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Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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beugte den Kopf. Sie musste seufzen. Sie musste tief Luft holen. Aber dann zogen sich die Schultern nach hinten, und das Kinn hob sich. Sie holte ihr iPad aus der Tasche. Sie nahm den Deckel vom Tee. Kostete. Trank. Das war der richtige Zeitpunkt, die e-mail an die Tante Trude zu schicken. Sie zippte das iPad aus der Hülle. Schaltete ein. Öffnete ihren e-mail account. Es gab Empfang. Sie schüttelte den Kopf. Wo waren hier Mobilfunkantennen. In den Eichen. Oben in den Wipfeln. Sie schaute zu, wie die mails sich aneinanderreihten. Eine Adresse. Sie kannte sie nicht. Eine mail von Gregory: »suggest meeting in london. Savoy Grill. 12.00 sharp … g.«
    Das klang nicht gut. Sie schaute auf den Boden. Gregory zu treffen. Es war eine Gelegenheit, nach London zu flüchten. Es war aber gleich wie in der Schule. Zum Direktor gehen müssen. Zum Direktor gerufen. Krampf in der Magengrube. Schwierigkeiten beim Sehen. Schwindelanfälle. Brechreiz. Blitzartig Durchfall und Schwindel dabei. Und danach. Das Gehen eine Mühsal. Am Geländer die Stufen hochziehen. Die Beine dicke Betonsäulen und nicht abzubiegen. Der Kopf unendlich weit von diesen Betonsäulen entfernt.
    Sie antwortete. Schrieb »sure.«. Starrte auf das tablet. Sie schob die mails weg. Holte sie wieder auf die Oberfläche.
[email protected].
Wer war das. Was war das. Sie wollte gerade auf »Löschen« klicken. Dann öffnete sie doch.
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Re: Re: Drachenopfer
    Ok., geht auch …
    Cindy
     
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Re: Drachenopfer
    All right. Im Hintergrund Verdi. G.
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Drachenopfer
    Greg, ich sorge dafür, dass es hier in der personalsitzung so sein wird; wir werden ihr auch keine wohngelegenheit mehr geben – und prüfungen darf sie ohnehin keine machen. junge fräuleins (mit verlaub …) sind ohnehin schwierig, wenn sie mit sich und der welt ringen. gut abgehangen kann man sie dann manchmal ertragen. dass amy nicht alle tassen im schrank hat, war mir bei unserem ersten kontakt schon klar. also gräm dich nicht … wir haben alle solche misserfolge … liebe grüße … im hintergrund schubert – so halte ich es aus in der welt,
    cindy
     
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Drachenopfer
    Cindygirl,
    mit A. macht das alles keinen Sinn. Trotz allem stellt sie kein Material dar, und das wird auch nicht mehr. Sie wird in Ermangelung einer Alternative ihrerseits auf ihrem Ausbildungsvertrag bestehen. Ich bin gegen jede Weiterführung und rate zu verhindern, dass sie sich mittelfristig durch Mitarbeit in Strazny unverzichtbar macht. Ich warne aufgrund des katastrophalen Abschneidens in Nottingham. Ich warne vor allem aber aufgrund meiner persönlichen Einschätzung, die weit über das Persönliche hinausgeht, sie weiter als bislang in die Ausbildung zu integrieren, etwa in Form einer Stellenversprechung.
    Herzl. G.
    Sie schob den Text hinauf und hinunter. Wie war das. Das musste man von unten lesen. Das begann mit Gregory an Cindy. Gregory schrieb Cindy. Gut. Das war nicht erstaunlich. Sie hatte sich das immer schon gedacht. Heinz und Anton waren Fremdkörper gewesen. Aber nicht wegen ihrer Stasierinnerungen. Die waren assets. Die zwei waren einfach altmodische Typen. Raubeine. War Cindy jetzt Geschäftsführerin geworden. Frauenquote für die Börseneinführung. Cindy als henchwoman für Gregory. O.k.
    Sie beugte sich vor. Griff nach den weißen Blümchen am Boden. Strich mit den Fingern über die Blüten. Gregory wollte sie in London sprechen. Würde er ihr seine persönliche Einschätzung mitteilen. Im »Savoy Grill«. War die Marina da auch da. Ging es ohnehin nur um ihre Unterschrift. Wer aber hatte diese e-mails mit Cindy geschickt. Wer war grtrd. Das musste Gertrud heißen. Grtrd. Das hieß Gertrud. Gertrud hatte ihr diesen Mailaustausch zugeschickt. Zugespielt. Warum. Gertrud. Hinter ihrem Tisch in der Lobby. »Sie sollten hier verschwinden.« Hatte sie verschwinden gesagt. Oder weggehen. Abhauen. Das war doch böse gemeint gewesen. Ablehnend. Aggressiv. Gertrud hatte sie besonders schlecht behandelt. Warum sollte Gertrud ihr diese mails zum Lesen geben. Machte das Spaß. War das vergnüglich für Gertrud. Ihr Versagen ausgebreitet. »Ich warne aufgrund des katastrophalen Abschneidens in Nottingham.« Katastrophales Abschneiden. Das klang richtig fies. Wütend. Empörte

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