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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gerissen, taumelte dann, von unzähligen kleinen Steinen getroffen und blutig geschlagen wie von Schrapnellen, in der weißgrauen Wolke einen Meter zurück und fiel endlich, sich mit beiden Händen den Kopf umklammernd, neben der herausgerissenen Stahlplatte in das Geröll.
    Dr. Abdullah, Toc-Toc und die Soldaten rannten zu ihr und trugen sie rennend aus der Gefahrenzone.
    »Pernam …«, sagte Professor Mitchener ergriffen. »Von Pernam sehen wir nichts mehr wieder …«
    Aber Mitchener irrte.
    Harris Pernam war es gelungen – rein durch Zufall –, sich in einen Blindstollen zu quetschen, der auf halber Höhe der Betonröhre abzweigte.
    Zunächst glaubte er, dieses sei der richtige Weg, kroch zwei Meter vorwärts und leuchtete den Gang ab. Dann erkannte er weiter hinten eine abschließende massive Steinwand und merkte, daß er falsch war.
    Das aber rettete ihm das Leben.
    Als er sich mühsam in dem engen Gang umdrehen wollte, preßte ihn die Explosion zu Boden. Einen Moment lang bekam er keine Luft mehr. Um ihn war ein Vakuum, und er hatte das Gefühl, sein Herz, seine Lungen und sein Gehirn würden platzen. Dann war dieses grauenhafte Gefühl vorbei; er hörte über sich die Menschen schreien und schluckte noch Wolken von Staub, die noch immer aus dem Loch quollen.
    Das war dein letzter Streich, Suliman, dachte er voller Bitterkeit. Mich hast du jedenfalls nicht bekommen … ich lebe! Gott, verzeihe es mir … aber wenn Suliman jetzt hier wäre, ich könnte ihn ohne die geringste Reue umbringen …
    Pernam kroch aus seinem niedrigen Seitengang, schwang sich in die Betonröhre und kletterte, von dichten Staubwolken umgeben, bis auf den Grund des Einstiegs.
    Hier öffnete sich der richtige Gang … mannshoch, leicht abfallend bis zu einer aus den Felsen gesprengten Stahltür. Ein gewaltiger Steinhaufen verdeckte die dahinterliegende Treppe.
    So schnell Pernam konnte, rannte er vorwärts. Er zwängte sich gerade durch die zerfetzte Tür und wollte über die losgesprengten Steine klettern, als er den Schrei hörte.
    Einen gellenden, unartikulierten Schrei aus der Tiefe des Grabes.
    »Ich bin hier!« brüllte Pernam. »Luisa! Frank! Ich bin hier, ich komme!«
    Er stürzte mit einem Schwall von Steinen die Treppe hinunter, rappelte sich wieder hoch und rannte, den Scheinwerfer vor sich haltend, weiter.
    Das Schreien dauerte an, aber kam näher. Trotz aller Qual, die die Stimme veränderte, erkannte Pernam, daß es Herburgs Stimme war.
    »Ich komme, Frank!« brüllte er von neuem und rannte besinnungslos weiter. »Frank …«
    Dann sah er im Licht des Scheinwerfers nur noch Gold.
    Er sah die goldene Grabkammer des Menesptah, den glitzernden Sarkophag, den großen goldenen Frosch und davor auf dem Boden Herburg, wie er Luisas Kopf an sich drückte. Das Blut lief über seine Hände, an seinem Anzug hinunter und bildete auf dem Boden schon eine Lache.
    »Harris!« schrie Herburg. »Harris! Sie verblutet! Ich kann … ich kann sie nicht mehr halten …«
    Er stand auf, taumelte gegen den goldenen Frosch und sank wieder in die Knie.
    Pernam konnte Luisa noch ergreifen, riß sie auf seine Arme und trug sie wie ein Kind zurück ins Leben.

XVII
    Drei Tage dauerten die Untersuchungen im Hospital der Kairoer Universitätsklinik, bis sich die Ärzte sicher waren, daß Leila keine inneren Verletzungen lebensbedrohender Natur davongetragen hatte.
    Kein Lungenriß, kein Milzriß, keine inneren Blutungen … nur überall kleine blutige Wunden durch eine Unmenge spitzer Steine. Außerdem wurden Prellungen und Blutergüsse, verteilt über Leilas Körper, festgestellt.
    Tag und Nacht saßen abwechselnd Dr. Herburg oder der Vater, Dr. Abdullah, neben ihrem Bett. Sie lag an Schläuchen und am Tropf angeschlossen in einem Sauerstoffzelt und dämmerte dahin.
    »Das schlimmste ist der Schock!« sagte Professor Ali Hussein ibn Assy, der Chef der Chirurgischen Abteilung. Der Internist und ein Neurologe hatten dasselbe gesagt.
    »Wenn Sie nur die Augen aufmachen und Dr. Herburg erkennen würde! Aber sie glaubt ganz einfach, er sei tot, und nun will sie auch nicht mehr leben! Solche seelischen Schocks können ohne weiteres zum Exitus führen. Wenn sie morgen nicht aufwacht, wird es kritisch …«
    Dr. Abdullah löste Dr. Herburg an diesem Tag bei der Wache ab.
    »Luisa steht draußen«, sagte er, als er Herburgs Platz auf dem Stuhl neben dem Bett einnahm. »Sie darf nicht ins Zimmer.« Er sah Herburg nachdenklich an. »Willst du zurück nach

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