Die Schmiede der Dämonen (Colton Sharman. Engelskrieger) (German Edition)
informiere nur kurz unsere Zentrale .«
Die beiden Männer verließen die Küche.
Einen Moment lang schwiegen Colton und Melissa sich an.
Dann fragte Melissa: »Und was wirst du jetzt machen? Als halber Engel wärst du im Kampf doch sicherlich auch nützlich. Und mit deinen Kräften.«
Colton schüttelte den Kopf. »Nicht für mich. Ich mag mein Leben. Ich muss es nicht ändern .«
»Ich werde zunächst zu meiner Mutter fahren müssen. Ich weiß gar nicht, wie ich ihr das erzählen soll, dass Nadine tot ist. Vor allem kann ich ihr nicht erzählen, wie sie gestorben ist. Ich muss mir eine gute Ausrede einfallen lassen .« Sie wurde bleich. Ihre Hände zitterten etwas. »Aber dann werde ich froh sein, in mein altes Leben zurückkehren zu können .« Nach einer kurzen Pause ergänzte sie: »Soweit dies jetzt noch möglich ist .«
»Willst du zu Alex Kontakt halten ?« Diese Frage schien Colton wirklich auf dem Herzen zu liegen.
»Warum fragst du das ?«
»Naja, es hat so ausgesehen, als würdet ihr euch sehr gut verstehen und da dachte ich …«
Zuerst starrte Melissa Colton völlig verblüfft an. Dann begann sie zu grinsen und zu giggeln. Schließlich musste sie lauthals lachen.
Colton saß betroffen dabei. Er konnte sich nicht vorstellen, was er so lustiges gesagt hatte.
Die junge Frau brauchte eine ganze Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Doch das Lachen tat ihr gut. Sie merkte, wie die Sorgen und die Trauer von ihr abfielen. Als sie wieder reden konnte, sagte sie zu dem Hirten: »Du hast das nicht begriffen, oder ?«
»Was?«
»Alex und Tom sind zusammen .«
»Das weiß ich doch. Sie sind doch auch zusammen hierhergekommen .«
Melissa kicherte wieder. »Nein, ich meine, die beiden sind schwul .«
»Schwul? Du meinst, so … echt schwul ?« Offenbar wusste er immer noch nicht, ob sich Melissa über ihn lustig machte.
»Das wirst du doch gemerkt haben. Alleine, wie die beiden sich anfassen, ist das doch klar, oder ?«
»Keine Ahnung. Ich habe es nicht gemerkt. Schafe machen sowas nicht .«
* * *
Später suchten die vier das Testament Finlays. Sie fanden eine Abschrift in seinem Arbeitszimmer, in einer der Schubladen. Zu Coltons Überraschung wurde er als Alleinerbe eingesetzt.
»Dann kannst du im Winter warm duschen .« , sagte Alex.
Colton fand den Spruch nicht so witzig. »Wir wäre es lieber, wenn Finlay noch leben würde .«
Am Nachmittag hoben sie das Grab aus. Gegen Abend war die Grube tief genug, dass sie den alten Mann bestatten konnten. Melissa wunderte sich zwar über diese Art des Begräbnisses, aber Tom erklärte ihr, dass die wenigsten von ihnen Familie hätten und viele sogar gar nicht mehr offiziell in den Registern geführt würden. So sei es auch mit Finlay. Man hätte ihn gar nicht auf einen richtigen Friedhof bringen können. Schließlich konnte man niemanden zeremoniell beerdigen, den es nicht gab.
Die Dämmerung brach bereits herein, als sie den Hügel über dem Leichnam festklopften.
Melissa weinte dabei. Eigentlich weinte sie schon den ganzen Nachmittag. Nachdem sie geschlafen hatte, wurde ihr vom Gefühl immer stärker bewusst, dass sie gar nicht so einfach in ihr altes Leben zurückkehren konnte. Ihre beste Freundin, ihre Schwester, mit der sie spätestens seit dem Tod ihres Vaters Freud und Leid intensiv geteilt hatte, war ausgelöscht. Und einen Moment lang fragte sie sich, ob ein Leben als Dämonenjägerin eine gute Alternative war. Auf jeden Fall, dachte sie, würde es ihre Rachegefühle eine Zeit lang befriedigen und die Trauer dämpfen. Doch das war letzten Endes auch keine Lösung. Früher oder später musste sie sich ihren Empfindungen stellen. Und dann wollte sie keine Umwege machen. Deshalb verwarf sie die Idee, Alex' Vorschlag anzunehmen.
Auch die Vorstellung, dadurch Colton näher zu sein, fand sie längst nicht mehr so attraktiv. Es war ja auch egal, ob es gerade nur der Schmerz war, der ihre erotischen Fantasien dämpfte, oder ob die erste Faszination für diesen Mann nun einer Ernüchterung wich. Selbst wenn sie zu einer Jägerin werden würde, waren sie voneinander zu weit entfernt, um sich häufig zu sehen. Und auch dann stand ihnen immer noch dieses merkwürdige Phänomen im Wege, dass sie sich nicht anfassen konnten. Was also nützte es?
Sie übernachtete noch im Gästezimmer. Am nächsten Morgen verabschiedete sie sich und fuhr in Richtung Süden. Alex umarmte sie herzlich und auch Tom zeigte sich sehr freundlich, wenn auch nicht so
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