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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die wertvollsten Edelsteine aus dem Sarg gebrochen zu haben.«
    »An den Wänden fehlen auch welche …«
    »Und aus den Gefäßen!«
    »Und aus den Augen des Frosches.«
    »Aber er war zu sorglos.« Herburg legte plötzlich den Arm um Luisa und zog sie an sich. »Wir werden wieder ans Licht kommen …«
    »Trotz der Stahltüren …?«
    »Wir sprengen sie auf! Mit Dynamit!«
    Dr. Herburg nickte zu dem goldenen Sarg hin. Zwischen dem Podest und dem Frosch lagen einige Rollen, die Luisa als Papyrusblätter angesehen hatte.
    »Erkennst du, was da liegt?«
    Sie starrte die dünnen Rollen an und konnte nicht begreifen, was sie da sah. Es war einfach zu phantastisch …
    »Dynamitpatronen! Ein ganzes Bündel. Als Suliman vor Jahren mit der Erweiterung des Ganges zum Grabinnern fertig war, hat er wohl den Rest des Sprengstoffs einfach hier gelagert. Nur so ist das erklärbar, Luisa. Ich werde uns in die Freiheit sprengen!«
    Er ließ sie los, lief zu dem Sarkophag und hob eine der länglichen Röhren mit dem Sprengstoff hoch. Jetzt erkannte auch Luisa die Zündschnüre, die aus der Rolle heraushingen.
    »Du willst wirklich sprengen, Frank?«
    »Ja.« Er zählte gerade die Stangen. Es waren zehn Stück. Genug, um aus dem Grab herauszukommen … oder unter einstürzenden, morschen Wänden erschlagen zu werden.
    »Wenn uns das gelingt …«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann war es ein plötzliches Ende, besser vielleicht, als zu verhungern und zu verdursten.«
    Herburg bückte sich und drückte die zehn Dynamitstangen an seine Brust. »Und wenn auch der Weg nicht ganz frei wird … man wird uns hören und man wird wissen, daß wir hier unten leben! Die Explosionen müssen ihnen zumindest den Weg zeigen …«
    Er lachte, glücklich wie ein Junge, lief an Luisa vorbei, durch die Vorkammer und dann links hinein in den Gang, den Suliman für seinen Rauschgifttransport ausgebaut zu haben schien. Hier lief auch die Rohrleitung …
    Luisa, die Lampen in den Händen, lief ihm nach.
    Was Herburg vermutet hatte, bestätigte sich in allen Einzelheiten. Nach knapp zehn Metern versperrte die erste massive Eisentür den Gang. Es war nicht die einzige, bis zum Tageslicht gab es noch weitere Türen … aber das konnte Herburg noch nicht wissen.
    »Ich nehme fürs erste zwei Stangen«, sagte er, »das ist zwar schon eine gehörige Portion, aber sicherer.« Dann kniete er vor der Stahltür und legte die Dynamitstangen auf den Boden.
    »Ich muß sie mit irgend etwas abdecken, damit sie nicht im Freien verpuffen. Normalerweise steckt man sie ja in Bohrlöcher, freiliegend beträgt die Sprengkraft nur ein Drittel. Wenn wir Steine hätten …«
    »Wir haben die Vasen, Schalen und Näpfe aus der Vorratskammer. Wenn wir damit das Dynamit abdecken …«
    »Nicht so gern …« Der Archäologe in Herburg regte sich.
    »Und wir haben die Säcke mit Haschisch und Kokain.«
    »Das ist eine Idee! Ein Sandsackwall – aber aus Haschisch! Ein Schutzwall, der Millionen kostet. Wer kann sich den schon leisten?«
    »Der Entdecker des Menesptah!«
    Sie lachten; sie benahmen sich wie Kinder und rannten hin und her, schleppten die Säcke heran und bauten einen Wall vor die Dynamitpatronen.
    Eine ungeheure Euphorie hatte sie gepackt: Freiheit! In ein paar Stunden sind wir frei! Wir sehen die Sonne wieder! Den weiten Himmel, den Nil, die Palmen! In ein paar Stunden sind wir neu geboren …
    Frank Herburg blickte auf seine Uhr. »Fünf Uhr nachmittags«, sagte er. »Meine erste Geburt war um drei Uhr morgens.«
    »Ich bin genau um zwölf Uhr mittags auf die Welt gekommen.«
    »Das werden wir alles vergessen, Luisa. Wir sind geboren kurz nach fünf Uhr am Nachmittag – in Sakkara – am Nil …«
    Er kontrollierte die Zündschnüre und rollte sie auf. Sie waren knapp einen Meter lang. Wenn er sie anzündete, mußte er wie ein Sprinter davonrennen, um in der Nebenkammer in Deckung zu gehen.
    Herburg hob die Lampe und hielt die erste Zündschnur an die kleine Flamme.
    »Lauf!« rief er Luisa zu. »Und wenn du in der Kammer bist, so rufst du!«
    Sie rannte los, und wenig später hörte er ihre helle Stimme.
    »Fertig?«
    »Fertig, Frank.«
    Die Zündschnur zischte nun in der Flamme auf. Er ließ sie fallen, nahm die Lampe und hetzte durch den Gang davon. »Drück dich an die Wand!« rief er während des Rennens. »Und leg die Arme über den Kopf! Reiß den Mund auf …«
    Er warf sich um die Ecke der Kammer und drückte sich beschützend neben Luisa auf den Boden.
    Noch zehn

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