Die Schöne und der Tod (1)
nicht ganz dicht?
– Doch, doch, nur mein Kopf, es hämmert so. Aber die Eier sind herrlich, wirklich.
– Kann ich sonst noch etwas für dich tun?
– Frisch gepresster Orangensaft wäre gut.
– Du bist immer noch besoffen.
– Da hast du bestimmt Recht.
– Glaubst du mir?
– Das spielt doch keine Rolle.
– Doch, tut es, für mich spielt es eine Rolle.
– Tilda, war sie schon hier?
– Ja, sie wollte wissen, wo ich vorgestern Abend war.
– Und, wo warst du?
– Hier. Und ja, allein. Kein Alibi, keiner, der mich gesehen hat, nicht am Nachmittag, nicht am Abend und nicht während der ganzen Nacht. Ich hätte sie also ausgraben können.
– Sage ich ja.
– Habe ich aber nicht. Ich sage es dir jetzt zum letzten Mal, du bist hier falsch, du solltest besser beim lieben August suchen.
– Haben wir schon. Gestern, bevor wir zu dir gekommen sind, haben wir sein Haus auf den Kopf gestellt. Und was haben wir gefunden? Keine Marga. Ich denke nicht, dass er was damit zu tun hat.
– Sei dir da nicht so sicher.
– Warum sollte er das tun?
– Warum sollte ich das tun?
– Sie war seine Frau, er trauert um sie, er hat die ganze Küche vollgeweint. Er hat keinen Grund, das zu tun. Oder fällt dir einer ein?
– Irgendeinen Grund hat er.
– Du magst ihn nicht, das verstehe ich, deshalb ist er aber noch lange keine Leichenschänder.
– Dieses Schwein.
– Vielleicht will ihn ja jemand erpressen?
– Das scheidet aus.
– Warum?
– Er ist arm wie ein Bettler.
– Woher weißt du das?
– Marga musste jeden Euro abgeben, den sie verdiente. Das Geld ist in August einfach verschwunden. Sie hat gesagt, dass er es braucht, dass sie noch mehr Jobs will, dass sie ihm helfen muss, ihrem lieben, lieben August.
– Schulden?
– Schaut so aus. Sie hat gearbeitet und er hat nichts getan, hat sogar noch den Laden zugesperrt. Wurst aufschneiden, das war ihm nicht gut genug, der Herr ist spazieren gefahren und hat ihr Geld ausgegeben. Dieses verdammte Schwein.
– Tja. Ist sehr schwierig, wenn zwei Männer dieselbe Frau lieben. Irgendwie amüsant, wie ihr euch gegenseitig anschwärzt.
– Du kannst das Haus durchsuchen, wenn du willst.
– Du lässt mich dein Haus durchsuchen?
– Ja. Damit Ruhe ist.
– Und du denkst, ich verdächtige dich nicht mehr, wenn ich nichts finde. So einfach wird das nicht.
– Du bist nicht bei der Kripo, du bist nur ein kleiner besoffener Gemeindearbeiter, den ich netterweise in mein Haus gelassen habe. Marga ist nicht hier. Und sie war es auch nie, seitdem sie tot ist. Also tu, was du willst, durchsuch das Haus oder geh nach Hause.
– Ist nicht notwendig. Ich würde nur gerne die Toilette benützen. Mir ist schlecht, sehr, sehr schlecht.
Max kotzt. Die Eier und der Speck sind zu viel für seinen geschundenen Magen, das Fett, der Alkohol, die Sonne im Gesicht, Kattnig, die verschwundene Leiche. Er spuckt alles in die Schüssel, während Kattnig seinen Kaffee trinkt, Baroni wie tot am Studioboden liegt.
Max spült die Eier und den Speck hinunter und macht seinen Mund sauber. Er öffnet leise die Tür und schleicht sich auf den Gang. Auf dem Weg zurück in die Küche öffnet er eine Tür, er kann nicht widerstehen. Es ist das Schlafzimmer, Max bleibt stehen und starrt auf den giftgrünen Teppich und auf das riesige Foto an der Wand. Ein Gesicht hinter dem Bett. Marga.
Max sieht sie an, ihre Augen, schwarz-weiß, stechend in seine Richtung. Er hört, wie Kattnig telefoniert, Marga, wie sie ihn anschaut. Max geht hinein, dieses Bild ist mächtig, es zieht ihn an. Ohne zu überlegen, öffnet er einige Schubladen, immer wieder der Blick an die Wand, er macht den Schrank auf, vorsichtig wühlt er, sucht etwas, das ihm weiterhilft. Wie sein Kopf immer noch schreit, wie er Kattnig draußen hört, wie er die Briefe findet, sie in die Hand nimmt, einsteckt. Mit einem roten Band verschnürt, Briefe von Marga. Er schließt alle Laden, den Schrank, zieht die Schlafzimmertür leise wieder zu und geht zurück in die Küche, an Kattnig vorbei ins Studio.
Max weckt Baroni. Nur schwer lässt er sich hochziehen und auf die Beine stellen. Er stöhnt, bettelt, er will bleiben, sich wieder unter der Blumendecke verkriechen, doch Max schiebt ihn zur Tür, stützt ihn, redet auf ihn ein wie auf ein krankes Tier. Kattnig ist Max gefolgt, er hält ihnen die Tür auf. Kurz bevor sie zugeht, sagt Max, dass es ihm leidtut. Das mit Marga, und dass sie betrunken bei ihm aufgetaucht sind. Kattnig
Weitere Kostenlose Bücher