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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Mortimer das Gewehr hebt, um auf den Tiger zu feuern.«
    Mrs Trapp und Mrs Sloane waren hingerissen. Lady Winchell nicht.
    »Eine Tigerjagd in Indien? Tatsächlich? Während die meisten unserer jungen Männer gegen diesen Teufel von Napoleon kämpfen?«
    »Aber Mortimer war auf diplomatischer Mission – für den Prinzen – und hat dem Radscha eine Botschaft überbracht«, platzte Agatha heraus. »Die Tigerjagd war unumgänglich… denn die Bestie hatte den einzigen Sohn des Radschas geraubt. Mortimer hat ihm mit einem einzigen Schuss das Leben gerettet!«
    »Während der Tiger das Kind schon in den Fängen hatte, Mr Applequist?«, fragte Lady Winchell mit seidiger Stimme nach. »Wie treffsicher.«
    »Wie heldenhaft«, seufzte Mrs Trapp.
    »Wie göttlich«, keuchte Mrs Sloane.
    Agathas Lächeln wurde immer künstlicher. War die Viertelstunde noch nicht vorüber? Nie hatten fünfzehn Minuten länger gedauert.
    »Mrs Applequist, Sie müssen Ihren bezaubernden Gatten morgen Abend auf meine kleine Soiree mitbringen«, sagte Mrs Trapp.
    Sie war die ältere der beiden Damen, die Lady Winchell begleiteten. Sie wurde ganz nervös, als Mr Rain mit überwältigendem Lächeln auf die Einladung reagierte. Agatha erstarrte. Nein, das konnte er nicht…
    Er konnte. Er nahm die Einladung mit einem majestätischen Nicken für sie beide an.
    Verdammt
! Sie umklammerte seinen Arm, bis alles Gefühl aus ihren Fingern wich, doch er lächelte sie nur gelassen an und tätschelte ihre Hand.
    Agatha lächelte naiv. »Oh, wie dumm von Mortimer! Er hat ganz vergessen, dass wir für Dienstag keine Einladungen annehmen können, da wir dienstags immer seine Mutter besuchen. Mortimer liebt seine Mutter von ganzem Herzen. Aber es war sehr freundlich, dass Sie an uns gedacht haben, Mrs Trapp.«
    Himmel. Das war gerade noch einmal gut gegangen. Agatha sah erleichtert Lady Winchell an.
    Die Lady begutachtete »Mortimer« mit glitzernden Augen, und ihr Lächeln ließ Agatha frösteln. Die Frau sah entschieden ausgehungert aus. Oh, du meine Güte.
    »Seine Lordschaft und ich geben heute in einer Woche eine Tanzgesellschaft, Mr Applequist. Ich glaube, die Gentlemen wären erpicht darauf, von Ihren Eskapaden zu hören.« Sie warf einen Blick in Agathas Richtung.
»Aus erster Hand.«
    Agatha machte den Mund auf und wollte protestieren. Lady Winchell hob die Hand.
    »Nein, nein, Sie brauchen sich nicht zu bedanken. Ich weiß, wie schwierig es für ein junges Ehepaar wie Sie beide ist, Anschluss an die Gesellschaft zu finden.«
    Sie erhob sich und bedachte Agatha mit einem freundlichen Lächeln, in dem eine Spur von Triumph schwang. »Ich freue mich schon darauf, Sie besser kennen zu lernen, liebe Agatha.« Ihre Stimme senkte sich zu einem Gurren. »Und Ihren Gatten natürlich auch.«
    Nachdem Agatha ihn erst einmal vom Sofa gezerrt hatte, produzierte Mr Rain eine akzeptable Verbeugung. Mrs Sloane und Mrs Trapp kicherten hingerissen.
    Agatha konnte es sich gerade noch verkneifen, mit den Augen zu rollen. Der Himmel bewahre sie davor, sich jemals so albern zu benehmen. Die Ladys wandten sich zum Gehen, nicht ohne sich ständig umzudrehen.
    Agatha bedeutete »Mortimer« mit einem Stoß zurückzubleiben und folgte ihren Gästen zur Tür, wo Pearson schon mit Mänteln und Hüten bereitstand.
    »Ich hoffe, wir können kommen, Mylady. Man weiß nie, wann Mortimer wieder…«
    »Oh, Sie werden kommen, Mrs Applequist. Es ist ja schließlich kein
Dienstag.«
    Ihr Lächeln bedeutete Agatha, dass sie kein einziges Wort glaubte. Lady Winchell setzte ihren Hut auf, das Lächeln eisig, die Augen hart.
    »Sie dürfen uns nicht enttäuschen. Denken Sie daran, man bekommt auf dieser Welt nicht oft die Chance, sich von seiner besten Seite zu zeigen.«
    Lady Winchell strich eine bleiche Haarsträhne zurecht und warf einen sinnenden Blick in Richtung des Salons. »Kein Mann vieler Worte, Ihr Gatte. Ich hoffe, er ist nächste Woche gesprächiger. Die Gentlemen freuen sich sicher, von seinen Abenteuern zu hören.«
    Ein letztes eisiges Lächeln begleitete ihre Worte und ließ Agatha frösteln. Als die Damen gegangen waren, legte sie gegen die Kälte ihre Arme um den Oberkörper und kehrte in den Salon zurück. Was sollte sie jetzt tun?
    »Ich denk, das is gut gegangen, is es. Es war gar nich so schwer. Für so eingebildete Ziegen sind die Ladys ganz nett.«
    Mr Rain schien sehr zufrieden mit sich. »Und ich hab kein Wort gesagt, genau wie Sie wollten.«
    Agathas Unterkiefer

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