Die-Schnaeppchenjaegerin
wahnsinnig zufrieden und beschwingt. Das zeigt mal wieder, wie sehr Kultur der Seele gut tut. Von jetzt an werde ich jeden Samstag Vormittag ins Museum gehen.
Als ich nach Hause komme, liegt die Post auf der Fußmatte - unter anderem ein quadratischer, handschriftlich an mich adressierter Umschlag. Die Schrift kenne ich nicht. Ich stelle die Tüten in meinem Zimmer ab, reiße den Umschlag auf- und bin sprachlos vor Überraschung. Die Karte ist von Luke Brandon. Wie kommt der denn an meine Privatadresse?
Liebe Rebecca, steht da, ich habe mich gefreut, Sie neulich im Terrazza zu sehen, und hoffe, Sie hatten einen schönen Abend. Mir ist gerade eingefallen, dass ich mich noch gar nicht für die prompte Rückzahlung der£20,00 bedankt habe. Ich weiß das sehr zu schätzen.
Mit besten Grüßen - und natürlich meinem tiefsten Mitgefühl zum Tod Ihrer Tante Ermintrude, Luke Brandon (Wenn es Sie irgendwie tröstet: Ich glaube, niemandem würde das Tuch besser stehen als Ihnen.)
Noch immer sprachlos, betrachte ich unverwandt diese Karte. Ich bin völlig perplex. Das ist aber nett von ihm. So eine schöne, handschriftliche Karte, nur, um mir für meine Karte zu danken. Ich meine, das wäre ja nicht nötig gewesen. Er ist doch nicht einfach nur höflich, oder? Man muss sich doch nicht schriftlich bei jemandem dafür bedanken, dass er einem zwanzig Pfund zurückgegeben hat.
Oder etwa doch? Vielleicht gehört sich das heutzutage so. Heute schickt doch fast jeder zu jedem Anlass eine Karte. Hm, ich weiß gar nicht mehr, was sich gehört und was nicht. Stellt diese Karte nur ein höfliches Dankeschön dar? Oder hat sie mehr zu bedeuten? Und wenn ja... - was?
Will er mich auf den Arm nehmen?
Oh, Gott, genau das ist es. Er weiß, dass es Tante Ermintrude gar nicht gibt. Er zieht mich bloß auf, um mich zu ärgern.
Andererseits... würde er sich wirklich die Mühe machen, eine Karte zu kaufen, zu schreiben und mir zu schicken, nur um mich zu ärgern?
Ach, ich weiß nicht. Ist ja auch egal. Ich mag ihn ja sowieso nicht.
Nach so viel Kultur am Vormittag habe ich mir für den Nachmittag eine kleine Belohnung verdient. Ich kaufe mir eine Vogue und eine Tüte Minstrels und lege mich eine Weile aufs Sofa. Wie ich das vermisst habe. Ich habe ja schon... ja,
schon fast eine Woche keine Zeitschrift mehr gelesen. Abgesehen von Suzes Harper’s and Queen gestern. Und wann ich das letzte Mal Schokolade gegessen habe, daran kann ich mich nicht mal erinnern.
Aber allzu lange kann ich hier nicht rumliegen, weil ich nämlich noch mal raus muss, um die Zutaten für das selbst gekochte Curry zu kaufen. Nachdem ich mein Horoskop gelesen habe, lege ich die Vogue zur Seite und hole mein neues indisches Kochbuch. Ich bin regelrecht aufgeregt. Ich habe noch nie selber Curry gemacht.
Ich habe das Riesengarnelenrezept verworfen, als mir klar wurde, dass Riesengarnelen ziemlich teuer sind. Stattdessen werde ich ein Balti mit Huhn und Pilzen machen. Das sieht preisgünstig und einfach aus, ich muss nur noch den Einkaufszettel schreiben.
Als ich damit fertig bin, bin ich etwas verblüfft. Die Liste ist viel länger, als ich erwartet hatte. Ich wusste gar nicht, dass man so viele verschiedene Gewürze braucht, um ein Currygericht zu kochen. Außerdem habe ich gerade in der Küche nachgesehen und festgestellt, dass wir weder eine Baltipfanne haben noch eine Gewürzmühle, noch so ein spezielles Gefäß, in dem die aromatische Paste zusammengemixt wird. Von einem Holzlöffel und einer funktionierenden Waage ganz zu schweigen.
Aber das macht nichts. Ich gehe eben schnell zu Peter Jones rüber und kaufe alles ein, was wir an Küchenausstattung brauchen, dann besorge ich die Lebensmittel, und dann komme ich wieder und fange an zu kochen. Ich muss mir nur immer wieder vor Augen führen, dass ich den ganzen Kram nur einmal einkaufen muss - denn dann bin ich ja voll ausgerüstet und kann jeden Abend leckere Currys machen. Es handelt sich also um eine gute Investition.
Als Suze abends vom Camden Market nach Hause kommt, stehe ich mit meiner neuen, gestreiften Schürze in der Küche und mahle geröstete Gewürze in unserer neuen Gewürzmühle.
»Puh!«, macht sie, als sie in die Küche kommt. »Was ist das denn für ein Gestank?«
»Das sind wohlduftende Gewürze«, antworte ich leicht säuerlich und trinke einen Schluck Wein. Ehrlich gesagt, ist das alles ein bisschen komplizierter, als ich gedacht hatte. Ich versuche etwas zu machen, das sich »Balti
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