Die Schmiede der Dämonen (Colton Sharman. Engelskrieger) (German Edition)
Er war jung, wenn auch nicht mehr ganz so jung. Um die dreißig. Aber er sah gut aus, fast schon erotisch, als warte er nur darauf, ein Liebesstelldichein beginnen zu können und als sei Nadine seine Auserwählte.
»Können Sie mir helfen ?« , schnaufte Nadine. Es war eine äußerst dumme Frage. Sie kannte die Antwort bereits.
Der Mann grinste und entblößte ein mak el loses Gebiss. »Sie können gerne hereinkommen .«
Nadine blieb stehen. Es war alles nicht richtig. Irgendwie war sie doch in die Falle getappt. Hinter ihr versammelten sich ihre unheimlichen Verfolger. Sie zingelten die junge Frau nur weiter ein, griffen aber nicht an. Erst jetzt konnte Nadine sie deutlich sehen. Es trieb ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken und sie konnte einen leisen Schrei der Angst nicht unterdrücken.
»Sind sie nicht wunderbar? Sind es nicht ganz herrlich gequälte Seelen ?« , flüsterte der Mann.
Was aus dem Nebel hervorkam, waren Menschen. Aber ihre Körper waren entstellt. Seltsame goldene Ranken durchzogen ihre Haut und schienen das Fleisch und die Knochen in alle Richtungen zu zerreißen. Doch am schlimmsten waren die Hände entstellt. Sie endeten in langen, rasiermesserscharfen Schwertern. Tatsächlich schienen sie mit dem Körper komplett verwachsen.
In einer raschen Bewegung, die Nadine kaum wahrnahm, packte der Mann sie, zog sie an sich, so dass sich ihr Rücken an seinen starken Körper schmiegte. Dabei umarmte er sie, aber nicht zärtlich, sondern wild und unbarmherzig.
Nadine ächzte auf. Obwohl ihre Panik sich noch weiter steigerte, konnte sie einen Schauer der Lust in sich aufsteigen spüren.
»Schau sie dir genau an. Das sind meine Kinder. Lust und Schmerz und eine ewige Vergewaltigung des Fleisches und der Seele.«
Am schlimmsten erschienen Nadine die Gesichter dieser Wesen. Teilweise waren sie aufgerissen. Mal hing eine Gesichtshälfte herab und nur die goldenen Schlieren schienen sie noch festzuhalten, mal war die obere Hälfte des Kopfes aufgerissen. Doch eines ha tt en alle gemeinsam: starrende Augen, in denen man ein entsetztes und gequältes Leben entdecken konnte, eines, das in der tiefsten Verdammnis wohnte.
»Was … was hast du mit ihnen gemacht ?« , stotterte die junge Frau.
»Das, was ich mit dir auch machen werde. Das, was ich mit der ganzen Welt machen werde. Du wirst es lieben .« Er presste sie noch fester an sich und schob sie in das Haus hinein. Dabei sagte er: »Nun, vielleicht wirst du es nicht lieben. Aber ich!« Er kicherte leise und hämisch.
Nadine begann zu weinen, während sie ins Innere geschoben wurde.
* * *
Melissa verdrehte die Augen und nahm ab.
»Hallo Mama!«
»Du hast dich seit Tagen nicht bei mir gemeldet !« , erklang die wehleidige Stimme ihrer Mutter am anderen Ende.
»Du doch auch nicht .« , konterte sie. »Außerdem hatte ich viel zu tun .«
»Du wirst doch mal fünf Minuten am Tag Zeit für ein Telefonat mit deiner Mutter haben .«
Melissa seufzte leise. Meist musste sie ihre Mutter gewaltsam abwürgen, sonst würden diese fünf Minuten Stunden dauern. Ihre Mutter hatte die unschöne Fähigkeit, über alles und jedes zu plaudern und nicht zum Punkt zu kommen.
»Mama, wenn du dich langweilst, dann such dir doch ein Hobby. Warum gehst du nicht wieder tanzen ?«
»Du weißt ganz genau, warum ich nicht mehr tanze. Seit dein Vater tot ist, habe ich keine Freude mehr daran .«
»Ich versteh dich nicht. Das ist jetzt zehn Jahre her und seitdem hast du kaum noch etwas mit Freunden unternommen .«
»Das kannst du auch nicht verstehen. Du hast ja noch nicht dein Leben gelebt .«
Die junge Frau schüttelte den Kopf. Das war wieder einer der Sprüche ihrer Mutter, die sie abgrundtief hasste. Alles musste sie besser wissen und war dabei trotzdem zutiefst depressiv.
»Rufst du an, um mich zu beleidigen ?«
»Quatsch. Ich wollte nur hören, wie es dir geht .«
»Das war dem bisherigen Gespräch nicht zu entnehmen .« Melissa redete mit ihr häufiger gestelzt. Das hinderte sie daran, ihre Mutter anzuschreien.
»Also, wie geht es dir ?«
Melissa wollte gerade ›gut‹ sagen, als ihre Mutter fortfuhr: »Entschuldige, dass ich dich unterbreche, aber mir fällt gerade ein, dass ich dich von den Coltranes grüßen soll. Ich finde es ja ganz gut, dass du dich mit diesem Tom nicht eingelassen hast. Stell dir vor, er ist jetzt Gitarrist in Los Angeles. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was das für dich bedeutet hätte. Die Amerikaner bekommen
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