Die-Schnaeppchenjaegerin
aufgebackenen Nan-Brote aus dem Ofen und arrangiere alles hübsch auf zwei Tellern. Dann streue ich noch frischen, gehackten Koriander darüber - und schon sieht das Ganze aus, als wäre es für die Marie Ciaire fotografiert worden. Ich trage die Teller ins Wohnzimmer und stelle einen vor Suze ab.
»Wow!«, sagt sie. »Das sieht ja toll aus!«
»Ich weiß«, sage ich stolz und setze mich ihr gegenüber. »Klasse, was?«
Ich beobachte sie dabei, wie sie die beladene Gabel zum ersten Mal in den Mund schiebt, dann tue ich es ihr nach.
»Hmmm! Köstlich!«, sagt Suze und kaut genießerisch. »Ganz schön scharf«, fügt sie nach einer Weile hinzu.
»Sind frische Chilis drin«, verrate ich ihr. »Und Chilipulver. Aber schmeckt gut, oder?«
»Schmeckt super!«, sagt Suze. »Bex, was du nicht alles kannst! Ich würde so was nie im Leben hinkriegen!«
Doch als sie weiter kaut, macht sich ein merkwürdiger Ausdruck auf ihrem Gesicht breit. Mir bleibt ehrlich gesagt auch ein bisschen die Spucke weg. Dieses Curry ist wirklich ganz schön scharf. Genau genommen, ist es sogar verdammt scharf.
Suze hat ihren Teller vor sich abgestellt und trinkt einen großen Schluck Wein. Als sie aufsieht, hat sie ganz rote Wangen.
»Alles klar?«, sage ich und zwinge mich trotz der Schmerzen im Mund zu lächeln.
»Ja, ja, mir geht’s super!«, sagt sie und beißt verzweifelt in das Nan-Brot. Ich sehe auf meinen Teller und schiebe etwas widerwillig noch einmal Curry auf meine Gabel. Im gleichen Moment fängt meine Nase sturzbachartig an zu laufen. Suze schnieft ebenfalls vor sich hin, doch als sich unsere Blicke begegnen, schenkt sie mir ein strahlendes Lächeln.
Oh, Gott, ist das scharf. Ich halte das nicht aus: Meine Wangen brennen, mir kommen die Tränen. Wie viel Chilipulver habe ich denn da bloß reingetan? Doch nur einen Teelöffel voll... oder waren es zwei? Ich habe mich ganz auf meinen Instinkt verlassen und einfach reingeschmissen, was mir richtig erschien. Nun ja. So viel zu meinem Instinkt.
Mir laufen Tränen über das Gesicht, und ich schniefe unüberhörbar.
»Alles in Ordnung?«, fragt Suze besorgt.
»Mir geht’s gut!«, sage ich und lege die Gabel ab. »Es ist nur... na ja. Ein bisschen scharf.«
In Wirklichkeit ist gar nichts in Ordnung. Und es liegt nicht nur an dem scharfen Essen, dass mir Tränen übers Gesicht laufen. Ich habe plötzlich das Gefühl, eine totale Versagerin zu sein. Nicht mal ein schnelles, schlichtes Curry kriege ich hin. Ganz zu schweigen von den Unsummen, die ich dafür ausgegeben habe - für die Pfanne, die Schürze, die Gewürze... Es ist einfach alles schief gelaufen. Ich habe überhaupt nichts gespart. Die letzte Woche war ein einziges Desaster.
Ich schluchze auf und stelle den Teller auf den Boden.
»Es schmeckt furchtbar!«, sage ich unglücklich und fange an zu heulen. »Du brauchst es nicht zu essen, Suze. Hinterher stirbst du noch dran.«
»Bex! Jetzt sei doch nicht albern!«, sagt Suze. »Es schmeckt toll!« Sie sieht mich an und stellt dann ihren Teller auf den Boden. »Ach, Bex.« Sie rutscht über den Boden
auf mich zu und nimmt mich in den Arm. »Nicht weinen. Es ist nur ein bisschen scharf geraten. Aber ansonsten schmeckt es wirklich klasse! Und das Nan-Brot ist dir auch gelungen! Wirklich. Reg dich doch nicht so auf.«
Ich mache den Mund auf, um etwas zu antworten, stattdessen entfährt mir nur ein weiterer Schluchzer.
»Bex, nein!«, winselt Suze und heult dabei fast schon selbst. »Es ist superlecker! Das ist das beste Curry, das ich je gegessen habe!«
»Ach, es ist nicht nur wegen dem Curry«, schluchze ich und wische mir über die Augen. »Es geht darum, dass ich sparen wollte. Dieses Curry hier sollte eigentlich nur zwei Pfund fünfzig kosten.«
»Aber... wieso das denn?«, fragt Suze verwundert. »Hast du mit jemandem gewettet, oder was?«
»Nein!«, wimmere ich. »Ich habe Schulden! Und mein Dad hat gesagt, ich sollte entweder Ordentlich Sparen oder Mehr Geld Verdienen. Also habe ich versucht, ordentlich zu sparen, aber es funktioniert einfach nicht...« Ich unterbreche mich selbst. Schluchzer schütteln mich. »Ich bin eine elende Versagerin!«
»Du bist keine Versagerin!«, widerspricht Suze mir prompt. »Bex, du bist das genaue Gegenteil von einer Versagerin. Es könnte höchstens sein, dass...« Sie zögert. »Also,
es könnte natürlich sein, dass..«
»Was?«
Erst herrscht kurzes Schweigen, dann sagt Suze ernst: »Ich glaube, du hast dich für die
Weitere Kostenlose Bücher