Die-Schnaeppchenjaegerin
mich hören.
Na gut, jetzt aber erst mal weiter zur nächsten Glasvitrine.
Pokal mit Schnitzereien. England, Mitte des 15. Jh.
Mann, habe ich einen Kaffeedurst. Wie lange bin ich schon hier? Bestimmt...
Oh. Erst eine Viertelstunde.
Dann komme ich in einen Ausstellungsraum, wo die Geschichte der Mode nachgezeichnet wird, und bin auf einmal richtig interessiert und wissbegierig. In diesem Raum verbringe ich mehr Zeit als in allen anderen zusammen. Aber auch die Reihe der Kleider und Schuhe hat ein Ende, und dann geht es wieder weiter mit Statuen und kleinen komplizierten Exponaten in Glasvitrinen. Ich gucke ständig auf die Uhr, mir tun die Füße weh... bis ich mich schließlich auf ein Sofa sinken lasse.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag Museen. Wirklich. Und koreanische Kunst interessiert mich auch. Es ist nur... der Boden hier ist furchtbar hart, und ich habe ziemlich enge Stiefel an, außerdem ist es heiß und ich habe meine Jacke ausgezogen, aber es ist so lästig, die mit sich herumzutragen. Und was völlig irre ist: Ich glaube ständig, eine Ladenkasse zu hören. Das bilde ich mir ja wohl ein.
Völlig erschöpft sitze ich da und frage mich, ob ich überhaupt noch die Energie aufbringe, wieder aufzustehen. Doch da betritt die Horde japanischer Touristen den Raum, und ich sehe mich gezwungen, aufzustehen und so zu tun, als würde ich mir etwas ansehen. Ich werfe einen flüchtigen Blick auf einen Wandteppich und verziehe mich dann in einen Flur, in dem alte indische Fliesen ausgestellt sind. Das bringt mich auf die Idee, dass wir vielleicht mal unser Badezimmer neu fliesen sollten. Durch ein metallenes Fenstergitter erhasche ich einen Blick auf etwas und bin wie vom Donner gerührt.
Träume ich? Ist das eine Fata Morgana? Ich sehe eine Ladenkasse und Leute, die anstehen, und eine Glasvitrine mit Preisschildern...
Oh, Gott, es ist wahr! Es ist ein Laden! Direkt vor meiner Nase, ein Laden}.
Mein Schritt ist plötzlich ganz beschwingt, und wie durch ein Wunder bin ich wieder voller Energie. Ich folge dem Gepiepe der Kasse, biege um die Ecke und bin schon da. Auf der Schwelle bleibe ich stehen und ermahne mich selbst, mir nicht zu große Hoffnungen zu machen und nicht zu enttäuscht zu sein, wenn es hier nur Lesezeichen und Geschirrhandtücher gibt.
Dem ist aber nicht so. Der Laden ist genial! Warum habe ich nicht schon früher davon gehört? Hier wird herrlichster Schmuck verkauft, massenweise interessante Kunstbücher, wunderschöne Keramiken, Grußkarten...
Oh. Heute sollte ich doch nichts kaufen. Mist.
Das ist ja schrecklich. Was hat man denn davon, ein neues Geschäft zu entdecken und dann nichts kaufen zu können? Das ist nicht fair. Alle anderen kaufen hier, alle anderen amüsieren sich prächtig. Untröstlich lungere ich eine Weile neben einem Regal mit Bechern herum und beobachte eine Australierin dabei, wie sie einen Stapel Bücher über Skulpturkunst kauft. Sie plaudert angeregt mit der Kassiererin, und mittendrin höre ich, wie sie etwas von Weihnachten sagt. Da habe ich einen Geistesblitz!
Weihnachtseinkäufe! Ich kann meine gesamten Weihnachtseinkäufe hier erledigen! Gut, März ist eigentlich noch ein bisschen früh dafür - aber was spricht dagegen, rechtzeitig alles unter Dach und Fach zu haben? Dann muss ich mich, wenn Weihnachten vor der Tür steht, nicht durch diese schrecklichen Menschenmassen quälen. Ich fasse es nicht, dass ich da nicht schon früher drauf gekommen bin! Und gegen die Regeln verstoße ich damit auch nicht, weil ich ja ohnehin irgendwann Weihnachtsgeschenke kaufen muss, richtig? Ich verlege den Einkaufszeitpunkt lediglich ein kleines bisschen vor. Klingt doch logisch.
So kommt es also, dass ich eine Stunde später glückselig mit zwei Einkaufstüten in der Hand den Museumsshop verlasse. Ich habe ein in William-Morris-Drucke eingeschlagenes Fotoalbum gekauft, ein altmodisches Puzzlespiel aus Holz, ein Buch über Modefotografie und eine ganz tolle Teekanne aus Keramik. Ich liebe Weihnachtseinkäufe! Ich weiß zwar noch nicht, wem ich was davon schenken werde - aber der springende Punkt ist ja, dass alle diese Geschenke zeitlose und individuelle Gegenstände sind, die sich in jeder Wohnung gut machen. (Na ja, zumindest die Teekanne, denn bei der stand genau das auf dem kleinen Pappkärtchen, das daran hing.) Ich habe also gut eingekauft.
Überhaupt war der heutige Vormittag ein durchschlagender Erfolg, würde ich sagen. Als ich das Museum verlasse, bin ich
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