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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Armen eines hungrigen, kaum des Lesens und Schreibens mächtigen Sizilianers, eines Fischerjungen, der sein Bett mit drei Brüdern teilen mußte und der großgezogen wurde mit Trockenfisch und rotem Landwein. Sie können das verstehen?«
    »Nein«, antwortete Dr. Born steif.
    »Ich kann mir alles kaufen … Pelze, Schmuck, Sportwagen, Häuser und – Männer! Ist es unmoralisch, von diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen?«
    »Ja.« Es war eine klare, eine trennende Antwort.
    Veronika Sassen schien aber keineswegs beeindruckt. Sie sagte:
    »Ich verlange von Ihnen auch gar nicht, daß Sie es verstehen. Ich rede so offen mit Ihnen, weil ich will, daß Sie dieses Verhältnis billigen.«
    »Es ist Ihre Privatangelegenheit, Frau Sassen.«
    »Nicht mehr ganz. Sie müssen mitspielen.«
    »Mitspielen? Wieso?«
    »Dr. Pillnitz ist als Arzt hier ausgefallen. Sie sind nun dran. Wenn Luigi ins Lager kommt, ist es unmöglich, ihn zu besuchen. Ich möchte, daß Luigi noch hier im Revier bleibt, denn hier kann ich zu ihm kommen. Sie werden nichts dagegen haben …«
    Dr. Waltraud Born lief rot an. »Das kommt nicht in Frage!« sagte sie empört.
    Veronika Sassen lächelte nur. Sie war sich ihrer Sache sicher.
    »Sie haben sich Ihre Antwort nicht überlegt, Doktor Born«, sagte sie mit gefährlicher Sanftheit.
    »Doch, doch. Ich habe hier eine Krankenstation zu verwalten, nicht ein …«
    »Sagen Sie es ruhig, warum stocken Sie, ich komme aus einem Milieu, in dem solche Worte zur Umgangssprache gehören. Euch allen ist doch meine Herkunft bekannt. Aber ob Sie Achtung vor mir haben oder nicht, ist mir völlig gleichgültig. Sie sind eine kleine Zechenärztin, die ich fertigmachen kann. Ein Wort von mir zu meinem Mann genügt, – und Sie sind entlassen. Ich muß nur ein bißchen zärtlich zu ihm sein, dann tut er alles. So betrachtet sind Sie mein Geschöpf, Doktor Born. Sie haben keine Ahnung, wie gefügig ein alter Mann ist, wenn eine junge Frau es versteht, ihn zu ihrem Hampelmann zu machen. Wenn ich sage: Mein Schätzchen, diese Dr. Born gefällt mir nicht … er wird Ihnen Ihr Jahresgehalt auszahlen und Sie können sich verabschieden.«
    »Dann tun Sie es bitte!« sagte Waltraud Born zornig.
    »O nein.« Veronika Sassen lächelte breit. »Ich weiß genau, daß ich mir damit keinen Dienst erweisen würde. Man sucht junge Ärzte. Sie bekämen sofort wieder eine Stellung. Nein, es gibt da etwas anderes, was uns beide zu Verbündeten macht: Ich will zu Luigi … und Ihnen lasse ich dafür Ihren Fritz –«
    Waltraud Born wurde blaß. Ihr Erschrecken war so deutlich, daß Veronika Sassen, die sich ihrem Ziele nahe sah, laut auflachte.
    »Sie zeigen zu deutlich, was Sie empfinden und denken. Sie sind zu brav für diese Welt, Dr. Born. Ich weiß längst, daß Sie sich heimlich mit Fritz treffen, daß Sie beide sich lieben, daß Fritz und Sie sich mit dem Gedanken tragen zu heiraten. Dann würde ich Ihre Schwiegermutter werden … ist das nicht lustig? Aber mein Mann hat andere Pläne mit seinem Sohn. Eine Industriellentochter. Können Sie sich deshalb vorstellen, welche Reaktion es auslöst, wenn ich meinem Mann sage: Dein Sohn Fritz hat ein Verhältnis mit eurer Zechenärztin?«
    »Das … das dürfen Sie nicht«, sagte Waltraud tonlos.
    »Ich habe es auch nicht vor.«
    »Sie wollen mich also erpressen?«
    »Nennen Sie es besser ein Geschäft zwischen zwei Frauen, die beide ein Geheimnis haben. Ich gewähre Ihnen Ihren Fritz … und Sie mir meinen Luigi Cabanazzi.«
    Dr. Waltraud Born wandte sich ab und ging zum Fenster. Vor ihr lag der weite Zechenhof. Gegenüber die Waschkaue, mit hell erleuchteten, gläsernen Wänden aus undurchsichtigem Betonglas. Das große Rad im Förderturm I ratterte und schepperte. Diese Frau hat kein Gewissen und kennt keine Scham, dachte Waltraud. Sie wird ihre Macht ausspielen und nicht zögern, Fritz und mich zu trennen. Sie sitzt am längeren Hebel.
    »Wir verstehen uns?« fragte Veronika Sassen freundlich.
    Waltraud Born zeigte ihr stumm den Weg zu Luigi Cabanazzi.
    Es war überhaupt ein turbulenter Tag für Buschhausen, dieser Sonntag. Die Fußballmannschaft verlor gegen einen so lächerlichen Verein wie die Feldberger Kickers 09 mit 1 : 7 Toren, was dem Torwart nach dem Spiel in den Kabinen um ein Haar eine Tracht Prügel einbrachte. Das Probefliegen der Brieftauben war eine Katastrophe … sechzehn Tauben verfranzten sich völlig und landeten statt in Buschhausen in Wanne-Eickel in einem völlig

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