Die schoene Luegnerin
Sie haben nicht einmal im Traum daran gedacht, daß es mir zuwider sein könnte, wenn jemand über mein Leben bestimmt. «
»Es war nie meine Absicht, über Ihr Leben zu bestimmen. Ich hatte mich nur entschieden... «
»Ja? « fragte er mit blitzenden Augen. »Wozu hatten Sie sich entschieden, wenn nicht dafür, mein Leben zu verändern? Und das Leben meiner Kinder. « Er lachte böse. »Ich habe meinen Kindern erzählt, daß ich jemanden mit nach Hause bringen würde, der ihnen das Abendessen zubereitet, und ich habe ihnen versprachen, daß sie nie wieder das essen müßten, was ich gekocht habe. « Er faßte grob nach ihren Händen und betrachtete sie so kritisch, als wären sie seine Feinde. Carries Hände waren gepflegt und weich, die Nägel perfekt manikürt und gefeilt. »Ich bin fast sicher, daß ich in meinem Leben mehr Mahlzeiten zubereitet habe als Sie. « Er stieß ihre Hände zurück, als würde er sich vor ihnen ekeln, und wollte wieder davonstürmen.
Wild entschlossen stellte sich Carrie ihm wieder in den Weg. »Aber Sie mochten mich doch. Ich weiß, daß Sie mich mochten. Ich habe mich Ihnen nicht sofort zu erkennen gegeben, weil ich herausfinden wollte, wie Sie reagieren. «
Bei dieser Eröffnung verzog sich Joshs wütendes Gesichts zu einem boshaften Lächeln. »So sah also Ihr feiner Plan aus. Sie dachten, ich wäre von Ihrer Schönheit so betört, daß ich übersehen könnte, wie nutzlos Sie für mich sind. Sie glaubten, ich wäre so verblendet, daß ich gar nicht auf den Gedanken käme, Sie könnten ein Mädchen sein, das sich nur im Salon eines reichen Herrn wohl fühlt. Meinen Sie wirklich, daß ich so begierig darauf bin, Sie in mein Bett zu ziehen, daß ich meine hungrigen Kinder vergesse und ihr Weinen nicht höre? «
»Nein«, erwiderte Carrie leise, aber sie mußte insgeheim zugeben, daß er der Wahrheit gefährlich nahe gekommen war. »Das glaubte ich nicht. Ich dachte... «
Er wurde noch zorniger. »Sie haben überhaupt nichts gedacht. Es scheint ihnen nicht einmal in den Sinn gekommen zu sein, daß ich mir genauso gut eine Frau hier hätte nehmen können. Glauben Sie, daß mich keine der Frauen von Eternity hätte heiraten wollen? Halten Sie mich für zu häßlich, um eine Frau zu finden? «
»O nein, ich halte Sie... «
Er fiel ihr erneut ins Wort. »O ja, natürlich. Alle Frauen reagieren wie Sie. Ich kann jede Frau bekommen, die ich will, aber ich habe keine Zeit, einer den Hof zu machen und um sie zu werben, aber das wollen alle, egal wie unansehnlich sie sind. Ich habe die Dienste Ihres Eheinstituts in Anspruch genommen, um Unterstützung auf meiner Farm zu bekommen, um mich und meine Kinder ernähren zu können. Ich brauche kein Mädchen, das den Kopf voll von Schwärmereien hat. « Mit einem Schnauben schätzte er sie noch einmal vom Scheitel bis zur Sohle ab. »Und jetzt, Miss Montgomery«, fuhr er fort und tippte mit einem Finger an die Krempe seines Huts, »wünsche ich Ihnen einen guten Tag. Leben Sie wohl. Ich hoffe, daß Sie in Zukunft erst denken und dann handeln. «
Er ließ sie einfach stehen und ging davon.
Carrie war ratlos. Daß ihre erste Begegnung so ausgehen könnte, hatte sie sich in ihren schlimmsten Träumen nicht ausmalen können. Sie fragte sich, wann wohl die nächste Postkutsche, die sie wieder nach Hause bringen könnte, durch Eternity kam. Es war ein entsetzlicher Gedanke, nach Warbrooke zurückzukehren, aber ihr blieb offensichtlich keine andere Wahl. Niedergeschlagen sah sie Josh nach, doch plötzlich faßte sie einen Entschluß.
»Mrs. Greene«, sagte sie leise, dann rief sie lauter: »Zufällig ist mein Name Greene, Mrs. Joshua Greene! « Die letzten Worte klangen schrill und durchdringend.
Josh blieb stehen und drehte sich zu ihr um.
Carrie kreuzte trotzig die Arme vor ihrem Busen und hielt seinem Blick eisern stand.
Mit wütenden Schritten kehrte er zu ihr zurück. Sein Gesicht war so verzerrt, daß Carrie unwillkürlich Abstand zu ihm hielt.
»Wenn Sie mich anrühren, werde ich... «
»Es ist noch keine halbe Stunde her, daß Sie sich nichts sehnlicher gewünscht haben. Sie haben mich praktisch darum gebeten, Sie zu berühren, und wenn ich Ihnen die Kleider vom Leib gerissen hätte, wären Sie kaum auf den Gedanken gekommen, zu protestieren. «
»Das ist nicht wahr«, wehrte sie sich, während ihr Gesicht puterrot wurde, trotzdem setzte sie hinzu: »Das ist eine Lüge. «
»Sie wissen ja mit Lügen besser Bescheid als jeder
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