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Die Schöne und der Tod (1)

Die Schöne und der Tod (1)

Titel: Die Schöne und der Tod (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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doch unglaublich interessant.
    – Finger weg von dem Schnaps jetzt, mein Lieber, da passieren komische Dinge in deinem Kopf.
    – Wenn der Geist aus dem Körper der Schönen geht. Stummes Fleisch, das bleibt.
    – Fängst du jetzt an zu dichten, oder was? Du bist Fußballer, nicht Schriftsteller. Oder wird das jetzt dein zweites Standbein?
Stummes Fleisch
von Johann Baroni, ein Roman über den Tod, eine wertvolle Auseinandersetzung mit dem Sterben. Unser Baroni ein Dichter, da muss ich doch gleich mal den August aufwecken, das glaubt mir sonst keiner, ich muss ihm sagen, dass sein Fußballheld jetzt Dichter wird.
    – Max, bitte.
    – Das stünde dir, wirklich, verkauft sich bestimmt gut. Das späte Coming-out eines Poeten. Der zweite Weg.
Stummes Fleisch
. Die einen fangen an zu singen, wenn mit dem Sport nichts mehr ist, du fängst eben an zu schreiben.
    – Halt die Klappe und hör auf zu lachen.
    – Ach Baroni, komm schon.
    – Ich habe mir das wirklich überlegt. Ernsthaft.
    – Das mit der Leiche?
    – Das mit dem Singen. Ich habe ein Angebot bekommen, ich soll eine Platte aufnehmen, die verkaufen das, der Vorschuss ist ordentlich.
    – Nein.
    – Was nein?
    – Das kannst du nicht machen. Du kannst nicht singen.
    – Doch. Die mixen das im Studio zusammen. Was ich an Stimme habe, würde reichen, sagen sie.
    – Das glaub ich nicht.
    – Doch, ist so.
    – Das ist peinlich, Baroni.
    – Ist es nicht. Und außerdem weiß ich ja noch gar nicht, ob ich das mache.
    – Johann B., der neue Stern am Volksmusikhimmel, der neue Playbackkaiser, der Kuschelbärkönig. Bravo, Baroni. Was unser August hier wohl dazu sagen würde? Ob der auf Schlager steht?
    – Schluss jetzt. Und hör sofort auf zu lachen.
    – Hör bitte auf zu schreien.
    – Dann hör auf, dich über mich lustig zu machen, du weißt, dass ich das nicht mag. Das mit dem Singen entwickelt sich erst, ich muss mich erst entscheiden, also halt den Ball flach. Und das mit Marga war mein Ernst. Dass mich das fasziniert. Die Leiche, meine ich, ihr Körper, für mich ist das etwas Besonderes, dass da nur noch eine Hülle ist. Dass das mit uns auch passiert irgendwann.
    – Tut mir leid.
    – Ist schon gut.
    –
    – Max. Warum sagst du nichts?
    – Ich will wissen, wo diese Scheißleiche ist.
    – Wir finden sie.
    – Tun wir das? Wie denn? Die kann überall sein.
    – Warum nicht? Max, denk mal nach, du und ich, wir sind jung, wir sind kreativ, wir wissen, wie die Welt funktioniert, uns bleibt nichts verborgen.
    – Wir sollten die Flasche austrinken, der Schnaps wird sonst schlecht.
    – Was ich mich gerade frage.
    – Was denn?
    – Warum er das Grab wieder zugemacht hat, warum er nicht einfach die Leiche genommen hat und weg ist. Warum schaufelt er zu?
    – Damit man nicht nach ihm sucht, damit er in aller Ruhe mit der Leiche machen kann, was er vorhat, das ist doch ganz logisch.
    – Was hat er vor?
    – Woher soll ich denn das wissen, Baroni. Ich bin nur der Totengräber.
    – Vielleicht war es ja doch dieser Kattnig.
    – Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir niemanden einfach so verdächtigen, ohne Grund.
    – Warum denn nicht? Max, was tust du denn jetzt so heilig? Wenn er es war, bekommt er eine aufs Maul, und wenn er es nicht war, gehen wir wieder.
    – Wow.
    – Was, wow?
    – Du willst es wirklich wissen?
    – Logisch.
    – Du willst hinfahren?
    – Was sonst? Sein Haus durchsuchen wir auch noch, geht doch viel schneller so. Bis die Polizei einen Durchsuchungsbefehl hat, ist Marga längst verwest. Und das interessiert mich nicht, ich will sie sehen, solange sie noch frisch ist.
    – Sie ist einbalsamiert. Das dauert, bis sie zu stinken beginnt.
    – Sag ich ja. Komm jetzt, Max, ich will meine erste Leiche sehen, das schauen wir uns an. Und außerdem hat der sicher auch einen guten Schnaps.
    – Jetzt? Du willst jetzt noch zu ihm?
    – Du hast im Fernsehen gesagt, du stellst den Täter, also beweg deinen Arsch.
    – Das ist keine gute Idee, wir sollten jetzt nicht mehr Auto fahren, Baroni. Bis zu Kattnigs Haus sind es ein paar Kilometer. Du lallst.
    – Ich lalle nicht, ich fahre.
    – Von mir aus.
    Egal, was der Alkomat angezeigt hätte, Baroni fuhr. Sein Gesicht klebte an der Windschutzscheibe, Max bemühte sich, ein guter Beifahrer zu sein, nichts zu sagen, ihn machen zu lassen, er konzentrierte sich, schaute geradeaus, kniff seine Augen zusammen, weil er die Mittellinie doppelt sah. Er versuchte, keine Angst zu zeigen, Baroni fuhr

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