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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Experimente!«
    »Abschneiden können wir noch immer«, sagte der Oberarzt, als die zweite Operationsphase begann. »Den Oberschenkel lassen wir heute in Ruhe. Aber die zermatschte Kniescheibe holen wir raus. Wenn alles gut geht, ist eins sicher: Kollege Pillnitz wird ein steifes Bein behalten. Mit großen Sprüngen ist's vorbei.«
    Am Mittag des nächsten Tages erschienen bereits zwei Beamte der Polizei, um Dr. Pillnitz zu verhören. Die Blutprobe, die man schon bei der Einlieferung genommen hatte, war negativ gewesen. Kein Alkohol. Trunkenheit schied also aus. Übermüdung? Genuß von Arzneimitteln? Blendung durch ein ihm entgegenkommendes Auto? Ins Schleudern geraten? Es gab so viele Möglichkeiten, die alle für die Polizei interessant waren.
    Dr. Pillnitz war nach der Operation zwar sehr geschwächt, aber doch erstaunlicherweise in der Lage, der Polizei zur Verfügung zu stehen, obgleich der Oberarzt strikt dagegen war.
    »In vier Tagen!« hatte er zu den Beamten gesagt. Da schellte es aus dem Zimmer Dr. Pillnitz', die Schwester ging hinein und kam mit hochrotem Kopf wieder heraus.
    »Er beschimpft uns, Herr Oberarzt«, sagte sie. »Er behauptet, wir seien Stümper. Er hätte ja sein Bein noch!«
    »Wenn das so ist«, sagte einer der Beamten, »dann kann er auch aussagen.«
    Gegen diese Logik war nichts vorzubringen. Der Oberarzt gab den Weg frei.
    Was Dr. Pillnitz erzählte, klang glaubhaft und auch nicht. Er sei auf dem Weg nach Gelsenkirchen gewesen, sagte er. Plötzlich habe er eine Windbö gespürt, der Wagen sei wie von Geisterhand erfaßt und gegen den Zaun geschleudert worden. Dann habe er nichts mehr gewußt, bis er wieder zu sich gekommen sei, als die Feuerwehr ihn aus den Trümmern des Wagens geschweißt habe.
    »Da wunderte ich mich, daß ich überhaupt lebe«, sagte er. »Das ist das Unwahrscheinlichste an der ganzen Sache.«
    Die Beamten nahmen die Aussage zu Protokoll und verließen schnell wieder das Zimmer, da sie doch sahen, daß den Patienten das Sprechen sehr anstrengte. Draußen trafen sie wieder auf den Oberarzt.
    »Na, alles klar, meine Herren?« fragte er. »Hat er ausgesagt?«
    »Ausgesagt ja … aber von Klarheit kann man nicht reden.« Die Beamten sahen ziemlich ungläubig drein.
    »Wieso?« fragte der Oberarzt.
    »Eine Windbö hat seinen Wagen erwischt.«
    Der Oberarzt nickte. »Das ist doch möglich. Ich kenne das. Ein ekelhaftes Gefühl. Mich hat's bei Leer in Ostfriesland einmal bald von der Straße gefegt. Man kommt sich vor wie ein Schmetterling im Sturm.«
    »Gewiß.« Der eine Beamte kratzte sich die Nase. »Nur … gestern war kein Wind. Es war ein ausgesprochen windstiller Tag.«
    Der Oberarzt sah die Beamten verblüfft an. Dann machte sich in seinem Gesicht der gleiche ungläubige Ausdruck breit wie bei ihnen.
    Am Montagmorgen geschahen zwei Dinge auf Zeche Emma II, die niemand bemerkte, weil sie für den Ablauf der Arbeit ohne Bedeutung waren.
    Pater Paul Wegerich, der sich in die Reihe der einfahrenden Kumpels gestellt hatte und seine Marke mit der Nummer 389 bei der Lampenausgabe vorwies, erhielt nicht die Lampe, sondern wurde aufgefordert, aus der Reihe zu treten und ins Büro zu kommen. Dort saß ein Steiger, drückte Pater Wegerich die Hand und war sehr verlegen.
    »Sie können nicht einfahren, Pater«, sagte er. »Man hat es verboten.«
    »Wer?« Pater Wegerich hatte so etwas Ähnliches erwartet. Nur nicht schon heute, nicht so schnell.
    »Der Betriebsdirektor.«
    »Danke.« Pater Wegerich setzte seinen Schutzhelm wieder auf und strich sich über die staubige Kleidung.
    »Ich kann ja nichts dafür, Pater«, sagte der Steiger.
    »Ich weiß, mein Lieber. Gehen wir zum Personaldirektor.«
    »Der ist auf einer Konferenz.«
    »Dann zu Dr. Sassen.«
    »Der hat damit nichts zu tun.«
    »Ich denke doch.«
    »Zu Dr. Sassen dringen Sie mit so etwas gar nicht vor.«
    »Sie glauben gar nicht, wohin ich überall schon vorgedrungen bin.« Pater Wegerich klopfte dem Steiger auf die Schulter. »Vor Gott ist kein Sünder unbekannt – und vor mir keine Tür zu dick! Guten Morgen!«
    »Guten Morgen, Pater.«
    Der Steiger setzte sich wieder und drehte sich eine Zigarette. Am Schiebefenster der Lampenausgabe zogen die Kumpels vorbei. 2. Schicht. 670 Mann, davon 49 Italiener. Warum ließ man den Pater als einzigen nicht einfahren?
    Noch jemand wurde an diesem Montagmorgen aus der Reihe geholt, und zwar aus der ausgefahrenen Schicht, aus der Waschkaue. Der Reviersteiger trat an den unter

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