Die schoene Helena
seines Bewusstseins entstand ein eigenartiges Gefühl - die vage Ahnung, das er irgendetwas übersehen hatte.
Der Schlüssel klirrte im Schloss. Erstaunt hob Adam den Kopf. In dieser Nacht hatte er nicht mehr mit Besuchern gerechnet. Als eine schlanke Gestalt eintrat, sprang er auf. Helena trug einen Umhang mit einer Kapuze, die sie jetzt abstreifte. Im Lampenlicht schimmerte ihr Haar wie Gold. Heiße Freude erfüllte Adams Herz.
„Oh Adam!“, rief sie und lief zu ihm.
„Was bedeutet das?“, flüsterte er heiser. Vor lauter Glück verschlug es ihm beinahe die Sprache. „Ich dachte ... nun, ich dachte, du wärst mir böse.“
„Was man dir vorwirft, kann ich unmöglich glauben.“ Sekundenlang schloss er die Augen und dankte dem Himmel für ihren Sinneswandel. „Höchste Zeit, dass wir einander vertrauen ...“
„Offensichtlich versucht jemand anderer, den Anschein zu erwecken, ich wäre dem Wahnsinn verfallen.“
„Obwohl du bei glasklarem Verstand bist, ebenso wie ich ... “ Voller Selbstironie hob er die Brauen. „Was nicht viel heißt. Wenn man bedenkt, dass ich mich nicht zu verteidigen wusste, als ich des Mordes angeklagt wurde ...“
„Fälschlicherweise“, verbesserte sie ihn und senkte die Stimme. „Inzwischen habe ich zwei und zwei zusammengezählt. Du hast Kimberlys Leiche gefunden und den Dolch, mit dem sie erstochen wurde, auf den Schreibtisch zurückgelegt. Das habe ich beobachtet. Aber damals erkannte ich die Zusammenhänge nicht. Du hast mich für Kimberlys Mörderin gehalten. Deshalb wolltest du mich schützen.“
„Tut mir leid, Helena. Wie ich zugeben muss, hegte ich diesen Verdacht. Alles schien auf dich hinzuweisen. In letzter Zeit hast du dich manchmal so seltsam benommen, wie in Trance. Und so dachte ich, in diesem Zustand hättest du ... Oh Gott, es tut mir so leid!“
„Mach dir keine Vorwürfe. Auch ich hatte Zweifel an dir. Wer immer der Verbrecher ist - er hat uns beide manipuliert, tückisch und erfolgreich.“
„Und warum hast du beschlossen, an meine Unschuld zu glauben?“, fragte er und legte seine Hände auf ihre Schultern.
„Weil ich dich liebe“, gestand sie leise, „und da dir mein Herz vertraut, will ich dir auch mein Leben anvertrauen.“
Fassungslos starrte er sie an und suchte vergeblich nach Worten. Mit einem sanften Lächeln beobachtete sie seine Verwirrung. Da nahm sie sein Gesicht in beide Hände, und ihr zärtlicher Kuss bestätigte, was sie beteuert hatte. Voller Leidenschaft presste er sie an sich, und sie schlang die Arme um seinen Nacken.
In diesem Moment öffnete sich die Tür. Verstört fuhren sie auseinander.
„Noch mehr Zeit kann ich Ihnen nicht gewähren“, erklärte der Konstabler.
„Bitte!“, flehte Helena. „Wir haben kaum miteinander gesprochen.“
„Mylady, der Richter wird mir die Haut abziehen. Ich hätte Sie gar nicht hereinlassen dürfen.“
„Geh jetzt, Liebes“, forderte Adam seine Frau in sanftem, aber energischem Ton auf. „Morgen reden wir über alles.“
„So viel will ich dir sagen“, klagte sie.
„Ja, ich weiß. Auch ich habe dir einiges mitzuteilen. Es war ein Fehler, so lange zu schweigen - ein schwerer Fehler, den wir beide begingen. Aber dies ist weder der richtige Zeitpunkt noch der rechte Ort für ein klärendes Gespräch“, fügte er mit einem kurzen Blick auf den Konstabler hinzu, der in der Tür wartete. „Du musst gehen, Helen. Morgen sehen wir uns wieder.“ Widerstrebend nickte sie. „Morgen früh komme ich wieder hierher“, versprach sie und strich über seine Wange. „Und ich werde Maddie bitten, ein nahrhaftes Frühstück für dich einzupacken.“
Adam musterte das erkaltete Essen, das auf dem kleinen Tisch stand, und verzog angewidert die Lippen. „Was für eine vorbildliche Ehefrau du bist...“, bemerkte er grinsend. Aber seine Augen nahmen sofort wieder einen ernsten Ausdruck an. „Nimm dich in Acht, Helena. Jemand hat einen Mord verübt -und sein Werk noch nicht vollendet. Vergiss nicht, in welcher Gefahr du schwebst. Pass gut auf dich auf.“
Wortlos nickte sie, und er küsste ihre Hände. Dann eilte sie an Konstabler Tandy vorbei, der sein Unbehagen nicht verbarg. Nur zögernd versperrte er die Tür.
Als Adam wieder allein war, zerrte die Gefangenschaft schmerzlicher denn je an seinen Nerven. Helena liebte ihn - bei dieser Erkenntnis jubelte sein Herz. Aber er musste seine Gedanken auf andere Dinge lenken - auf ein äußerst dringliches Problem.
Der Mörder hatte
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