Die Schmiede der Dämonen (Colton Sharman. Engelskrieger) (German Edition)
Zeit finden, können Sie mich gerne mal besuchen kommen. Allerdings habe ich nur eine sehr bescheidene Hütte und meist bin ich unterwegs .«
Melissa nickte und verabschiedete sich. Als sie in ihren Wagen stieg, empfand sie einen Stich. Insgeheim schalt sie sich eine dumme Kuh. Wie konnte sie nur so undurchdacht auf einen Mann reagieren, vor allem nach den ganzen Ereignissen mit Alastair? Und doch: als Colton sich umdrehte und nach seinen Hunden pfiff: was für ein Bild von einem Mann, mit einem breiten Kreuz. Der muskulöse Hintern war durch die Hose gut zu sehen und ebenfalls die muskelbepackten Beine. Würde er in einer bevölkerteren Gegend wohnen, könnte er sich wahrscheinlich vor Frauen gar nicht retten.
Hafgan und Tyr beeilten sich, die Schafe von der Straße zu treiben. Die Herde kam in Bewegung. Innerhalb einer halben Minute rannte auch das letzte Schaf blökend den Hang und zu einem neuen Weideplatz hinab. Colton begutachtete seine Tiere mit ruhiger Gelassenheit. Dann drehte er sich um, grinste zauberhaft, winkte und marschierte seinen Schafen hinterher.
Melissa ließ den Motor ihres Austin an. Als sie weiter um den Felsen herumfuhr, kam ein Dörflein in ihren Blick. Sie vermutete, dass das Braellu war. Sie zählte vierzehn Häuser. Insgeheim hoffte sie, dass sie bei einer Familie unterkommen könne. Sie hatte keine Lust darauf, in ihrem Wagen zu übernachten.
Kapitel 2
Die Türglocke bimmelte und Melissa betrat einen kleinen, über und über vollgestopften Laden. Rechts neben dem Eingang stand ein ganz gewöhnlicher, schmaler Küchentisch. Darauf befand sich ein Fernseher, der irgend eine Comedy aus Amerika zeigte. Hinter dem Tisch saß eine alte Frau. Sie war klein und beleibt und sah nicht sonderlich intelligent aus.
Melissa grüßte höflich und fragte: »Sind Sie Morag ?«
Die Frau krächzte etwas auf gälisch , zumindest vermutete Melissa, dass es gälisch war, denn sie verstand kein Wort. »Natürlich bin ich Morag .« , fuhr sie fort. Dabei entblößte sie dunkle Zahnstummel.
»Mein Name ist Melissa Adams. Ich suche meine Schwester, Nadine Adams. Mr. Sharman hat mir gesagt, dass Sie am ehesten wüssten, wo ich sie finden kann .«
»So so, das hat Mr. Sharman gesagt? Ich kenne ihn gar nicht .«
»Den Hirten? Er wohnt doch hier im Dorf .«
»Sie meinen …« und hier folgte wieder ein Wort, das Melissa überhaupt nicht einordnen konnte.
»Nun, mir hat er sich anders vorgestellt. Aber ich weiß, dass meine Schwester einmal aus diesem Dorf angerufen hat und hatte gehofft, dass Sie sie vielleicht kennen oder sogar wissen, wo sie sich gerade aufhält .«
Die alte Frau schaute Melissa an. Die Gesicht war so runzlig, dass man nicht erkennen konnte, welchen Gemütszustand sie gerade hatte. »Wie heißt Ihre Schwester ?«
Melissa wiederholte den Namen.
Jetzt hellte sich das Gesicht der alten Morag ein wenig auf. »Ach, das ist die junge Frau, die die Ameisen züchtet. Ein sonderbares Hobby für eine junge Frau. Aber nett ist sie ja !«
Melissa lächelte leicht. Als sich ihre Schwester anfing, auf Ameisen zu spezialisieren, hatte sie wohl auch den Weg in tausenderlei Missverständnisse gewählt. Die meisten Menschen konnten sich wohl gar nicht vorstellen, dass hinter diesen unscheinbaren Tieren ein Wissen zu finden war, welches der Menschheit durchaus sehr nützlich werden konnte. Doch weil die Menschen es sich nicht vorstellen konnten, füllten sie ihr eigenes Unwissen mit allen möglichen Fantasien auf. Und so hatte die alte Morag aus der jungen Biologin eine Ameisenzüchterin gemacht und aus dem Beruf ein Hobby.
»Das hoffe ich doch! War sie denn in letzter Zeit hier ?«
Morag schüttelte den Kopf und überlegte kurz. »Seit fast einem Monat nicht mehr. Aber sie ist doch nicht verschwunden ?«
Melissa zuckte mit den Schultern. »Schon! Wir haben seit zwei Wochen keine Nachricht mehr von ihr .«
Jetzt brachen aus der alten Frau ganze Kaskaden von unverständlichen Worten heraus. Sie zog dabei aus ihrem Busen ein schmucklos angefertigtes Amulett, das mit einem schlichten Kordel um ihren Hals gebunden war. Sie küsste es und hielt es weiter in ihrer Hand. Dabei schien sie in sich zu versinken. Eine Zeit lang wippte sie so vor und zurück, während sie dabei diese eigenartige Mischung von Singsang, Gebet und Selbstgespräch von sich gab. Schließlich hielt sie inne und blickte erstaunt auf, als habe sie Melissa gerade erst entdeckt.
»Es ist eine Zeit voller Dämonen. Die
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