Die schoene Luegnerin
auf jemanden wie Sie vorbereitet. «
Carrie versuchte, Choo-choo zum Schweigen zu bringen, und sah an sich herunter. Sie fragte sich, ob sie sich plötzlich in einen Frosch verwandelt hätte, denn einen so vernichtenden Blick hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht ertragen müssen. »Was ist falsch an mir? « fragte sie.
»Was ist nicht falsch, wäre eine treffendere Frage«, erwiderte er. »Haben Sie je eine Kuh gemolken? Wis-sen Sie, wie man ein Huhn schlachtet und ausnimmt? Können Sie überhaupt kochen? Wer hat Ihre Kleider geschneidert? Eine französische Modistin? «
Carries Schneiderin in Warbrooke war tatsächlich Französin gewesen, aber das war doch vollkommen unwichtig. »Ich wüßte wirklich nicht, was all diese Dinge für eine Rolle spielen sollten. Wenn Sie mich ausreden ließen, könnte ich Ihnen alles erklären. «
Josh lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm der Pappel und verschränkte die Arme vor der Brust. »Also, ich höre. «
Carrie holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und erzählte ihm ihre Geschichte. Sie begann damit, wie sie und ihre Freundinnen das Eheanbahnungsinstitut gegründet und organisiert hatten, und hoffte, daß ihm das zeigen würde, welchen Dienst sie der Menschheit erwiesen hatte und daß sie eine ganze Menge vollbringen konnte. Er sagte kein Wort zu all dem, und auch von seinem Gesicht war nicht abzulesen, was er dachte, während sie fortführ und ihm gestand, daß sie sich auf den ersten Blick in ihn verliebt hatte, als sie und ihre Freundinnen sein Foto bekommen hatten. »Ich spürte, daß Sie und Ihre Kinder mich brauchen. Ich habe es an Ihrem Blick erkannt. «
Er zuckte nicht einmal mit der Wimper.
Sie berichtete ihm in allen Einzelheiten, daß sie zuerst unschlüssig gewesen war und sehr lange über alles nachgedacht hatte — schließlich wollte sie nicht, daß er sie für eine leichtsinnige Person hielt, die ohne zu überlegen handelte. Als sie meinte, daß sie alle Bedenken dieser Art aus dem Weg geräumt hatte, erklärte sie ihm, wie kompliziert all die Arrangements gewesen waren, die sie hatte treffen müssen, um die Heiratserlaubnis zu erhalten, und als sie den Abschied von ihrer Familie und ihren Freunden schilderte, war sie den Tränen nahe.
»Ist das alles? « fragte Josh kurz.
»Ich denke schon«, hauchte Carrie und fügte selbstsicherer hinzu: »Sie sehen, daß ich nicht aus Niedertracht so gehandelt habe. Ich habe gefühlt, daß Sie mich brauchen. Ich spürte... «
»Sie haben gefühlt«, unterbrach er sie brüsk und machte einen Schritt vorwärts. »Sie haben sich entschieden. Sie, und Sie allein, haben beschlossen, das Schicksal Ihrer Mitmenschen in die Hand zu nehmen. Sie haben keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, was andere empfinden. Sie haben Ihrer Familie und Ihren Freunden die Hölle bereitet, nur weil Sie romantische Flausen im Kopf hatten und sich einbildeten, ein Mann, den Sie niemals gesehen haben, könnte Sie —« er funkelte sie wütend an — »brauchen. « Das letzte Wort klang so spöttisch, daß sie errötete.
Er beugte sich so weit zu ihr herunter, daß sie den Kopf nach hinten biegen mußte, um ihn anzusehen. »Nur zu Ihrer Information, Sie kleines verwöhntes Gör: Was ich tatsächlich brauche, ist eine Frau, die sich auf einer Farm bewährt. Wenn ich ein hohlköpfiges, wertloses Biest wie Sie brauchen würde, könnte ich es in jedem Winkel dieser Erde finden. Ich könnte ein halbes Dutzend Frauen, die wie Sie sind, hier in Eternity heiraten. Ich möchte keine muntere Bettgefährtin haben, ich brauche eine Frau, die arbeiten kann!« Nach diesen heftigen Worten, drehte er sich auf dem Absatz um und marschierte wütend auf die Poststation zu.
Carrie blieb wie angewurzelt stehen, sie war völlig verwirrt. Kein Mensch hatte jemals zuvor so mit ihr gesprochen wie dieser Mann, und so ein rüpelhaftes Benehmen würde sie keinesfalls dulden. Sie zupfte ihr Mieder zurecht, als würde sie dadurch ihre Entschlossenheit zurückgewinnen, und lief ihm nach. Es war nicht einfach, ihn einzuholen, aber als es ihr gelang, stellte sie sich ihm in den Weg.
»Ich habe keine Ahnung, wie Sie auf den Gedanken kommen, daß Sie alles über mich wüßten, das tun Sie nicht. Ich.. «
»Ihre Erscheinung«, schnitt er ihr das Wort ab. »Ich habe Sie nach Ihrem Aussehen beurteilt. Haben Sie das nicht auch getan — mich nach meinem Aussehen beurteilt? Sie haben sich mein Foto angesehen und beschlossen, den Kurs meines Lebens zu bestimmen.
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