Die schoene Luegnerin
Feld.
Carrie hatte ihre Röcke gerafft, um rascher laufen zu können, aber Josh war ihr schon weit voraus und fing den kleinen Hund ein, bevor er im Bau des Kaninchens verschwinden konnte. Zum Dank dafür schnappte Choo-choo nach seiner Hand und biß zu.
»Böser Hund! « tadelte Carrie, aber sie nahm trotzdem Choo-choo auf den Arm und drehte sich erst dann zu Josh um. »Vielen Dank, daß Sie ihn gerettet haben. Er hätte sich verletzen können. «
Josh hielt sich die blutende Hand und lächelte. »Hier gibt es Klapperschlangen. Sie sollten ihn besser an der Leine halten. «
Sie nickte und band die Leine an Choo-choos Halsband fest, ehe sie ihn auf den Boden setzte, dann kramte sie ihr Taschentuch hervor und sagte: »Lassen Sie mich Ihre Hand sehen. «
Nach einem halbherzigen Protest streckte er seine Hand aus, und sie hielt sie fest.
Carrie war ganz und gar nicht darauf vorbereitet, daß diese Berührung Stromstöße durch ihren Körper jagte. Sie standen im Schatten einer Pappel, die Bergluft duftete süß und frisch, und um sie herum herrschte friedvolle Stille. Sie waren allein, und in diesem Augenblick fühlten sich beide, als ob niemand außer ihnen auf der Welt existieren würde.
Carrie bemühte sich ohne nennenswerten Erfolg, ein Zittern zu unterdrücken, als sie die Blutstropfen von Joshs Hand tupfte. »Ich... ich glaube, die Wunde ist nicht sehr tief. «
Josh starrte auf Carries goldenen Haarschopf. »Er hat zu kleine Zähne, um richtig zubeißen zu können. «
Carrie sah auf und strahlte ihn an, und in dieser Sekunde war sie überzeugt, daß er sie küssen wollte. Sie verwandte all ihre Energie darauf, ihm mit ihren Gedanken zu signalisieren, daß er sie in die Arme nehmen und küssen sollte, bis sie aufgab.
Josh wandte sich abrupt von ihr ab und marschierte los. »Ich muß gehen und herausfinden, was mit meiner... mit meiner... «
»Frau«, half Carrie nach.
Er nickte zustimmend, sprach das Wort aber nicht aus. »Ich muß gehen«, wiederholte er noch einmal und machte sich auf den Weg zur Poststation.
»Ich bin Carrie Montgomery! « rief sie ihm nach.
Josh blieb wie vom Blitz getroffen stehen, ohne sich zu ihr umzudrehen.
»Ich bin Carrie Montgomery«, rief sie wieder, diesmal ein bißchen lauter.
Als sich Josh ihr langsam zuwandte, lächelte sie und wartete ungeduldig, daß sich seine Miene vor freudiger Überraschung aufhellte.
Aber sein Gesicht glich einer steinernen Maske. »Was wollen Sie damit sagen? « fragte er leise.
»Ich bin Carrie Montgomery. Ich bin die Frau, die Sie erwarten. Ich bin... « Ihre Stimme erstarb, und sie senkte den Blick. »Ich bin Ihre Frau«, flüsterte sie und spürte, ohne daß sie seine Schritte hörte, wie er auf sie zuging. Er kam ihr so nahe, daß sie meinte, seinen Atem auf ihrem Gesicht zu fühlen, und sie sah zu ihm auf. Das Lächeln, das sie erwartet hatte, zeigte sich nicht, und wenn Carrie ehrlich war, dann mußte sie zugeben, daß er eher wütend als glücklich aussah.
»Sie haben nie in Ihrem Leben einen Pflug in den Händen gehabt«, stellte er tonlos fest.
Carrie lächelte. »Das stimmt. «
Mit zitternden Händen holte Josh erneut den Brief hervor. »Sie hat mir geschrieben, was sie alles kann und daß sie von Kindesbeinen an auf einer Farm gearbeitet hat. «
»Vielleicht habe ich die Wahrheit ein wenig beschönigt«, erklärte Carrie zaghaft.
Josh kam noch näher. »Sie haben gelogen. Sie haben mich verdammt noch mal betrogen! «
»Ich denke, das ist ein grausames Wort. Ich glaube, Sie... «
Er kam noch einen Schritt näher, und Carrie wich zurück, als er sie anherrschte: »Ich habe um eine Frau gebeten, die arbeiten kann, nicht um jemanden..., um ein Gesellschaftsdämchen, das eine Ratte bei sich hat, die sie für einen Hund hält. «
Als ob Choo-choo begriffen hätte, daß er beleidigt worden war, fing er an zu kläffen. »Hören Sie... «, begann Carrie.
Aber Josh ließ sie nicht ausreden. »Hatten Sie vor, Ihre Scherze mit mir zu treiben? « Er preßte seine Hand an die Stirn, als könnte er all das nicht fassen, und ging erneut einen Schritt auf sie zu. »Was, in aller Welt, soll ich jetzt nur tun? Ich war natürlich skeptisch, als ich diese Heiratspapiere unterschrieben habe, aber ich hatte eigentlich nur davor Angst, daß meine Zukünftige häßlich wie die Nacht sein könnte. Aber mit der Zeit habe ich mich an den Gedanken gewöhnt. « Er taxierte Carrie mit einem geringschätzigen Blick. »Aber Sie! Ich war beileibe nicht
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