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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sie lieber bei Carrie bleiben wolle, weil sie fürchten, sie könne doch noch abreisen, ohne sich von ihnen zu verabschieden. Tem merkte, daß sein Vater verletzt war, und beeilte sich, ihm zu versichern, daß er ihm sehr gern helfen würde, Rüben zu hacken und die Käfer von den Maispflanzen zu klauben.
    Josh funkelte Carrie wütend an und sagte widerstrebend, daß Tem auch bei Carrie bleiben könne. Als Tem protestierte, erklärte Josh, daß er ihn bei der Arbeit nicht brauchen würde, und warf die Tür hinter sich zu.
    »Was für ein reizender, freundlicher Zeitgenosse«, murmelte Carrie. »Es ist eine wahre Freude, ihn um sich zu haben. «
    Dallas meinte: »Wenn Mutter... «
    Tem versetzte ihr einen Tritt, und sie verstummte augenblicklich. Ihr Vater hatte sie eindringlich beschworen, mit niemandem über die Vergangenheit zu sprechen, aber Dallas war noch zu klein, um sich immer an seine Ermahnungen zu erinnern. Tem wußte, daß ihr Leben nicht immer so ausgesehen hatte wie jetzt und daß sein Vater früher einmal ein sehr glücklicher Mann gewesen war. Der Junge dachte noch manchmal wehmütig an die Zeiten, in denen er in die ausgebreiteten Arme seines Vaters gerannt und mit ihm in den Zirkus und zu anderen Vergnügungen gegangen war. Er erinnerte sich, daß sein Vater oft gelacht hatte, und er wußte noch genau, wie er mit seiner Frau gescherzt hatte — wie er mit allen Frauen gescherzt hatte. Tems Mutter hatte immer behauptet, daß Joshs Charme alle Frauen bezaubern würde, aber Tem bezweifelte, daß Carrie seinen Vater >bezaubernd< fand.
    Josh benahm sich Carrie gegenüber ganz anders als zu anderen Frauen. Er sprach mit ihr, als würde er sie hassen, aber aus irgendeinem Grund bezweifelte Tem, daß er sie wirklich haßte. Wie hätte er das auch tun können? Tem fand, daß Carrie gleich nach seiner Mutter die schönste Frau auf Erden war, noch dazu war sie lustig und brachte die Leute zum Lachen. So jemanden mußte man doch gernhaben.
    Und trotzdem verhielt sich sein Vater äußerst merkwürdig, wenn er in Carries Nähe war. Tem hatte an diesem Morgen dreimal beobachtet, daß sein Vater ganz rot im Gesicht geworden war, als Carrie sich zu ihm gebeugt oder dicht an ihm vorbeigegangen war. Und wenn er etwas Gemeines zu Carrie sagte, wurde er sogar noch röter, und er hatte auch noch Carries kleinen Mund beschimpft.
    Außerdem war Tem aufgefallen, daß sein Vater Carrie nicht aus den Augen ließ, besonders nicht, wenn sie ihm den Rücken zudrehte. Es schien fast so, als könnte er den Blick nicht von ihr wenden. Heute morgen, als Josh ins Schlafzimmer gegangen war, um eins der neuen Hemden zu holen, die Carrie ihm mitgebracht hatte, hatte Tem genau gesehen, wie sein Vater in die Schublade gestarrt und etwas, was darin lag, ganz zart berührt hatte. Dabei hatte er ein so seltsames Gesicht gezogen wie damals, als er sich den Fuß verletzt hatte und nicht zugeben wollte, daß es weh tat. Nachdem sein Vater aus dem Raum gegangen war, hatte Tem in die Schublade gespäht und nur Carries Nachthemd entdecken können, das sie am Abend zuvor, als sein Vater ihr Haar kämmte und sie seine Hand küßte, getragen hatte.
    All das war sehr verwirrend für Tem. In dem einen Augenblick schien sein Vater Carrie von Herzen zu verabscheuen, und im nächsten benahm er sich ganz und gar nicht so, als könnte er sie nicht leiden. Offenbar mochte er es, sie anzusehen und ihr zuzuhören, wenn sie am Abend Geschichten erzählte, und er mochte es auch, wenn sie ganz nah bei ihm war. Tem konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum er dann immer so abscheuliche Dinge zu ihr sagte.
    Aber Carrie benahm sich genauso komisch. Auch sie sagte Sachen zu Josh, die gemein waren, aber Tem hatte sie dabei beobachtet, wie sie das Hemd seines Vaters ganz fest an sich gedrückt hatte, und dabei hatte sie, das hätte Tem beschworen, Tränen in den Augen.
    »Was sollen wir heute unternehmen? « fragte Carrie. »Wir könnten fischen gehen. «
    Tem sah sich in der Küche um. Das dreckige Geschirr stapelte sich bereits, der Boden war schmutzig, und es gab auch einige Kleider, die dringend gewaschen werden mußten. Außerdem war das Vieh noch nicht gefüttert. Er war sich nicht ganz sicher, aber er vermutete, daß sich Carrie besser um den Haushalt kümmern sollte, als fischen zu gehen. Tante Alice war auch eine verheiratete Frau, und sie putzte ständig und sprach dauernd davon, wie stolz eine Frau darauf sein konnte, wenn das Haus in Ordnung und

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