Die-Schnaeppchenjaegerin
einfach nicht bluffen.
»Also, ehrlich gesagt ist das hier nicht ganz mein Gebiet.«
»Was?«, fragt er ungläubig. »Einkaufen?«
»Koffer«, erkläre ich. »Mit dieser Materie habe ich mich bisher so gut wie gar nicht befasst. Ich weiß, das hätte ich tun sollen, aber...«
»Ach... macht nichts«, sagt Luke und verzieht den Mund zu einem Lächeln. »Für welchen würden Sie sich also als Nicht-Expertin entscheiden?«
Das ist natürlich etwas anderes.
»Hmmm«, mache ich und erhebe mich so geschäftsmäßig wie möglich von dem Podest. »Da muss ich mich mal genauer umsehen.«
Mann, haben wir einen Spaß. Wir stellen acht Koffer in einer Reihe nebeneinander auf und geben ihnen Noten für Aussehen, Gewicht, Futterqualität, Anzahl der Innentaschen und Leistungsfähigkeit der Rollen. (Letzteres teste ich, indem ich jeden einzelnen Koffer durch die gesamte Abteilung hinter mir her ziehe. Zu diesem Zeitpunkt hat der zuständige Verkäufer bereits aufgegeben und uns selbst überlassen.) Danach überprüfen wir, ob es zu den Koffern passende Reisetaschen gibt und geben auch diesen Noten. Für die Preise interessiert Luke sich überhaupt nicht.
Geld scheint keine Rolle zu spielen. Das erleichtert die Sache natürlich ungemein, da hier astronomische Summen im Spiel sind, die auf den ersten Blick wirklich abschreckend auf mich wirken. Erstaunlich aber, wie schnell eintausend Pfund sich in einen durchaus angemessenen Preis für einen Koffer verwandeln können - vor allem dann, wenn ein vergleichbares Modell mit dem Louis-Vuitton-Monogramm darauf das Zehnfache kostet. Es dauert nicht lange, da denke ich ernsthaft darüber nach, ebenfalls in einen solchen Qualitätskoffer zu investieren, statt weiter mit meiner ollen Leinenreisetasche herumzulaufen.
Aber heute kauft Luke ein, nicht ich. Es ist seltsam, aber es macht fast noch mehr Spaß, Sachen für jemand anderen auszusuchen, statt für sich selbst. Am Schluss stehen noch zwei Exemplare zur Auswahl: Ein dunkelgrüner Lederkoffer mit wunderbar laufenden Rollen und ein Koffer aus ganz hellbeigem Kalbsleder, der zwar etwas schwerer, aber mit edler Seide gefüttert ist, und den ich so wunderschön finde, dass ich den Blick gar nicht mehr von ihm abwenden kann. Dazu passend gibt es eine Reisetasche und einen Beauty-Case - genauso atemberaubend schön wie der große Koffer. Also, wenn ich mich entscheiden sollte, würde ich...
Aber hier geht es nicht um mich. Luke ist derjenige, der den Koffer kaufen will. Er ist derjenige, der sich entscheiden muss. Wir setzen uns nebeneinander auf den Fußboden und betrachten die beiden Favoriten.
»Der grüne ist in jedem Fall praktischer«, sagt Luke schließlich.
»Hmhmm«, mache ich zurückhaltend. »Stimmt schon.«
»Er ist leichter. Und die Rollen laufen besser.«
»Hmhmm.«
»Das helle Leder von dem anderen ist bestimmt viel zu empfindlich. Grün ist einfach praktischer.«
»Hmhmm«, mache ich und bemühe mich, so zu klingen, als wäre ich ganz seiner Meinung.
Er sieht mich etwas merkwürdig an und sagt: »Gut. Dann haben wir uns wohl entschieden, oder?« Und ohne sich vom Fußboden zu erheben, ruft er nach dem Verkäufer.
»Sir?«, sagt der Verkäufer, und Luke nickt ihm zu.
»Ich möchte gerne einen von diesen hellbeigen Koffern kaufen, bitte.«
»Huch!«, sage ich und merke, wie sich ein entzücktes Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet. »Jetzt nehmen Sie ja den, der mir am besten gefällt!«
»Einer meiner Grundsätze«, sagt Luke, während er aufsteht und sich die Hose abklopft. »Wenn man schon jemanden um Rat fragt, dann sollte man auch auf diesen Rat hören.«
»Aber ich habe doch gar nicht gesagt, welchen...«
»Das war auch gar nicht nötig«, sagt Luke und reicht mir die Hand, um mir aufzuhelfen. »Ihre >Hmhmms< haben genug verraten.«
Seine Hand schließt sich unerwartet fest um meine, und als er mir aufhilft, verspüre ich so ein leichtes Kitzeln in der Magengegend. Riechen tut er auch gut. Nach irgendeinem teuren After Shave, ich weiß nur ad hoc nicht, welches. Wir stehen kurz schweigend voreinander.
»Gut«, sagt Luke endlich. »Dann sollte ich jetzt wohl besser bezahlen.«
»Ja«, sage ich und bin auf einmal unglaublich nervös. »Ja, das wäre wohl ganz gut.«
Er geht zur Kasse und redet mit dem Verkäufer, während ich mich neben ein paar lederne Kleidersäcke setze und mir plötzlich etwas verloren vorkomme. Ich meine, das Einkaufen haben wir hinter uns gebracht. Und was passiert jetzt?
Na
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