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Die Schneekönigin (illustrierte Ausgabe)

Die Schneekönigin (illustrierte Ausgabe)

Titel: Die Schneekönigin (illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen
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essen und zu trinken erhalten hatte, schrieb die Lappin ein paar Worte auf einen trockenen Klippfisch, bat Gerda, wohl darauf zu achten, band sie wieder auf das Renntier fest, und dieses sprang davon. Die ganze Nacht brannten die schönsten blauen Nordlichter; — und dann kamen sie nach Finnland und klopften an den Schornstein der Finnin, denn sie hatte nicht einmal eine Tür.

     
    Da war eine Hitze drinnen, so dass die Finnin selbst fast ganz nackt ging; sie war klein und dabei ganz schmutzig. Sie löste gleich die Kleider des kleinen Gerdas auf, zog ihr die Fausthandschuhe und Stiefel aus, denn sonst wäre es ihr zu heiß geworden, legte dem Renntier ein Stück Eis auf den Kopf und las dann, was auf dem Klippfisch geschrieben stand. Sie las es dreimal, und dann wusste sie es auswendig und steckte den Fisch in den Suppenkessel, denn der konnte ja gut gegessen werden, und sie verschwendete nie etwas.
    Nun erzählte das Renntier zuerst seine Geschichte, dann die des kleinen Gerdas, und die Finnin blinzelte mit den klugen Augen, sagte aber gar nichts.
    „Du bist klug!“ sagte das Renntier. „Ich weiß, du kannst alle Winde der Welt in einen Zwirnsfaden zusammenbinden; wenn der Schiffer den einen Knoten löst, so erhält er guten Wind, löst er den anderen, dann weht es scharf, und löst er den dritten und vierten, dann stürmt es, dass die Wälder umfallen. Willst du nicht dem kleinen Mädchen einen Trank geben, dass sie Zwölf-Männer-Kraft erhält und die Schneekönigin überwindet?“
    „Zwölf-Männer-Kraft“, sagte die Finnin, „ja, das würde viel helfen!“ Und dann ging sie nach einem Brett, nahm ein großes zusammengerolltes Fell hervor und rollte es auf. Da waren wunderbare Buchstaben darauf geschrieben, und die Finnin las, dass ihr das Wasser von der Stirn herunter lief.
    Aber das Renntier bat so sehr für das kleine Gerda und Gerda blickte die Finnin mit so bittenden Augen voller Tränen an, dass diese wieder mit den ihrigen zu blinzeln anfing und das Renntier in einen Winkel zog, wo sie ihm zuflüsterte, während es wieder frisches Eis auf den Kopf bekam:
    „Der kleine Kay ist noch bei der Schneekönigin und findet dort alles nach seinem Geschmack und Gefallen, und glaubt, es sei der beste Ort in der Welt. Das kommt aber davon, dass er einen Glassplitter in das Herz und ein kleines Glaskörnchen in das Auge bekommen hat; die müssen zuerst heraus, sonst wird er nie ein Mensch, und die Schneekönigin wird die Gewalt über ihn behalten!“
    „Aber kannst du nicht dem kleinen Gerda etwas eingeben, so dass sie Gewalt über das Ganze erhält?“
    „Ich kann ihr keine größere Gewalt geben, als sie schon besitzt! Siehst du nicht, wie groß diese ist? Siehst du nicht, wie Menschen und Tiere ihr dienen müssen, wie sie auf bloßen Füßen so gut in der Welt fort gekommen ist? Sie kann ihre Macht nicht von uns erhalten, diese sitzt in ihrem Herzen und besteht darin, dass sie ein liebes, unschuldiges Kind ist. Kann sie nicht selbst zur Schneekönigin hineingelangen und das Glas aus dem kleinen Kay bringen, dann können wir nicht helfen! Zwei Meilen von hier beginnt der Garten der Schneekönigin, dahin kannst du das kleine Mädchen tragen; setze sie beim großen Busche ab, welcher mit roten Beeren im Schnee steht, verliere aber nicht viele Worte und spute dich, hierher zurückzukommen.“ Damit hob die Finnin das kleine Gerda auf das Renntier, welches lief, was es konnte.
    „Oh, ich bekam meine Schuhe nicht! Ich bekam meine Fausthandschuhe nicht!“ rief das kleine Gerda, in der schneidenden Kälte, aber das Renntier wagte nicht anzuhalten, es lief, bis es zu dem Busche mit den roten Beeren gelangte. Da setzte es Gerda ab, küsste sie auf den Mund und es liefen einige große Tränen über des Tieres Backen, und dann lief es, was es nur konnte, wieder zurück.

     
    Da stand das arme Gerda ohne Schuhe, ohne Handschuhe, mitten in dem fürchterlich eiskalten Finnmarken.
    Sie lief vorwärts, so schnell sie konnte; da kam ein ganzes Heer Schneeflocken, aber sie fielen nicht vom Himmel herunter, der war ganz klar und glänzte von Nordlichtern. Die Schneeflocken liefen gerade auf der Erde hin, und je näher sie kamen, desto größer wurden sie. Gerda erinnerte sich noch, wie groß und künstlich sie damals ausgesehen hatten, als sie die Schneeflocken durch ein Brennglas betrachtet hatte, aber hier waren sie wahrlich noch viel größer und fürchterlicher, sie waren lebend, sie waren der Schneekönigin

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