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Die-Schnaeppchenjaegerin

Die-Schnaeppchenjaegerin

Titel: Die-Schnaeppchenjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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ich das gar nicht nötig, nehme ich mir einen Orientierungsplan und lese eine Ankündigung diverser Vorträge zu Themen wie »Das Porzellan der Yuan- und frühen Ming-Dynastie« durch. Dann spaziere ich ganz zwanglos in den ersten Ausstellungsraum.
    »Entschuldigen Sie bitte!«, ruft mir die Dame am Eingangstresen hinterher. »Haben Sie bezahlt?«
    Ob ich was habe? Man muss doch im Museum keinen Eintritt zahlen! Ach so, natürlich! Sie will mich bloß veräppeln. Ich lache ihr kurz und freundlich zu und gehe weiter.
    »Entschuldigen Sie bitte!«, wiederholt sie diesmal etwas schärfer. Wie aus dem Nichts taucht ein Typ in Sicherheitsdienst-Uniform auf. »Haben Sie Eintritt bezahlt?«
    »Eintritt frei!«, sage ich perplex.
    »Tut mir Leid, aber da irren Sie sich«, sagt sie und zeigt auf ein Schild hinter mir. Ich drehe mich um, lese es und falle fast um vor Erstaunen.
    Eintritt £ 5,00.
    Mir wird ganz schwach in den Knien vor Entsetzen. Was ist denn nur mit dieser Welt los? Jetzt wollen sie sogar Geld dafür haben, dass man ins Museum geht. Das gibt es doch gar nicht. Ich meine, das weiß doch jeder, dass man in Museen keinen Eintritt bezahlen sollte. Wenn man in Museen Eintritt bezahlen muss, geht doch keiner mehr hin! Unser kulturelles Erbe wird einer ganzen Generation vorenthalten werden, weil diese die exorbitante finanzielle Hürde nicht überwinden kann. Die Nation wird weiter dumm gehalten, und die zivilisierte Gesellschaft wird an den Rand des Zusammenbruchs getrieben. Ist es das, was Sie wollen, Tony Blair?
    Abgesehen davon, habe ich keine fünf Pfund dabei. Ich habe extra nur die zwei Pfund fünfzig, die ich für die Curryzutaten brauche, eingesteckt. Mein Gott, wie ätzend! Ich meine, hier stehe ich jetzt also und bin bereit und willens, mir etwas Kultur anzutun. Ich will da hineingehen und mir die... äh, also, was auch immer da drin ist, ansehen - und ich kann nicht!
    Jetzt glotzen die japanischen Touristen mich an wie eine Kriminelle. >Verschwindet!<, denke ich verärgert. >Geht und guckt euch ein bisschen Kunst an.<
    »Wir akzeptieren auch Kreditkarten«, informiert die Dame mich. »VISA, Switch, American Express.«
    »Oh«, sage ich. »Ja, dann...«
    »Die Jahreskarte kostet fünfzehn Pfund«, klärt sie mich auf, als ich nach meinem Portemonnaie greife. »Damit haben Sie ein Jahr lang freien Eintritt.«
    Ein Jahr lang freier Eintritt! Sekunde mal eben, David E. Barton meint doch, man sollte bei jeder Geldausgabe die »Kosten pro Gebrauch« überschlagen, indem man den Preis durch die Anzahl der anzunehmenden Gebrauchsgelegenheiten teilt. Nehmen wir also an, ich gehe ab heute einmal pro Monat ins V&A (das finde ich ziemlich realistisch). Wenn ich eine Jahreskarte kaufe, kostet mich jeder Besuch nur... ein Pfund fünfundzwanzig!
    Na also, das ist doch ein gutes Geschäft! Genau genommen ist es sogar eine vernünftige Investition.
    »Okay, ich nehme die Jahreskarte«, sage ich und reiche der Dame meine VISA-Karte. Ha! Kultur, ich komme!
    Los geht’s. Ich studiere den kleinen Orientierungsplan, sehe mir jedes Ausstellungsstück an und lese aufmerksam die kleinen Schildchen.
    Kelch aus Silber. Holland, 16. Jh.
    Agraffe mit Darstellung der Dreieinigkeit. Italien,
    Mitte des 15. Jh.
    Blauweiße irdene Schale. Frühes 17. Jh.
    Die Schale ist eigentlich richtig hübsch, geht mir auf einmal durch den Kopf. Wie viel die wohl kostet? Sieht ganz schön teuer aus... Ich recke den Hals, um irgendwo ein Preisschild zu entdecken, als mir wieder einfällt, wo ich bin. Natürlich. Das hier ist kein Kaufhaus. Hier gibt es keine Preisschilder.
    Eigentlich schade, finde ich. Schließlich entgeht einem so eine ganze Menge Spaß, oder nicht? Ich meine, man latscht herum und guckt sich all die Sachen an - das wird doch langweilig auf die Dauer. Es wäre doch viel interessanter, wenn überall Preisschilder dran wären. Also, ich finde, alle Museen sollten ihre Ausstellungsstücke mit Preisen auszeichnen. Dann würde man sich so einen Silberkelch oder eine Marmorstatue oder die Mona Lisa ansehen und für ihre Schönheit und ihre historische Bedeutung bewundern - und dann würde man einen Blick auf das Preisschild werfen und keuchen: »Hey, jetzt schaut euch das mal an, wie viel das kostet!« Das würde die ganze Angelegenheit doch wirklich etwas aufpeppen.
    Vielleicht sollte ich der Museumsleitung mal schreiben und das vorschlagen. Ich bin ja immerhin im Besitz einer Jahreskarte. Will sagen, sie sollten in gewissem Maße auf

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