Die Schmerzmacherin.
Ich weiß auch nicht. Mit dir. Da ist das anders. Du kannst nicht so aufpassen auf dich wie die. Die wissen, was sie wollen. Die wissen, was sie kriegen können. Und die sind nicht traurig darüber. Ja. Ich weiß schon. Wir sind alle traurig. Aber dazwischen. Da läuft das so. Mit dir. Du kannst das nicht. Ich weiß ja auch nicht. Aber ist dir nicht aufgefallen. Dieser komische Kerl. Der hat so eine Phantasie mit dir. Ich schwöre dir. Ich habe denen zugesehen. Die haben dich. Das ist wie in dieser Serie. Weißt du, welche. Na die. Du weißt schon. Die war immer so spät am Abend. Du weißt schon. ›Alias.‹ Du schaust nur noch besser aus. Die hatte doch auch diesen Vater, der sie überallhin geschickt hat, und dann ist sie vergewaltigt worden, gestorben, gefoltert. Was weiß ich was. Ich sage dir. Die zwei. Das schaut genauso aus. ›Alias.‹ Ja. So hat die geheißen. Die hat auch nie gewusst, was passiert ist und wie sie wohin gekommen ist. Wie die dich heute hereingebracht haben. Das war richtig komisch. Richtig seltsam. Ich meine, diese Frau geht dann mit dir einfach in dein Zimmer, und du schaust so. Du hast mich nicht gesehen, und ich bin auch nicht in die Lobby gegangen. Das war so. Na du weißt schon. Der Jungeibi wollte mich mit dem Alteibi in den Weinkeller schicken. Stand machen. Nein. Da verzupf ich mich. Und grad, wie ich in den Lift steigen will, da kommt ihr daher. Das war wie so ein Auftritt von einem Filmstar. Die haben dich so herein. Geschoben haben die dich. Und du hast nur auf den Boden geschaut. Und dann hat der Papi noch dafür gesorgt, dass das normal ausschaut, und hat mit dem Alteibi geredet, und die dürre Ziege hat dich abgeschleppt. Aber du hättest nichts zu sagen gehabt. Die hat dich die ganze Zeit am Arm dahergezogen.«
Gino hatte die ganze Zeit an seinen Haaren gezupft. Er stand auf und ging ins Badezimmer zum Spiegel zurück. Sie schaute ihm nach. Sie wusste nichts. Sie konnte sich an nichts erinnern. Das Liegen war aber so angenehm. Friedlich. Ginos Gerede flutete an ihr vorbei. Sie tastete ihre Arme ab. In der Armbeuge ein Pflaster. An den Oberarmen. Gleich unter der Rundung des Bizeps. Die Arme waren da druckempfindlich. Die Schultergelenke schmerzten. Verdreht gewesen. Sie konnte sich selbst sehen. Cindy hatte sie im Polizeigriff. Wie es im Skript aufgezeichnet war. Cindy hielt sie eisern von hinten an den Armen fest und schob sie in Richtung Lift. Sie konnte das vor sich sehen. Aber sie konnte sich nicht erinnern. Es war aber fast lustig. Während Gino vor sich hin redete. Die Schmerzen sprangen auf. Erwachten. Ihr Körper begann, an allen Ecken weh zu tun. Zerschlagen. Sie lag zerschlagen auf Ginos Bett. Sie musste lachen. Er solle aufhören, stöhnte sie. Wenn er weiterreden würde. Sie würde noch richtig krank. Und er solle nicht so dumme Geschichten erfinden und ihr die falschen Tage sagen. Er sei doch selber wahnsinnig und verrückt, und das sei ja alles schön und gut. Aber jetzt könne sie nichts mehr aushalten. Sie wolle hier liegen bleiben. Ob er sein Zimmer bräuchte. Gino hatte den Föhn aufgedreht und schrie über das Föhngeräusch, dass sie dableiben könne. Er wüsste nicht, wann er heute ins Bett kommen würde. Sie könne sein Zimmer haben. Sie solle ihm den Schlüssel von ihrem geben. Ihm würde das nichts ausmachen. Im Hügel unter dem swimming pool. Er könne immer schlafen. Und sie solle schlafen. Was immer da los sei. Sie schaue entsetzlich aus. Sie müsse einmal eine Nacht wirklich schlafen. Sie habe schließlich auch nicht die ewige Schönheit gepachtet. Und er wolle, dass seine Emilie die Schönste sei. Gino kam aus dem Badezimmer und setzte sich wieder auf das Bett. »Amalie.« sagte sie. Amalie wäre ihr Name. Emilie, das käme doch von Emil, und sie könne Frauennamen, die von Männernamen abgeleitet wären. Die könne sie nicht leiden.
Sie legte ihren Kopf auf seinen Schoß und zupfte an seinen Haarschöpfchen. »Warum machen das Menschen.« fragte sie. Gino griff nach seinen Haaren. Sie solle das nicht machen, bat er sie. Sonst könnte er die ganze Prozedur wiederholen. Das mit der Holzverkleidung, sagte sie. Warum verkleideten Menschen solche Zimmer mit Holz und machten kleine Saunaräume daraus. Ginge es diesen Menschen darum, sich heiß und zu groß für das Zimmer zu fühlen.
Das wüsste er nicht. Gino stand auf. Ihr Kopf fiel auf das Bett zurück. Gino ging ins Badezimmer. Sie hörte einen Entsetzensschrei und dann: »Amalie. Vielen Dank.
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