Die-Schnaeppchenjaegerin
anfangen...
2,5 Millionen Zuschauer. - Wow. Eine ganz schöne Menge eigentlich. 2,5 Millionen Menschen, die zu Hause sitzen und auf den Bildschirm starren. Mein Gesicht anstarren. Darauf warten, was ich wohl als Nächstes sage.
Oh, Gott. Nicht daran denken. Ich muss mich immer wieder daran erinnern, wie gut ich vorbereitet bin. Ich habe gestern Abend stundenlang vor dem Spiegel geübt und weiß quasi auswendig, was ich sagen werde.
Zelda hat gesagt, man muss sich klar und einfach ausdrücken, weil das Publikum von Morning Coffee zu 76 Prozent aus Hausfrauen besteht, die sich nebenbei um ihre Kleinkinder kümmern und daher dem Fernseher nicht ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken können. Sie hat sich immer wieder dafür entschuldigt, dass ich mich auf ein so seichtes Niveau herablassen muss, und zeigte Verständnis dafür, dass eine Finanzexpertin wie ich das sicher wahnsinnig frustrierend findet. Ich habe sie natürlich in dieser Annahme bestätigt.
Aber offen gestanden bin ich eher erleichtert. Je seichter das Niveau, desto besser, finde ich. Ich meine, einen Artikel für die Daily World zu schreiben, bei dem ich alle meine Notizen und Unterlagen zur Hand hatte, ist eine Sache - knifflige Fragen live im Fernsehen zu beantworten, eine andere. (Ich finde das sogar ziemlich beängstigend, aber das habe ich Zelda natürlich nicht gesagt. Ich will ja nicht als Volltrottel dastehen.)
Ich werde meinen Part also mit folgender Frage eröffnen: »Wenn Sie die Wahl hätten zwischen einer Kaminuhr und 20 000 Pfund - wofür würden Sie sich entscheiden?« Rory oder Emma wird antworten: »Für die 20 000 Pfund natürlich!« Und ich sage: »Genau. Für die 20 000 Pfund.« Dann lege ich eine kurze Pause ein, damit das Publikum begreift, um welche Summe es sich hier handelt. Dann sage ich: »Ais Flagstaff Life seinen Kunden eine Kaminuhr als Geschenk anbot, hat das Unternehmen leider versäumt, den Kunden gleichzeitig mitzuteilen, dass sie, wenn sie die Kaminuhr annehmen, auf eine Gewinnausschüttung von 20 000 Pfund verzichten.«
Hört sich doch gut an, oder? Rory und Emma werden mir einige ziemlich einfache Fragen stellen, wie zum Beispiel: »Wie können sich unsere Zuschauer gegen ein solches Vorgehen schützen?«, und ich werde leicht verständliche, simple Antworten geben. Und ganz am Schluss werden wir uns, um weiterhin schön seicht zu bleiben, darüber unterhalten, was man sich für 20 000 Pfund so alles kaufen kann.
Das ist eigentlich der Teil meines Auftritts, auf den ich mich am meisten freue. Ich habe mir schon ganz viele Sachen überlegt, die man für 20 000 Pfund kaufen kann. Und war echt beeindruckt. Hätten Sie gewusst, dass man sich für 20 000 Pfund zweiundfünfzig Gucci-Armbanduhren kaufen kann und dann noch genug Geld übrig hat für eine Gucci-Tasche?
Das Morning-Cqffee-Studio liegt in Maida Vale, und als wir uns den Toren nähern, die man aus dem Vorspann der Show kennt, werde ich schon wieder ganz aufgeregt. Jetzt bin ich wirklich hier. Ich komme wirklich ins Fernsehen!
Der Pförtner winkt uns durch die Absperrung, wir halten neben einer riesigen, doppelflügeligen Tür, und der Fahrer öffnet mir die Wagentür. Meine Beine zittern, als ich aussteige, aber ich zwinge mich dazu, selbstbewusst die Stufen hinaufzugehen, in die Empfangshalle und dann direkt auf den Tresen zu.
»Guten Morgen«, sage ich ein wenig unsicher. »Ich soll zu Morning Coffee...«
»Ah, ja«, sagt die Empfangsdame und sucht meinen Namen in einer Liste. Dann greift sie zum Telefon, wählt eine Nummer und sagt: »Jane? Rebecca Bloomwood ist hier.« Dann deutet sie auf eine ganze Reihe knautschiger Sessel und sagt: »Es kommt gleich jemand.«
Ich gehe hinüber zum Wartebereich und setze mich gegenüber einer Frau mittleren Alters mit ziemlich wilden, dunklen Haaren und einer mächtigen Bernsteinkette um den Hals. Sie zündet sich eine Zigarette an, und obwohl ich ja schon länger nicht mehr rauche, verspüre auch ich plötzlich das Bedürfnis... Nicht, dass ich nervös wäre oder so. Ich habe bloß Lust auf eine Zigarette.
»Entschuldigen Sie bitte«, ruft die Empfangsdame. »Hier ist rauchen verboten!«
»Mist«, brummelt die Frau heiser. Sie macht noch einen langen Zug, drückt dann die Zigarette auf einer Untertasse aus und lächelt mich verschwörerisch an. »Treten Sie auch gleich in der Show auf?«
»Ja«, sage ich. »Und Sie?«
Die Frau nickt. »Ich stelle meinen neuesten Roman vor, Blutroter Sonnenuntergang.« Sie
Weitere Kostenlose Bücher