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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fremden Schlag. Die Meistertaube Hans Holtmanns wurde von einem Habicht gerissen, und Theo Barnitzki, der Anwärter auf die Bundesliga, holte sich einen Muskelriß.
    Es war eine Stimmung in Buschhausen, die zum schwarzen Flaggen berechtigt hätte. Hinzu kam, daß Willi Korfeck nach seiner Niederlage gegen Pater Wegerich wie ein hungriger Löwe herumstrich und jedem Schläge androhte, der ihn auch nur fragend ansah. »Und wenn nächstens der Bischof selbst auftritt – ich hau dem Itacker den Kopf vom Hals!« brüllte er. »Die Pfaffen sollen sich um ihren Klingelbeutel kümmern, aber nicht um mich! In die Kirche gehe ich auch nicht mehr! Jetzt ist Schluß! Hört ihr, die können mich alle am Arsch lecken!«
    Da keiner zu dieser Dienstleistung bereit war, rannte Willi Korfeck von einer Kneipe zur anderen, wiederholte seine Sprüche und landete schließlich volltrunken in den Armen eines Polizisten, der ihn nach Hause brachte. Wer kannte in Buschhausen Willis-Bums nicht!
    Auch bei Direktor Sassen vollzog sich ein turbulenter Auftritt. Nur drang von dieser Turbulenz wenig nach außen. Sie blieb beschränkt auf das Zimmer Sabines.
    Oliver saß auf der Couch seiner Schwester, als diese von ihrem Spaziergang mit Kurt Holtmann zurückkehrte. Dr. Ludwig Sassen saß in der Bibliothek und las ein Buch von Diderot. Er liebte die französischen Klassiker. Sie atmeten Ruhe und Geist aus, etwas, was Dr. Sassen in seinen eigenen vier Wänden vermißte. Sohn Fritz war ein moderner Mensch und der Typ des Ellbogen-Akademikers, Sabine ein Mädchen mit Flausen, Oliver ein frecher Bengel und Veronika nichts anderes als Körper – aber ein vollkommener Körper. Wie angenehm war es da, an einem stillen Sonntag sich mit Diderot und ›Rameaus Neffe‹ zu beschäftigen.
    »Was machst denn du hier?« fragte Sabine erstaunt, als sie Oliver mit pendelnden Beinen auf ihrer Couch sitzen sah. »Hast du dich verirrt?«
    Sabine trat zum Spiegel und ordnete ihr Haar, ihre Lippen brannten noch von den Küssen Kurts, die schwarzen Haare waren zerwühlt. Interessiert sah Oliver zu, wie sie die Locken in Ordnung brachte. Sabine sah seinen Blick im Spiegel.
    »Draußen bläst der Wind«, sagte sie.
    »Stimmt nicht.« Oliver grinste. »Alle Zweige an den Bäumen stehen still. Der Wind war Kurt.«
    Sabine fuhr herum. »Ich klebe dir gleich ein paar! Was willst du Kröte hier?«
    »Ich habe auf dich gewartet. Ich brauche Geld.«
    »Dann geh zu Papa!«
    »Du hast auch welches. Fünf Mark brauche ich.«
    »Dann mal sie dir auf 'n Karton!«
    »Bist ganz schön frech, Bienchen.« Oliver schlug mit den Absätzen gegen die Couch.
    »Laß das!« rief Sabine. »Und raus aus meinem Zimmer!«
    »Fünf Mark!«
    »Fünf hinter die Ohren, die kannste haben!«
    »Die gibt dir Papa, wenn ich ihm sage, daß du dich mit Kurt Holtmann am See herumknutschst!«
    Sabine zögerte nicht. Sie griff nach Oliver und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Dann ließ sie ihn entsetzt los. Jetzt wird er brüllen, dachte sie. Jetzt wird er das ganze Haus zusammenschreien. Papa wird kommen, Veronika, das Hausmädchen – und er wird brüllen und brüllen und alles sagen, was er weiß.
    Was weiß er überhaupt? Was weiß er denn von Kurt und mir?
    Sabine wartete auf den Aufschrei. Aber Oliver blieb entgegen seiner sonstigen Art still. Er legte nur die Hand auf die geschlagene Backe und verzog den Mund.
    »Du hast'n ganz schönen Hammer«, sagte er fachkundig. »Hättest Lehrerin werden sollen. Das macht aber jetzt zehn Mark.«
    »Oliver –«, Sabine setzte sich auf die Couch, die Knie wurden ihr schwach, »was hast du da gesagt, von wegen See und so'n Blödsinn?«
    »Kein Blödsinn! Ich bin euch nachgeschlichen, ich habe euch beobachtet, ich saß hinter euch im Busch, als ihr euch geknutscht habt. Und dusseliges Zeug habt ihr auch gequatscht.«
    »Du … du hast alles gehört?« stotterte Sabine.
    »Alles! Ist das zehn Mark wert, was?« Oliver hielt die Hand hin. Die Mischung von Sassen'schem Unternehmergeist und der Kälte seiner Mutter brach aus dem Kleinen hervor. »Ich habe auch nichts dagegen, wenn ihr euch weiter trefft und knutscht, ich verrate nichts, nur mußt du mir jeden Sonntag von deinem Taschengeld was abgeben.«
    »Wie gütig von dir.« Sabines Lippen zuckten. »Du bist eine ganz gemeine kleine Kröte! Was verstehst du schon von dem, was du gehört hast.«
    »Nur soviel, daß Papa mit einem Hauer in unserer Familie nicht einverstanden sein wird. Er wird schön dumm

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