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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zeigten deutlich die Spuren der Schalhölzer. Am Ende dieser Treppe versperrte eine zweite Stahltür den weiteren Weg nach oben.
    »Nummer zwei!« sagte Herburg. »Eines muß man diesem Suliman lassen: Was er tat, das tat er gründlich! Diese Tür scheint noch massiver zu sein. Ich werde vier Dynamitstangen nehmen müssen.«
    Er leuchtete die Treppe und den Rahmen der Stahltür ab, als ihm plötzlich eine fabelhafte Idee kam. Links von der Tür, durch den Felsen durchgestemmt, lag doch das Kunststoffrohr der Luftleitung.
    Hinter der ersten Tür hatte die Explosion es selbstverständlich zerstört, aber hier war es noch intakt. Herburg konnte es spüren: die Luft reinigte sich schnell. Aus den fünf Abluft- und Zuluftkanälen, die er zwischen den beiden Türen zählte, entwich die verbrauchte Luft und flutete frischer Sauerstoff in das Grab.
    »Zwei Dynamitrollen in den Luftschlauch, Luisa!« sagte er. »Und zwar gleich neben der Tür! Das ist das beste Bohrloch, das man sich denken kann! Damit reißen wir die linke Gangwand auf und …«
    »… die Decke stürzt ein!«
    »Kaum!« Er blickte nach oben und klopfte mit den Fäusten gegen die rundgeschlagene Decke. »Das ist massiver Felsen! Das Loch an der Seite wird nicht den ganzen Berg einstürzen lassen. Aber die Tür, diese verdammte dicke Stahltür, wird wegfliegen wie Seidenpapier.«
    Er ging zurück, suchte einen flachen Stein, dessen Kante wie ein Faustkeil spitz zulief, und begann, das Rohr aus Hartplastik aufzuschlagen. Es ging leichter, als er gedacht hatte … Nach einer Arbeit von knapp einer Viertelstunde hatte er ein so großes Loch in die Luftleitung gehämmert, daß er bequem zwei Dynamitstäbe hineinschieben konnte. Die Zündschnüre verknotete er miteinander.
    Dann blickte er den Weg zurück und schätzte die Entfernung. Ihm war klargeworden, daß er die Strecke über die Trümmer der ersten Tür hinweg in die nächste Kammer nie schaffen würde, bevor das Dynamit explodierte.
    Luisa schien seine Gedanken zu erraten. Sie sagte:
    »Das kannst du nicht schaffen, Frank! Ein Stolpern, ein Hängenbleiben an der ersten Stahltür … nur eine Sekunde Verzögerung … auf dieses Vabanquespiel lasse ich mich nicht ein.«
    »Ja, die Zeit ist zu kurz und der Weg zu gefährlich.« Herburg schob noch eine dritte Stange Dynamit in die Luftleitung und verband deren Zündschnur mit den anderen. »Wir müssen die Zündung bis zur ersten Tür verlängern.«
    »Das sind mindestens sieben Meter, Frank. Womit?«
    »Mit unserer Leine aus Hemdenstreifen … Verzeihung, Blusen- und Hemdenstreifen! Der Stoff ist pulvertrocken … er müßte brennen, bis die Flamme auf die Zündschnüre überspringt. Natürlich kann die Flamme auch auf halber Strecke ausgehen …«
    »Was dann?«
    »Dann muß ich eben nachschauen. Ich muß sie dort, wo sie erloschen ist, von neuem anzünden und wegrennen – und beten! Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    Herburg schwieg und lauschte angestrengt. Das Rumoren im Berg, das er für Baggergeräusche angesehen hatte, war verstummt. Warum sollten sie auch mit Gewalt das Grab aufbaggern, dachte er. Keiner weiß doch, daß Luisa und ich hier eingemauert wurden. Wenn Harris weiterarbeitet, dann mit der gebotenen Vorsicht der Archäologen. Für die da oben sind wir spurlos verschollen …
    »Es war ein Irrtum«, sagte Frank heiser.
    »Was?«
    »Daß sie uns suchen. Alles ist still.«
    »Ich habe auch nie daran geglaubt«, sagte Luisa leise.
    Was die beiden nicht wissen konnten, war, daß Pernam gerade jetzt das Graben an den zehn verschiedenen Stellen abgeblasen hatte, dafür dirigierte er den größten Bagger zu dem Dornengestrüpp. Eine Raupe hatte schon das Gestrüpp weitgehend niedergewalzt und gesäubert.
    Als sie die Erddecke abschabten, kam die dicke Stahltür zum Vorschein.
    »Es stimmt! Es stimmt!« schrie Leila und fiel ihrem Vater um den Hals. Sie war außer sich vor Freude, küßte Professor Mitchener und Harris Pernam, der mit hartem Gesicht von der Stahlplatte zurückkam.
    »Hätten wir nur ein Schweißgerät hier …«, sagte Pernam und atmete schwer. »Aber wir haben keins, und eines kommen lassen, dauert einfach zu lange. Wir müssen versuchen, mit dem Bagger die Stahlplatte herauszureißen. Wenn das alles stimmt … dann sind da unter uns irgendwo im Labyrinth Luisa und Frank …«
    Er warf einen raschen Blick auf seine Armbanduhr. Leila sollte es nicht sehen, aber sie bemerkte es doch.
    »Er lebt!« sagte sie laut. »Harris, ich

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