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Die Schöne und der Tod (1)

Die Schöne und der Tod (1)

Titel: Die Schöne und der Tod (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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zusammen bist?
    – Das muss jetzt aber auch nicht sein, oder?
    – Komm schon.
    – Nein.
    – Was nein?
    – Ich will nicht mit dir darüber reden.
    – Ich wollte auch nicht über Marga reden.
    – Vielleicht war es wirklich keine gute Idee, dass ich dich besucht habe, vielleicht sollte ich einfach gehen. Wir wünschen uns ein schönes Leben und keiner hat Kopfweh.
    – Wen, Max? Sag schon.
    – Hanni.
    – Hanni Polzer?
    – Ja.
    – Das ist hart.
    – Was ist hart?
    – Sie und du. Das ist hart.
    – Ich mag sie.
    – Schön für dich.
    – Was ist mit dir?
    – Was soll sein?
    – Du bist eifersüchtig.
    – Bin ich nicht.
    – Bist du.
    – Warum sollte ich? Du kannst machen, was du willst.
    – Das mit Hanni ist nicht für immer.
    – Das ist deine Sache, Max.
    –
    –
    – Was ist mit deiner Kollektion?
    – Läuft gut.
    – Schön.
    – Wenn alles gut geht, bin ich bei der Modewoche in London mit dabei. Ich habe da jemanden kennengelernt, er hilft mir.
    – Er?
    – Er will sich beteiligen. Er hat Geld, ich entwerfe, er finanziert, so kann ich endlich frei arbeiten.
    – Wer ist er?
    – Meine Sache, Max.
    – Marga könnte für dich modeln.
    – Es wäre besser, wenn Marga wieder Wurst verkaufen würde.
    – Es ist schön, dass du dich über ihren Erfolg so freust.
    – Das stimmt so nicht.
    – Du sagst, sie soll auf die Vogue pfeifen und wieder als Verkäuferin arbeiten.
    – Ja, soll sie. Nur dann überlebt sie.
    – Du bist hart.
    – Und du schläfst mit Hanni Polzer.
    – Sie ist gut.
    – Ich nehme an, du meinst meine Schwester.
    – Natürlich.
    – Wie war die Hochzeit?
    – Das fragst du mich? Sie ist deine Schwester.
    – Ich war nicht eingeladen.
    – Das tut mir leid.
    – Mir nicht.
    – Trotzdem tut es mir leid.
    – Ich sagte dir, das muss es nicht.
    –
    – Hör auf damit, Max, schau mich nicht so vorwurfsvoll an. Ich weiß schon, was du sagen willst.
    – Was?
    – Dass ich weggelaufen bin, dass ich hätte bleiben müssen, dass ich mich um meine Mutter kümmern soll, um meine Schwester. So wie du dich um deinen Vater gekümmert hast. Dann wären wir immer noch zusammen, glücklich in dem verschissenen Dorf, weit weg von der Welt in einem kleinen Friedhofswärterhaus. Das willst du sagen.
    – Will ich das?
    – Du sollst damit aufhören, dich in mein Leben einzumischen. Lass es, Max.
    – Ich wollte nur nett sein.
    – Sei woanders nett.
    – Wie meinst du das?
    – Du sollst gehen.
    – Jetzt?
    – Ja.
    – Warum?
    – Weil ich dich nicht mehr sehen will.
    – Ich bin eben erst gekommen.
    – Und jetzt gehst du wieder. Es ist genug, Max.
    – Was ist los mit dir? Wir wollten doch reden, wieso tust du das? Warum hast du mich dann eingeladen?
    – Das war ein Fehler.
    – Ein Fehler?
    – Ja, alles.
    Max in der Dusche. Er wischt das Wasser von seiner Haut, ihre Worte von damals. Er zieht sich an, geht ins Wohnzimmer, auf die Terrasse, ruft ihren Namen, aber sie ist nicht da. Er ärgert sich, schüttelt den Kopf und geht nach unten. Warum wartet sie nicht? Warum geht sie einfach? Sie hat ihn schließlich gebeten mitzukommen.
    Ohne zu klopfen geht er in Tildas Wohnung. Die beiden Frauen stehen wortlos vor ihm, umarmt. Tilda hält sie, schaut Max an, sie klopft Emma zärtlich auf den Rücken. Zwei Minuten lang, drei, dann fliegen plötzlich die Wörter hin und her zwischen den beiden. Wie sie sich freuen, wie sie sich verabreden, wie Tilda verspricht, Krapfen zu machen am Abend. Tilda mag Emma, immer schon war das so. Ihr hätte sie ihren Stiefsohn anvertraut, alles hätte sie getan für das Glück der beiden, aber es war zu wenig. Max hat es nicht zugelassen. Emma hat es nicht zugelassen. Sie haben sich verloren und nicht wieder gefunden.
    Immer, wenn Emma im Dorf war, kam sie bei Tilda vorbei, auch lange nach der Trennung noch, manchmal ohne dass Max davon wusste. Sie saß unten, Max oben allein. Emma und Tilda. Wie vertraut alles plötzlich ist, wie Max ihnen zuschaut, nichts sagt, wartet. Wie unwirklich alles ist. Dass sie da ist, dass er Marga eingraben wird, dass er sie zu August begleiten wird, weil ihre Kraft nicht ausreicht, es alleine zu tun. Weil sie seine Hilfe braucht.
    Lass uns gehen, sagt sie und zieht ihn an der Jacke nach draußen.
    Bis später, sagt Tilda. Kommt pünktlich zum Abendessen. Ich koche für drei.
    Max weiß, was sie vorhat. Laut macht er die Tür zu.

Drei
    August sitzt in der Küche. Seine Mutter steht am Herd und kocht. Sein Gesicht ist hart, es bewegt sich

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