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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…?
    Es zeigte sich, daß Suliman alle Fallen beseitigt hatte.
    Betonflecken auf dem Boden bewiesen, daß die grausamen Trittfallen, die es zweifellos gegeben hatte, zugeschmiert worden waren. An einer Mauerseite entlang zog sich ein dicker Kunststoffschlauch, ab und zu unterbrochen durch ein eingeschobenes T-Stück, dessen Abgang offen blieb.
    Hier war die einfache, aber wirksame Belüftung des Grabes!
    Herburg legte sich auf den Boden und drückte den Mund gegen eines der offenen T-Stücke aus Plastik. Frische Luft füllte seine Lungen, als er tief einatmete. Er drehte sich auf den Rücken und sah Luisa sehr bewegt an.
    »Wir werden weiterleben«, sagte Herburg. »Ersticken können wir nicht mehr. Höchstens verhungern und verdursten …«
    »Das letzte ist am schlimmsten. Aber warum sollten wir? Der Weg ist doch vorgezeichnet. Nur dem Schlauch nach …«
    »Gut und schön; aber was wird sein, Luisa, wenn wir ohne Werkzeug vor einer zugemauerten Tür stehen oder vor drei hintereinander liegenden, festen Stahltüren? Wenn man uns nicht von draußen ausgräbt, werden wir uns die Köpfe blutig rennen können …«
    Er stand auf und schraubte die Lampe wieder herunter. Das fahle Licht aber brachte auch die Bedrückung zurück, die Angst, doch noch für immer begraben zu sein …
    »Gehen wir weiter!« sagte Herburg rauh.
    Er blickte sich um. Zwei Türen führten aus diesem Raum. Links verschwand die Entlüftungsleitung, rechts schimmerte über einem Türstock aus Alabaster wieder ein goldener Frosch.
    »Nach rechts, Luisa. Menesptah erwartet uns!«
    »Aber nach links geht der Kunststoffschlauch.«
    »Stahltüren kenne ich zur Genüge. Gib mir die zweite Lampe. Den Koffer kannst du hier stehenlassen. Hier wird ihn keiner wegnehmen.« Er lächelte schwach. »Oder willst du dich erst schön machen für den großen Pharao? Vielleicht wäre Menesptah einmal ein großer Liebhaber geworden … Die vielen nackten Mädchen deuten darauf hin. Vielleicht möchtest du Make-up auflegen …«
    »Es scheint Ihnen wieder außerordentlich gutzugehen, Dr. Herburg!« erwiderte Luisa. »Make-up gebrauche ich nur in Ausnahmefällen; ich liebe die Natur.«
    »Am Nil, wenn andere schlafen …«
    »Frank, warum sagen Sie das jetzt?« fragte sie und war betroffen. Ihre Stimme bebte leicht.
    »Weil Fräulein Doktor meinten, es ginge mir wieder zu gut.«
    Er lachte und zündete die zweite Lampe an. »Luisa, du bist die tapferste Frau, die ich mir denken kann.«
    »Und du bist der sturste Kerl, der mir je unter die Finger gekommen ist. Ich liebe dich …«
    »Komm … sagen wir es Menesptah …«
    Er hob beide Lampen und ging voraus nach rechts.
    Ein breiter und sehr hoher Gang nahm sie auf. Goldschimmernde Wandgemälde von besonderer Schönheit bedeckten seine Wände. Er war nur kurz, vielleicht fünf Meter lang …
    Und dann öffnete sich ihnen die letzte, die heilige Kammer. Hier waren die Wände aus purem Gold, verziert mit blitzenden Bergkristallen, mit Mustern aus Edelsteinen und bunten, geschliffenen und polierten Steinen aller Arten.
    An der Rückwand, bewacht von einem Riesenfrosch aus reinem Gold, stand auf einem hohen Alabasterpodest der Sarkophag des Kind-Königs. Die aus Gold getriebenen Figuren des Sarges – sie stellten Szenen aus dem kurzen Leben des kleinen Pharao dar – warfen das Licht hundertfach und blendend zurück.
    Die Decke des Grabgewölbes war blau gestrichen. Schimmernde Kristalle auch hier – sie stellten die Sterne dar.
    Das hieß: »Die Erde, der Himmel, alles Leben zwischen den unsterblichen Göttern ist Dein, Menesptah!«
    Imhotep mußte den Kleinen sehr geliebt haben …
    Fast ehrfürchtig blieben Herburg und Luisa Alius an der Tür stehen und bewunderten diese Pracht des ewigen Schlafes.
    Der große goldene Frosch glotzte sie aus dickverquollenen Augen an. Sein Rücken war ausgehöhlt, und in der Höhlung staken – zusammengerollt und von Bändern aus Schilffasern gehalten – zehn große Papyrusblätter.
    Es war – und Dr. Herburg stockte der Atem, als er es erkannte – der aufgezeichnete Bericht Imhoteps vom Leben und Sterben eines Pharaonen, den noch niemand kannte.
    Der wertvollste altägyptische Fund seit Tut-ench-Amun!
    Ein authentischer Blick in das Leben vor 5.000 Jahren.
    »Die Rollen«, flüsterte Luisa. »Man wird vielleicht die ganze Geschichtsschreibung revidieren müssen.«
    »Bestimmt!«
    Herburgs Blick glitt über die Wände, die Decke und besonders über den Sarkophag.
    »Suliman scheint

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