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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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andere«, spottete er und umklammerte mit einer Hand ihren Arm. Als er sich wieder auf den Weg machte, zerrte er Carrie hinter sich her.
    »Lassen Sie mich augenblicklich los. Ich fordere Sie auf... «
    Er blieb stehen und drehte sich ihr so heftig zu, daß ihre Nasen beinahe zusammenstießen. »Sie selbst haben mich doch gerade daran erinnert, daß ich mit Ihnen verheiratet bin, nachdem ich mich von Ihnen habe so betrügen lassen. Sie werden bis nächste Woche in meinem Haus bleiben — dann kommt die Kutsche wieder durch Eternity, und ich werde Sie zurück zu Ihrem Vater schicken. «
    »Sie können nicht... «
    »Ich kann, und ich werde es tun«, versetzte er und zog sie weiter. Als sie die Poststation erreicht hatten, blieb er stehen. »Wo ist Ihr Gepäck? « erkundigte er sich.
    Carrie gab den Versuch auf, sich aus seinem Griff zu winden, und sah sich um. Während sie weggewesen waren, war die Kutsche mit dem Gepäck angekommen. Sie stand neben der Veranda.
    »Dort«, sagte Carrie und deutete mit dem Kopf auf den vollbeladenen Wagen. »Ich kann mich selbst um alles kümmern. Ich kann... « Ein Blick in sein Gesicht genügte, um sie zum Schweigen zu bringen. Er sah aus, als wäre er einem Ungeheuer begegnet, und starrte erschrocken und ungläubig auf den Gepäckwagen. Carrie hatte keine Ahnung, was daran so ungewöhnlich sein konnte.
    Josh betrachtete die Berge von Koffern und Taschen, die mit einem dicken Seil auf dem schweren Gefährt, das von vier kräftigen Pferden gezogen wurde, festgezurrt waren. Er bezweifelte ernsthaft, daß alle Bewohner von Eternity zusammengenommen so viel besaßen wie die Person, die neben ihm stand.
    »Der Himmel steh mir bei«, raunte er und warf Carrie einen Blick zu. »Was, um alles in der Welt, haben Sie mir angetan? «

4. Kapitel
    Während Carrie sich auf dem Kutschbock von Joshs altem Wagen niederließ, wünschte sie, sie hätte die Fotografie, die so viele Ereignisse zur Folge gehabt hatte, nie zu Gesicht bekommen. Josh war so wütend auf sie, daß er sie keines Blickes würdigte und nicht ein Wort zu ihr sagte. Er brüllte den Pferden Befehle zu und ließ die Zügel auf ihre Rücken klatschen, als hätten die armen Tiere all diese Probleme verursacht. Sie rollten der untergehenden Sonne entgegen, und das Fuhrwerk mit Carries Gepäck folgte ihnen.
    »Ich wollte wirklich nicht... «, begann Carrie, aber Josh schnitt ihr das Wort ab.
    »Schweigen Sie. Sagen Sie kein Wort. Ich muß über alles nachdenken. «
    »Sie könnten mir die Chance geben, mich zu beweisen«, erwiderte sie im Flüsterton.
    Als Josh diese leisen Worte hörte, warf er ihr einen so verächtlichen Seitenblick zu, daß Carrie ihre Lippen aufeinander preßte, um das, was ihr auf der Zunge lag, zurückzuhalten.
    Nach einer langen Fahrt über die staubige, holprige Straße bogen sie in einen von Unkraut überwucherten Weg ein, der kaum breiter als ein Pfad war. Links und rechts wuchsen hohe Bäume. Erst ist nach einer Weile kamen sie auf eine Lichtung, und Carrie konnte das Haus erspähen.
    Nie in ihrem Leben hatte sie eine so erbärmliche, elende Behausung gesehen wie diese halbverfallene Hütte. Natürlich hatte es auch in Warbrooke arme Leute gegeben, sogar einige ihrer Taggert Kusins hatten keinerlei Vermögen, aber ihre Häuser sahen bei weitem nicht so vernachlässigt und heruntergekommen aus wie dieses.
    Auf dem Boden rund um die Hütte wuchs keine Pflanze, nicht einmal Gras, und die Fensterhöhlen waren, statt mit Glasscheiben versehen, mit Ölpapier verklebt. Ein trüber Lichtschimmer drang durch das schmierige Papier, aber Rauch drang nicht aus dem Kamin auf dem Dach.
    Das Haus war eigentlich nicht mehr als eine Scheune mit einer Tür und je einem Fenster auf jeder Seite, an die Rückseite war ein quadratischer Schuppen angebaut, und Carrie überlegte, ob sich dort ein Schlafraum befand.
    Als sie sich Josh zuwandte, erkannte er im Mondlicht ihre entsetzte Miene. In ihren kühnsten Träumen konnte sie sich nicht vorstellen, daß der Mann, der neben ihr saß, an einem solchen Ort lebte.
    Josh wandte sich mit steinernem Gesicht ab und vermied ihren Blick, aber Carrie wußte, daß er ihren ungläubigen Blick spürte.
    »Jetzt sehen Sie selbst, warum ich mir eine Frau gewünscht habe, die zupacken kann. Könnten Sie in so etwas leben? « fragte er leise.
    Carrie fand es äußerst seltsam, daß er, obwohl er das Elend erkannte, nichts dagegen unternahm. Ihre Taggert-Kusins wohnten auch nicht gerade in vornehmen

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