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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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sei doch nicht immer so
katholisch.« Dann ergänzte er: »Die Hämatome sind älteren Datums, Rudi. Mit
ihrem Tod haben sie nichts zu tun.«
    Ferschweiler schüttelte den Kopf. Fesselspiele passten allerdings ins
Bild, das er von der jungen Frau hatte, aber ein Kind?
    »Ich gehe immer noch davon aus, dass eine allergene Substanz in ihre
Blutbahn gelangt sein muss«, sagte Dr.   Quint. »Ihre Zunge zeigt Veränderungen auf
der Oberseite, kleine Risse und Wunden. Nach der Blutuntersuchung wissen wir es
sicher.«
    »Also dürfte sie deiner Meinung nach tatsächlich einen
anaphylaktischen Schock erlitten haben?«, fragte Ferschweiler.
    »Das erscheint mir momentan am wahrscheinlichsten. Es müsste jedoch
noch festgestellt werden, auf welche Stoffe sie allergisch reagiert hat. In
Frage kämen die Öle, die sie benutzt hat und mit denen die Farbpigmente gelöst
werden. Schließlich hat es sie ja erwischt, während sie mit dem Pinsel an dem Bild
auf ihrem Oberschenkel gearbeitet hat. Kannst du dich an die Pinsel erinnern,
Rudi?«
    »Nein«, sagte Ferschweiler. »Was war mit denen?«
    »Es waren spezielle Marderhaarpinsel, wie sie zum Aquarellieren
benutzt werden, sehr hochpreisig. Und vielfach haben Aquarellmaler die
Angewohnheit, ihre Pinsel mit dem Mund wieder in Form zu bringen, denn sie
müssen spitz sein, damit die Farbe kontrolliert aufgetragen werden kann.«
    »Du meinst also, die Rosskämper hat es auch so gemacht?«
    »Das würde zumindest erklären, wie es zu einem anaphylaktischen
Schock kommen konnte. Ich habe auch Gewebeproben von ihrer Zunge für den
Versand nach Mainz fertig gemacht und die Kollegen von der KTU gebeten, die am Tatort gefundenen Pinsel auf
allergene Substanzen hin zu untersuchen. Das Gleiche gilt für den Inhalt ihres
kleinen Metallkoffers, der am Tatort sichergestellt wurde.«
    Dr.   Quint machte eine Pause und wischte sich mit einem großen
Taschentuch über die Stirn. »Wenn meine Theorie stimmt, müsste allerdings
geklärt werden, warum Melanie Rosskämper genau diese Substanzen verwendet hat.
Wenn sie tatsächlich starke Allergikerin war, was ich aufgrund meiner
Untersuchungen annehme, dann wäre sie grob fahrlässig gewesen.«
    »Oder jemand hat ihr andere Materialien, als sie sonst benutzte, untergeschoben«,
ergänzte Ferschweiler die Überlegungen des Pathologen. »Dann würde es sich doch
um Mord handeln, weil wir davon ausgehen müssen, dass Melanie Rosskämper diese
Substanzen nie wissentlich benutzt hätte.«
    »Ja«, bestätigte Dr.   Quint, »das wäre dann ein sehr raffinierter und
heimtückischer Mord gewesen. Bevor ich diesbezüglich eine endgültige Aussage
treffen kann, müssen wir auf die Ergebnisse der mikrobiologischen und
chemischen Untersuchungen warten. Aber für mich spricht vieles für ein nahezu
perfekt eingefädeltes und ausgeführtes Verbrechen.«
    »Allmählich gehe ich auch davon aus. Also werden wir warten müssen,
bis deine Kollegen in Mainz ihre Arbeit gemacht haben. Hoffentlich sind sie
nicht karnevalistisch unterwegs.«
    Ferschweiler musste an die zum Beginn der fünften Jahreszeit täglich
stattfindenden Proben der Roten Funken neben den Diensträumen der
Mordkommission denken. Er gab seinem alten Weggefährten die Hand und sagte:
»Dank dir, Doc, für die schnelle und wie immer gute Arbeit. Bald hast du es
geschafft und musst die Pathologie nur noch von außen sehen.«
    Damit verabschiedete er sich und ließ Dr.   Quint mit erstauntem
Gesicht zurück. Offensichtlich wusste der nicht, warum Ferschweiler seinen
Arbeitsplatz so unangenehm fand.
    Für den Weg zurück nach Trier-West nahm Ferschweiler den
Bus. Am Bahnhof ließ er sich kurz beim Bäcker auf ein Croissant und einen
Milchkaffee nieder, war dann aber pünktlich am Bussteig, um mit der Linie 3 zur
Treviris-Passage zu fahren. Dort stieg er um in die Linie 81, die ihn über die
Mosel wieder in seinen Stadtteil brachte. Von der Bushaltestelle Westbahnhof
aus, direkt am westlichen Brückenkopf der alten Römerbrücke gelegen, waren es
dann noch einmal knapp dreihundert Meter zu Fuß bis zur Kunstakademie.
    ***
    Im Büro der Kunstakademie stand schon seit dem frühen
Morgen das Telefon nicht mehr still. Natascha Berggrün hatte zwar mit niemandem
außer ihren beiden Mitarbeitern über den tragischen Vorfall vom Vorabend
gesprochen, doch anscheinend wusste bereits die ganze Stadt Bescheid. Die
Nachricht war von Mund zu Mund gegangen, dafür war Trier bekannt. Hier blieb
nichts lange

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