Die-Schnaeppchenjaegerin
lachen soll, aber...«
»Der Hund!« Luke fängt schon wieder an zu lachen. »Dieser verdammte Hund!«
»Und ihre Klamotten!« Ich schüttele mich ein wenig, als wir weiterfahren und die Dame in Pink zurücklassen. Das Letzte, das wir von ihr sehen, ist ihr riesiges pinkfarbenes Hinterteil, das sie in die Luft streckt, um die Eistöpfe aufzusammeln. »Tut mir Leid, aber ich finde, pinkfarbene Ballonseide-Jogginganzüge sollten verboten werden.«
»Ganz Ihrer Meinung«, sagt Luke und nickt ernst. »Pinkfarbene Ballonseide-Jogginganzüge werden hiermit verboten. Und Herrenhalstücher.«
»Und Feinrippunterhosen mit Eingriff«, sage ich ohne nachzudenken und laufe dann dunkelrot an. Wie konnte ich Luke Brandon gegenüber nur Feinrippunterhosen mit Eingriff erwähnen? »Und Toffee-Popcorn«, erweitere ich hastig die Liste.
»Genau«, sagt Luke. »Wir verbieten also pinkfarbene Ballonseide-Jogginganzüge, Herrenhalstücher, Feinrippunterhosen mit Eingriff,Toffee-Popcorn...«
»Und Fahrgäste ohne Kleingeld«, meldet sich der Taxifahrer zu Wort.
»Okay«, sagt Luke und zuckt mit den Schultern. »Fahrgäste ohne Kleingeld.«
»Und Fahrgäste, die kotzen. Die sind die allerschlimmsten.«
»Okay...«
»Und Fahrgäste, die ums Verrecken nicht wissen, wo sie hin wollen.«
Luke und ich sehen uns an und fangen wieder an zu kichern.
»Und Fahrgäste, die kein Wort Englisch können. Die machen einen wahnsinnig.«
»Klar«, sagt Luke. »Also... im Grunde alle Fahrgäste.«
»Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagt der Fahrer. »Ich habe nichts gegen Ausländer...« Er hält vor Harrods. »Da sind wir. Sie gehen wohl einkaufen, was?«
»Richtig«, sagt Luke und zieht seine Brieftasche hervor.
»Und was genau?«
Ich sehe Luke erwartungsvoll an. Das hat er mir nämlich auch noch nicht verraten. Klamotten? Ein neues After Shave? Werde ich immer wieder an seiner Wange schnuppern müssen? (Ich hätte eigentlich gar nichts dagegen.) Möbel? Oder so etwas Langweiliges wie einen neuen Schreibtisch?
»Koffer«, sagt er und reicht dem Fahrer einen Zehn-Pfund-Schein. »Stimmt so.«
Koffer! Schalenkoffer, Reisetaschen, Beauty-Cases und so’n Kram. Während ich durch die Kofferabteilung schlendere und mir Louis-Vuitton-Koffer und Kalbsledertaschen ansehe, bin ich ganz fertig. Und regelrecht entsetzt von mir. Koffer. Warum um alles in der Welt bin ich noch nie auf Koffer gekommen?
Hier besteht möglicherweise Erklärungsbedarf: Seit Jahren halte ich mich an so eine Art inoffiziellen Einkaufszyklus. Funktioniert so ähnlich wie der Fruchtwechsel in der Landwirtschaft. Mit dem einzigen Unterschied, dass ich mich statt an Weizen-Mais-Gerste-Brache an Klamotten-Makeup-Schuhe-Klamotten halte. (Die Brache lasse ich für gewöhnlich aus.) Einkaufen hat nämlich eigentlich sehr viel mit der Felderbestellung gemeinsam. Man kann nicht immer das Gleiche kaufen. Man muss Abwechslung in die Sache bringen. Sonst langweilt man sich und hat keinen Spaß mehr daran.
Und ich war in dem Glauben, dass die in meinem Einkaufszyklus herrschende Abwechslung der aller anderen Konsumenten entsprach. Ich war in dem Glauben, alle Bereiche abgedeckt zu haben. Wie abgestumpft ich gewesen sein muss! Dass mir überhaupt nicht aufgefallen ist, was mir die ganze Zeit schon entging! Was ich mir selbst vorenthalten habe! Mir wird ganz schwindelig beim Gedanken daran, wie viele Chancen ich in den letzten Jahren vertan habe! Reisekoffer, Trolleys, Bordcases, Hutkoffer mit Monogramm... Mit wackeligen Knien steuere ich eine stille Ecke an und setze mich neben einen roten Lederkosmetikkoffer auf ein Podest.
Wie konnte ich das bloß so lange Zeit übersehen? Wie konnte ich einen kompletten Einzelhandelssektor ignorieren und dabei ein so unbekümmertes Leben führen?
»Also, was meinen Sie?«, fragt Luke, als er auf mich zukommt. »Werde ich hier fündig?«
Jetzt fühle ich mich natürlich wie eine Versagerin. Warum konnte er denn nicht ein richtig gutes weißes Hemd kaufen wollen? Oder einen Kaschmirschal? Oder Handcreme? Da hätte ich ihn kompetent beraten und sogar Preise nennen können. Aber Koffer... Auf dem Gebiet bin ich doch blutige Anfängerin.
»Na ja«, sage ich, um Zeit zu gewinnen. »Kommt drauf an. Sieht alles toll aus.«
»Ja, nicht?« Er folgt meinem Blick durch die Abteilung. »Aber welchen würden Sie sich aussuchen? Wenn Sie sich einen dieser Koffer kaufen sollten, für welchen würden Sie sich entscheiden?«
Es hat keinen Zweck. Ich kann
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