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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Tisch und berichtete mit einer Stimme, die normalerweise Gruselgeschichten Vorbehalten war, von dem Brauch der chinesischen Frauen, ihre Füße so zu binden, daß sie möglichst klein blieben.
    Inzwischen kochte das Wasser in dem Kessel. Carrie stand auf, streute ein paar Löffel von ihrem köstlichen Tee in die Kanne und goß Wasser darauf. Dann strich sie dick Marmelade auf die Brotscheiben und reichte sie den Kindern und Josh. Als Carrie von den gebundenen Füßen der Chinesinnen sprach, hörte Josh ihr genauso gebannt zu wie seine Kinder und vergaß, ihr zu sagen, daß er sich sehr wohl selbst bedienen konnte.
    Carrie redete unaufhörlich während der Mahlzeit und erzählte sogar ein chinesisches Märchen von einer romantischen Liebesbeziehung, die plötzlich endete. Die unglückliche Frau in dem Märchen wurde zu einem Geist. Als Brot und Marmelade aufgegessen waren, stand sie auf, nahm eine Schachtel mit Pralinen aus ihrer Tasche und gab jedem zwei davon, während sie ihre Geistergeschichte beendete.
    Als auch der Tee ausgetrunken war, hörte Carrie auf zu reden, und für einen langen Moment schwiegen alle.
    »Toll«, hauchte Dallas und sah Carrie mit riesengroßen Augen an.
    »Ist von diesen Geschichten irgend etwas wahr? « fragte Tem und versuchte dabei so skeptisch wie möglich zu klingen.
    »Natürlich, alles ist wahr. Meine Brüder waren schon überall auf der ganzen Welt, und sie haben mir noch viel ungewöhnlichere Geschichten erzählt. Ihr solltet erst mal hören, wie es in Indien aussieht oder in den Wüstenländern und Ägypten! Zwei meiner Brüder haben sogar schon einmal gegen angreifende Piraten gekämpft. «
    »Piraten! « Tem schnappte nach Luft, aber er versuchte, sich so schnell wie möglich wieder zu fassen.
    »Und einer meiner Brüder war in der Armee und hat gegen Indianer gekämpft, aber er sagt, daß er die Indianer mehr schätzt als die meisten Soldaten. Ich habe einige Dinge dabei, die meine Brüder mir auf ihren Reisen gekauft, gestohlen oder eingetauscht haben. «
    »Deine Brüder haben gestohlen? « fragte Dallas entsetzt. »Onkel Hiram sagt, daß Stehlen eine Sünde ist. «
    »Manchmal ist es eine Sünde, manchmal aber auch nicht«, erklärte Carrie. »Einer meiner Brüder hat einem Sklavenhändler eine hübsche junge Frau gestohlen, aber das ist eine Geschichte, die ich euch an einem anderen Abend erzählen möchte. Jetzt, glaube ich, ist es Zeit, ins Bett zu gehen. «
    Wieder herrschte Schweigen, bis Josh sagte: »Ja, natürlich. Es ist höchste Zeit, daß ihr ins Bett kommt. Beeilt euch. «
    Carrie sah zu, wie die Kinder ihren Vater umarmten und ihm einen Gutenachtkuß auf die Wange drückten, dann wandten sie sich unsicher, was sie jetzt tun sollten, ihr zu.
    »Lauft, ab in die Falle«, rief sie lächelnd und befreite die beiden so aus ihrem Dilemma.
    Tem lehnte eine Leiter an die Wand neben dem Kamin, und die beiden kletterten hinauf. Kurze Zeit später hörte Carrie, wie sie in der offenbar winzigen Mansarde herumrumorten, bis sie in ihren Betten lagen.
    Carrie lächelte immer noch, als sie sich Josh zuwandte, aber all das Vergnügen und die Freude, die er vor wenigen Augenblicken noch empfunden hatte, waren verschwunden, und sein Gesicht war so ernst, daß Carrie erschrak.
    »Ich werde aufräumen«, murmelte sie.
    »Das wäre schön, es sei denn, Sie möchten diese Arbeit dem Dienstmädchen, das Sie normalerweise verwöhnt, überlassen. «
    Sie knirschte mit den Zähnen und hielt mitten in der Bewegung inne. »Ich würde zu gern wissen, was Sie an mir am meisten stört. Sind Sie wütend, weil ich bis jetzt — entgegen all Ihren Erwartungen — erfolgreich war? «
    Sie setzte sich wieder auf den Stuhl, faltete die Hände auf der Tischplatte und sah ihn an. »Ich gebe ja zu, daß es nicht ganz fair war, wie ich die Kinder beeinflußt habe, aber ich finde, Sie sollten mir eine Chance geben. Sie beurteilen mich ganz falsch. «
    Einen Moment lang glaubte sie, die Sehnsucht, die ihr von ihrer ersten Begegnung noch so gut in Erinnerung war, in seinen Augen zu sehen, und ihr Nakken kribbelte, aber dann warf er ihr einen kühlen Blick zu. »Ich möchte Ihnen etwas erklären Miss Montgomery, ich... « Er hob die Hände, als sie etwas einwerfen wollte. »Also schön, Mrs. Greene. Meine Kinder bedeuten mir mehr als alles andere auf der Welt. Sie sind alles für mich, und ich möchte ihnen das Beste bieten, was in meiner Macht steht. Damit meine ich in erster Linie ein geregeltes Leben.

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