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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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als er seine Tochter ansah. Bis jetzt hatte Carrie ihn nur wütend erlebt, seit er herausgefunden hatte, wer sie war — vorher hatte er sie begehrlich betrachtet, aber jetzt wirkte sein dunkles hübsches Gesicht liebevoll — dieses Gesicht kannte sie von der Fotografie. Sie beobachtete, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog, bevor er sich setzte und fragte, ob er die Puppe sehen könnte. Carrie hörte erstaunt zu, wie genau Dallas ihm die Puppe beschrieb und ihrem Vater die Unterwäsche und die Arme und Beine aus Leder zeigte. Carrie hatte gar nicht bemerkt, daß das Kind das Spielzeug so genau betrachtet hatte.
    »Ich denke, daß der Name Elsbeth wunderbar zu ihr paßt«, sagte Josh sanft und strich seiner Tochter über das Haar. Er merkte, daß es frisch gebürstet und ordentlich war, und für den Bruchteil einer Sekunde sah er Carrie dankbar an.
    »Ich habe Tem auch etwas mitgebracht«, sagte Carrie und nahm das Segelboot vom Kaminsims, wo sie es abgestellt hatte.
    Tem sah es sehnsüchtig an, aber dann drehte er sich zu seinem Vater um, als wollte er erst seine Erlaubnis einholen, ehe er das Geschenk annahm. Carrie merkte es Joshs Gesicht an, daß er etwas dagegen hatte, wenn seine Kinder irgend etwas von ihr annahmen, aber sie spürte auch, daß es ihm viel bedeutete, wenn sie glücklich waren und sich freuten. Lächelnd nickte Josh seinem Sohn zu.
    Tem machte zögernd einen Schritt nach vorn und nahm das Boot in beide Hände. Gleich darauf ging er zurück, stellte sich neben seinen Vater und versteckte seine neue Errungenschaft auf dem Rücken, als wagte er nicht, sie genauer zu betrachten. Aber Carrie merkte, daß er mit den Fingern vorsichtig darüberstrich.
    »Papa«, meldete sich Dallas wieder zu Wort, »ich habe Hunger. «
    Seufzend schaute Josh auf den Tisch und bedeutete seinen Kindern mit einem Nicken, daß sie sich setzen sollten.
    »Wenn Sie eine Teekanne haben, könnte ich Tee kochen«, schlug Carrie leise vor. Sie war bereit, Josh all seine Launen zu verzeihen. Dieser Mann, der seine Kinder so liebevoll anschaute, war der Mann, den sie auf dem Foto gesehen und in den sie sich verliebt hatte. Dieses Mannes wegen hatte sie nahezu alle Welt belogen, nur um ihn heiraten zu können.
    Aber als sich Josh Carrie wieder zuwandte, wich der zärtliche Ausdruck aus seinem Gesicht. »Sie können Tee kochen? « spottete er. »Vermutlich ist das eine An- | gelegenheit, die eine feine Dame beherrscht, nicht wahr? « Wütend stand er auf, entfachte das Feuer und setzte einen Eisenkessel mit Wasser auf den Herd. Dann stöberte er in dem schmutzigen Geschirr herum, bis er eine angeschlagene Kanne fand, und stellte sie auf den Tisch.
    Alle vier saßen schweigend da, starrten verdrießlich auf die Taschentücher, die sich statt Tellern auf dem Tisch befanden, und warteten darauf, daß das Wasser, kochte.
    Es ist wirklich lächerlich, dachte Carrie, als sie auf blickte und die drei musterte. Es ist absurd, daß Menschen, die gesund und munter sind, so traurig sein können. Armut und ein heruntergekommenes Haus sind noch lange kein Grund, trübsinnig zu sein.
    »Ich habe sieben ältere Brüder«, erzählte sie strahlend, um das entsetzliche Schweigen zu brechen. »Und jeder von ihnen ist so hübsch wie ein Prinz aus einem Märchen. Sie reisen mit ihren Schiffen durch die ganze Welt. Vor einigen Monaten, kurz bevor euer Vater und ich geheiratet haben —« sie ignorierte Joshs bestürzten Blick —, »hat mir mein Bruder Jamie Choo-choo aus China mitgebracht. Wollt ihr ein paar Geschichten, die er mir von den Orten, die er besucht hat, erzählte, hören? «
    »Ja, o bitte, ja«, rief Dallas, und ihr kleines Gesichtchen flehte förmlich darum, endlich aus dieser schrecklichen Traurigkeit befreit zu werden.
    Carrie warf Tem einen Blick zu, und obwohl er sich so gab, als würde ihn das alles nicht sonderlich interessieren, merkte sie, daß seine Augen vor Neugierde blitzten. Schließlich nickte er zustimmend.
    Carrie sah Josh an und wartete — dadurch zwang sie ihn, an dem, was sie für Familienleben hielt, teilzunehmen.
    »Wenn es den Kindern Spaß macht«, brummte er grimmig.
    Mit Begeisterung begann Carrie das zu erzählen, was sie von Jamie über China erfahren hatte, und beschrieb vor allem die Orte, die hübschen Seidenstoffe und die Verzierungen an Häusern und Tempeln. Vielleicht übertrieb sie ein wenig, aber Jamie hatte bestimmt nicht alles preisgegeben, was es zu erzählen gab. Sie beugte sich über den

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