Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
Vom Netzwerk:
sie bewaffnet.

33. Kapitel
    Kurz nach der Teestunde kam der Konstabler ins Haus.
    Adam hatte es aufgegeben, auf Rathfords Erwachen zu warten. Offensichtlich ging es Seiner Lordschaft gut, und er hatte sogar kurzfristig die Augen geöffnet und war in der Lage gewesen, eine Fleischbrühe zu sich zu nehmen. Danach war er sofort wieder eingeschlafen. Er brauchte sehr viel Ruhe, und Mrs Kent sorgte dafür, dass er nicht gestört wurde.
    Als Adam den bärbeißigen Mann im Zustand dieser ungewohnten Schwäche sah, brachte er es ohnehin nicht übers Herz, ihn zu wecken und über Kimberlys Ermordung zu informieren oder nach der lächerlichen Anklage zu fragen, die Helena gegen ihn, ihren Ehemann, erhoben hatte.
    Aber am späten Nachmittag begann er zu vermuten, Rathford würde es gar nicht schätzen, verschont zu werden. Immerhin ging es um einen Mord auf seinem Grund und Boden.
    Während Adam darüber nachdachte, klopfte der Konstabler an die Haustür. Vom Treppenabsatz aus beobachtete Adam, wie der Mann und seine Gehilfen die Halle betraten, hörte die gebieterische Stimme, mit der er seinen Namen nannte.
    Waren sie gekommen, um Helena abzuholen? Bestürzt umklammerte Adam das Geländer und schaute den Besuchern nach, die ins Empfangszimmer geführt wurden. Vier Männer. Alle mit ernsten Gesichtern. Einer hielt einen Strick in der Hand, dessen Zweck Adam unschwer erriet. Falls sich jemand der Festnahme widersetzte, würde man wirksame Maßnahmen ergreifen.
    Niemals würde er ihnen erlauben, Helena zu fesseln. Er eilte die Stufen hinab und betrat den Raum. Zunächst wollte er versuchen, die Angelegenheit gütlich zu regeln und eine unangenehme Szene zu vermeiden. Nachdem sich die Gentlemen miteinander bekannt gemacht hatten, ergriff Theodore Tandy, der Konstabler, das Wort. „Am besten komme ich sofort zur Sache, Mr Mannion. Ein Mitglied ihres Hauspersonals wurde ermordet, eine gewisse Kimberly O’Banyon.“
    Schweren Herzens schaute Adam von einem düsteren Gesicht zum anderen. Der Mann, der den Strick mitgebracht hatte, drehte ihn rastlos zwischen den Fingern umher, ein anderer postierte sich vor der Tür. Verwirrt wandte sich Adam wieder an Tandy und spürte, wie sich sein Puls beschleunigte. Hatte er die falschen Schlüsse gezogen?
    „Wir würden Ihnen gern ein paar Fragen stellen, Mr Mannion“, erklärte der Konstabler.
    Etwas später rüttelte Cathy ihre Herrin wach. „Bitte, Mylady, kommen Sie ... schnell! Sie verhaften ihn!“
    Erschrocken setzte sich Helena im Bett auf. „Was? Wen verhaften sie?“
    „Ihren Mann, Mylady. Der Konstabler sagt, Mr Mannion hätte Kimberly umgebracht.“
    „Oh Gott, Kimberly ermordet?“ Helena stand auf und strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Ist der Konstabler hier?“
    „Ja, mit seinen Gehilfen. Sie wollen Mr Mannion wegbringen. Als er sich wehrte, wurde er gefesselt. Da rief er nach mir und befahl mir, Sie zu holen.“ Das arme Mädchen war den Tränen nahe. „Oh Mylady, es ist so schrecklich!“
    Verblüfft starrte Helena vor sich hin. Warum behauptete der Konstabler, Adam habe Kimberly getötet? In der geistigen Klarheit nach ihrem erfrischenden Schlaf erkannte sie die Wahrheit - ihr Mann war unschuldig. Nichts von alldem, was ihm vorgeworfen wurde, hatte er verbrochen. Inzwischen waren die Zweifel geschwunden, die sie am Vortag gehegt hatte - beeinflusst von ihrer Erschöpfung, der Sorge um den Vater und Howards Brief.
    In ihrem Entschluss, Adam zu vertrauen, war sie von einer Bemerkung ihres Vaters bestärkt worden. Er hatte erklärt, der Dorfarzt sei ein Idiot und Mannion habe ihn zu Recht von ihrem Krankenlager verbannt. Wenn sich Adam seiner Gemahlin entledigen wollte, hätte er die „Hilfe“ eines unfähigen Doktors wohl kaum abgelehnt.
    Stattdessen hatte er seine Frau vor dem Quacksalber geschützt - und vor anderen Gefahren. Weil er glaubte, Kimberly würde sie bedrohen, war er der Irin voller Misstrauen begegnet. Aber er hatte sie nicht ermordet, sondern sie nur von ihr ferngehalten, um den verderblichen Einfluss der alten Dienerin zu brechen.
    Wie konnte der Konstabler ihn beschuldigen? Gab es irgendwelche Beweise?
    Hastig schlüpfte sie in einen grauen Morgenmantel und in ihre Pantoffel. Ohne ihr zerzaustes Haar zu frisieren, eilte sie nach unten.
    Zu spät. Sichtlich bedrückt, stand der Lakai Jack in der Halle. Helenas Herz schlug wie rasend. „Wo ...?“
    „Vor ein paar Minuten wurde er weggebracht, Mylady“, antwortete er mit belegter

Weitere Kostenlose Bücher