehalten würde. Der Kurtchen glaubte, dass das hier seine Chance sein würde und dass er damit berühmt werden konnte. Kurt Kannegießer im »Bayrischen Hirschen«, und dass er zu einer dieser Wettkochsendungen eingeladen würde. Kurtchen hatte die Eibensteiners nicht durchschaut. Der glaubte denen noch, und vielleicht glaubte der Alteibi das alles ja auch. Für die Eibensteiners war es perfekt. Ein guter Koch, der sich die Seele aus dem Leib kochte für Leute, die das nicht verstanden, und der deshalb noch besser kochen musste. Und die Hautprobleme. Kurtchens Kochakne würde ihn in diesem Kaff hier halten. Niemand wollte wissen, dass Kochen solche Folgen haben konnte. Und ein erfolgreicher Koch stand ja auch nicht in der Nacht da und röstete Zwiebeln für das Gulasch, das bis 2 Uhr in der Früh in der Bar bestellt werden konnte und das einer der Renner war. Kurtchen kam aus Linz und wurde als Wiener in der Speisekarte geführt. Unser Koch aus Wien, stand da. Deshalb war das Gulasch ein Wiener Fiakergulasch, und das machte es noch interessanter.
    Kurtchen sah sie fragend an. Sie machte Handbewegungen, als äße sie. Kurtchen nickte und hielt ihr den riesigen Kochlöffel hin. Sie ging um die Herdzeile und nahm ihn. Sie schaute nur kurz in das glasig glänzende Gemisch und rührte. Es war anstrengend. Am Grund zu rühren und diese Zwiebelmasse in Bewegung zu halten. Sie musste beide Hände nehmen. Der Geruch. Sie würde diesen Geruch. Sie musste Haare waschen. Dazu musste sie in ihr Zimmer. Das shampoo. Sie konnte nur mit diesem shampoo ihre Haare waschen. Alle anderen machten ihr Kopfjucken. Trockneten die Kopfhaut aus. Sie saß dann bei den Gruppensitzungen und hatte nur dieses Jucken im Sinn und wie sie sich kratzen konnte. Die Gruppensitzung fiel ihr ein. Was war nun mit Grotowski. Hatten sie den herausgeholt. Das war doch der Name gewesen. Wieder diese Unsicherheit. War das eine Erinnerung oder eine Erfindung von ihr. Hatte sie sich das nur vorgestellt, und in Wirklichkeit war sie gar nicht auf der Arbeit gewesen. Kurt tupfte sie an. Er hielt ihr ein Tablett hin. Käsebrote. Tomatensuppe. Kurt zuckte mit dem Achseln. Das wäre es. Oder wollte sie ein Gulasch. Das konnte er ihr natürlich machen. Sie verneinte. Sie küsste Kurtchen. Die Pickel spitz gegen ihre Wange im Streifen des Küsschens. Kurt nickte und nahm ihr den Kochlöffel aus der Hand. Er begann heftig zu rühren. Sie nahm das Tablett und ging durch die Gleittüren in den Speisesaal. Sie setzte sich an den hintersten Tisch.
    Sie tauchte den Löffel in die Suppe und ließ dann alles abrinnen. Dann nahm sie den Löffel in den Mund. Der dünne Überzug mit Tomatensuppe war genug. Mehr wollte sie nicht im Mund haben. Sie saß da und löffelte. Bröselte die Rinde vom Brot und knabberte am Käsebrot. Von ihrem Tisch

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