Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
Vom Netzwerk:
erfahren würde. Sie holte tief Luft. Was hatte sie schon wieder nicht begriffen. Es war klar, dass er etwas erwartete. Sie wusste nicht, was. Der Kurs in Nottingham. Das war doch, weil diese Fusion den Austausch ermöglichte. Das war ja auch einer der Synergieeffekte gewesen. Die Internationalität. Sie lächelte weiter. Sie bemühte sich, das Lächeln auf ihn zu richten. Die Augen in das Lächeln einzubeziehen. Nichts sagen. Lächeln. Die Pause aushalten. Ihn zum Reden bringen. Er musste Fragen stellen. Sie musste die süße kleine Amy sein und er der Ersatzpapi. Sie sollte sich an die Decke denken und von dort das Gespräch einschätzen. Oder das Verhör. Sie hatte im Kurs für Kommunikationstechniken sich vorstellen müssen, während der Kommunikation eine Fliege zu sein, die das Gespräch umkreisend sich Gedanken machte. Sie hatte dann beschlossen, sich nicht an die Decke zu denken. Sie hatte schon Probleme, wenn sie sich beim Stretchen vorstellen sollte, dass an irgendeinem Körperteil ein Strang ziehe oder der Kopf von einem Magneten an die Decke gezogen würde. Die Vorstellung, sich und Gregory nun von oben zu beobachten. Dann musste sie laut lachen. Sie würde Gregory da oben ja antreffen. Gregory hatte dieselben Kurse gemacht. Gregory hatte die Kursprogramme mitgeschrieben. Gregory hatte Erfahrung darin. Gregory hatte sich sicherlich schon in den seltsamsten Umständen und Räumen an die Decke gedacht und die Situation von oben beobachtet. Beurteilt. Eingeschätzt. Ihr wurde übel. Sie saß strahlend lächelnd da. Erwartungsvoll lächelnd. Auffordernd. Vom Oberbauch eine Übelkeit bis in die Fingerspitzen ausstrahlend. Ein Elend innen. Was habe dieser Aufenthalt in Nottingham nun gebracht, fragte er. Für sie. Gregory steckte das gebutterte Baguettestück in den Mund. Was habe ihr denn Spaß gemacht. Von den Kursen da. Von den Erfahrungen. Sie nahm einen Schluck vom Mineralwasser. Was er meine. Was er genau wissen wolle. Das wäre eine sehr allgemeine Frage. Sie trank wieder vom Wasser. Die Übelkeit zu verbergen. Sie konnte die e-mail vor sich sehen. Gregory wusste doch alles. Gregory war doch informiert.
    Gregory kaute. Er nahm die Flasche mit dem Mineralwasser vom Beistelltischchen und schenkte sich ein. Na. So schwierig wäre das auch wieder nicht zu beantworten. Aber er könne sich vorstellen, dass es problematisch sei für sie. Alle anderen hätten eben die Grundausbildung. Polizei oder Militär. Nicht von da zu kommen. Das mache sie zur Außenseiterin. Aber genau deswegen wäre ihre Beurteilung interessant. Genau deswegen unterstütze er sie doch. Gregory sah sie ernst an. Er unterstütze sie. Das müsse sie wissen. Er habe sie immer unterstützt und gegen alle verteidigt. Wisse sie das denn nicht. Die anderen. Alle wären gegen sie gewesen. Er aber wolle sie genau deswegen. Im normalen operativen Geschäft. Da wären die alle sehr gut. Aber für Spezialaufgaben. Er sei gar nicht sicher, ob sie überhaupt in einem Kurs auftauchen hätte sollen. Nein. Nein. Es sei kein Fehler. Man müsse schon wissen, wie diese Leute funktionierten. Die wären eine geschlossene Gesellschaft da. Das wisse er auch. Aber noch gehöre denen nicht die Welt. Gregory sagte das bitter. Bitterböse sagte er das. Gregory sah sich um. Sie folgte seinem Blick. Ja. Ja. Nickte er. Er habe die angrenzenden Tische alle reserviert. Sie wären hier wirklich ungestört. Sie schaute ihn fragend an. Logistik eins, sagte er. Man müsse nur eine Liste mit Kreditkartennummern dafür haben. Solche Listen kaufe man ein, und dann bestelle man Tische mit Kreditkarten und Namen, die echt waren. Dann hätte man sich die Umgebung quasi gepachtet und könne in Ruhe miteinander reden. Das alles. Das könne sie bei Cindy lernen. Die sei Spezialistin dafür. »Weil sie so gut Russisch kann.« fragte sie. Gregory nickte.
    Gregory nahm wieder vom Mineralwasser. Würde sie meinen, dass ihre Kurskollegen. Wären die nun eigentlich bereit, einen Einsatz in einem Kriegsgebiet erfüllen zu können. Könne sie sich das vorstellen. Sie. Amy. Sie habe im Waffengebrauch nicht so schlecht abgeschnitten, und ihre Stärke wäre ohnehin die Logistik. Aber habe sie genug Personalkompetenz erworben, dass sie sich zutrauen könne, sich in einer solchen Situation durchzusetzen. Transporte. Objektsicherung. Gefängnisse. Glaube sie, dass das ein Monopol der Militärausbildung geblieben sei. Er wäre da anderer Meinung. Er wäre da immer anderer Meinung gewesen. Er halte

Weitere Kostenlose Bücher