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Die-Schnaeppchenjaegerin

Die-Schnaeppchenjaegerin

Titel: Die-Schnaeppchenjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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mich schon richtig darauf, zu hören, wie Sie beide sich auf Finnisch unterhalten«, sagt Jill vergnügt, als wir eine Treppe hinaufgehen. »Ich kann ja überhaupt kein Finnisch.«
    Oh, Gott. Oh, Gott! Nein!
    »Aber gut, mit Sprachen habe ich es nie so besonders gehabt«, fügt sie hinzu. »Auf dem Gebiet fehlt mir einfach jedes Talent. - Ganz im Gegensatz zu Ihnen!«
    Ich lächele sie an und schaffe es, ganz beherrscht weiter einen Fuß vor den anderen zu setzen. Das Herz schlägt mir bis zum Hals, und ich bekomme kaum Luft. Scheiße. Was soll ich denn jetzt tun? Was zum Teufel soll ich denn jetzt bloß tun?
    Wir biegen ab und durchschreiten einen weiteren langen Korridor. Ich mache das ganz gut. Solange wir einfach nur laufen, ist alles in Ordnung.
    »Ist Finnisch eigentlich schwer zu lernen?«, erkundigt Jill sich.
    »Es geht so«, höre ich mich mit kratziger Stimme antworten. »Mein... mein Vater ist halber Finne.«
    »Das dachte ich mir schon, dass da etwas in der Art dahinter steckt«, sagt Jill. »Ich meine, Finnisch gehört ja nun nicht gerade zum normalen Lehrplan an den englischen Schulen, was?« Sie lacht über ihren eigenen kleinen Witz.
    Die hat gut Lachen, denke ich wütend. Sie ist ja nicht diejenige, die gerade zum Schafott geführt wird. Oh, Gott, das darf doch nicht wahr sein. Die Leute, die uns im Flur entgegenkommen, sehen mich an und lächeln, als wollten sie sagen: »Das ist also die, die Finnisch kann!«
    Warum habe ich geschrieben, dass ich fließend Finnisch spreche? Warum?
    »Alles in Ordnung?«, fragt Jill. »Nervös?«
    »Nein, nein!«, wehre ich sofort ab und zwinge mich, zu lächeln. »Warum sollte ich denn nervös sein?«
    Vielleicht kann ich mich ja geschickt aus der Affäre ziehen, denke ich auf einmal. Ich meine, der Typ wird ja wohl nicht das gesamte Gespräch auf Finnisch führen, oder? Er wird »Haällo« oder was auch immer sagen, und ich werde »Haällo« antworten, und bevor er weitermachen kann, werde ich ganz schnell sagen: »Wissen Sie, mein Finnisch ist etwas eingerostet in der letzten Zeit. Sie haben doch sicher nichts dagegen, auf Englisch weiterzumachen?« Und dann wird er sagen...
    »Gleich sind wir da«, sagt Jill und lächelt mich an.
    »Gut«, sage ich fröhlich und umklammere mit der schweißnassen Hand den Griff meiner Aktentasche nur noch fester. Oh, Gott. Bitte, hilf mir. Bitte...
    »Da sind wir!«, sagt sie und bleibt vor einer Tür mit dem Schild Konferenzraum stehen. Sie klopft zwei Mal an und geht dann hinein. Um den runden Tisch sitzen ganz viele Leute, die sich alle umdrehen und mich ansehen.
    »Jan Virtanen«, sagt Jill. »Ich möchte Ihnen gern Rebecca Bloomwood vorstellen.«
    Ein bärtiger Mann steht auf, schenkt mir ein breites Lächeln und streckt mir die Hand entgegen.
    »Neiti Bloomwood«, sagt er fröhlich. »On oikein hauska tavata. Pitääkö paikkansa että teillä on jonkinlainen yhteys Suomeen?«
    Sprachlos starre ich ihn an und spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Alle warten darauf, dass ich ihm antworte.
    »Ich... äh... äh... Haällo!« Ich hebe die Hand und winke lächelnd in die versammelte Runde.
    Aber niemand erwidert mein Lächeln.
    »Ah... Ich muss nur eben...«Ich weiche langsam zurück. »Ich muss eben...«
    Und dann drehe ich mich um und renne.

11
    Keuchend erreiche ich das Foyer - kein Wunder, schließlich habe ich soeben einen halben Marathonlauf durch kilometerlange Flure hinter mich gebracht, um so schnell wie möglich aus diesem Gebäude herauszukommen. Ich gehe die Treppe hinunter (ich wollte nicht riskieren, im Aufzug jemandem von der finnischen Delegation in die Arme zu laufen) und bleibe kurz stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Ich streiche den Rock glatt, nehme die Aktentasche von einer schweißnassen Hand in die andere und marschiere ganz ruhig und beherrscht quer durch das Foyer auf den Ausgang zu, als käme ich gerade aus einem stinknormalen, völlig unspektakulären Meeting. Ich sehe weder nach links noch nach rechts. Ich denke nicht darüber nach, dass ich gerade jegliche Chancen auf eine steile Karriere als Bankerin in der City zunichte gemacht habe. Mein einziger Gedanke gilt meiner Flucht durch jene Glastür, die ich hoffentlich erreiche, bevor irgendjemand...
    »Rebecca!«, ertönt da eine Stimme hinter mir und lässt mich erstarren. Verdammt. Jetzt haben sie mich.
    »Haällo!«, würge ich hervor, als ich mich umdrehe, »Haäll... Oh. Hall... Hallo.«
    Es ist Luke Brandon.
    Luke Brandon steht vor

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