Die Schöne vom Nil
arbeiten … für mich eine entsetzliche Vorstellung! Aber Salimah ist begeistert, vor allem, wenn Sie ihr von schneebedeckten Bergen und Gletschern in dreitausend Meter Höhe berichten.«
»Dr. Herburg spricht also wirklich nicht nur ausschließlich von Mumien?« fragte Luisa spöttisch, ehe Herburg eine giftige Antwort abschießen konnte.
»Aber nein!« sagte Suliman rasch. »Dr. Herburg ist ein äußerst charmanter Plauderer … Er hat es sogar einmal geschafft, daß ich Komplexe bekam. Und das will etwas heißen!«
»Allerdings!« warf Harris Pernam trocken ein. »Meine Lieben, ich weiß, daß ich wieder einmal die Regeln der internationalen Höflichkeit verletze und mich meiner weißen Smokingjacke nicht für würdig erweise …«
»Das war aber ein schöner britischer Satz, Harris!« unterbrach Professor Mitchener ironisch seinen Assistenten. »Weiter im Text …«
»Weiter nichts!« Dr. Pernam horchte auf die entfernte Musik. »Ich habe schlicht und einfach Hunger! Mich drängt's zum Büfett! Sie auch, Luisa?«
»Ja!« Dr. Alius lachte fröhlich und hakte sich impulsiv bei Harris Pernam ein. »Mr. Suliman, ich habe soviel von Ihren Festen gehört, ich platze also vor Neugier! Neugier ist übrigens auch ein Gift … ein unheilbares dazu!«
»Dann haben Sie sich aber bei dem Falschen eingehakt.« Suliman ibn Hussein hielt der Ärztin seinen Arm hin. »Entscheiden Sie sich lieber für meine Begleitung, schöner Giftengel.«
»Harris, Sie sind und bleiben eine tragische Figur!« sagte Luisa, machte sich von Pernams Arm los und nahm Sulimans Arm an. »Weil man nur einmal dieses Märchen aus Tausendundeiner Nacht erlebt, bin ich so verdorben, das auch wahrzunehmen! Verzeihen Sie mir?«
»Nie!« Harris Pernam grinste breit. Er hatte – wie alle Briten – einen tief innen verborgenen Humor. Laut lachen, pflegte er zu sagen, kann jeder – nach innen lachen zu können ist eine Kunst mit britischer Tradition …
»Aber machen Sie mir nachher keine Vorwürfe, Luisa, wenn ich von den lebenden Obstschalen die schönsten Früchte von den begehrenswertesten Stellen pflücke. Sie haben doch wieder Ihre berühmten ›Paradiesbäumchen‹, Suliman?«
»Die schönsten Mädchen aus Kairo warten …«
Suliman ibn Hussein wandte sich ab und ging mit Dr. Alius am Arm den anderen voraus durch die Alabasterhalle. Durch ein riesiges Speisezimmer gelangten sie auf die große Terrasse.
Die Musik schlug ihnen entgegen, das Stimmengewirr der anderen Gäste mischte sich unter die Klänge. Jetzt liefen die weiß livrierten Diener herum und servierten Getränke.
Der illuminierte Garten glich wirklich einem Zauberreich … Die Springbrunnen und die künstlichen Wasserläufe, Teiche und Blütengebilde leuchteten im Licht versteckter Scheinwerfer. Erstarrte Träume in blauer Nacht …
Ein aus der Kolonialzeit übriggebliebener, uralter britischer Oberst, mit weißem, sich sträubendem Backenbart, war schon so betrunken, daß er an einem der Teiche stand, den er wohl mit einer Tränke verwechselte, und in die Gegend brüllte: »Wo bleiben die Pferde, zum Teufel? Bis zum Paß gibt's keine Wasserstelle mehr! Alles absitzen!«
Indien! Die große Zeit der britischen Offiziere! Der alte Oberst kam nicht darüber hinweg, daß er jetzt in Kairo in Pension leben mußte, als Berater einer englischen Fabrik, die ägyptische Zwiebeln raspelte und dann röstete. Ein Ehrenposten, um den alten Herrn überhaupt zu beschäftigen …
Das Erscheinen der Gruppe Mitchener ließ viele Gespräche ersterben.
Zuerst war es Leilas Anblick, bei dem die Herren erst einmal tief Luft holen mußten, und zweitens fiel Dr. Luisa Alius auf, nicht nur wegen ihrer goldblonden Haare, sondern weil Suliman vorher geschickt Informationen verbreiten ließ, diese deutsche Ärztin und hervorragende Toxikologin sei den geheimnisvollen Giften der Pharaonen auf die Spur gekommen.
Eine bemerkenswert interessante, kluge und mutige Frau, die zu allem Überfluß auch noch von einer faszinierenden nordischen Schönheit war. In Kairos einschlägigen Kreisen für Frauenschönheit war sie völlig unbekannt … Dr. Alius besuchte niemals Partys. Sie lebte zurückgezogen in ihrer Giftküche, dem Toxikologischen Institut der Universität Kairo.
Nun war sie da, wurde bestaunt, als habe sie sämtliche Gifte an sich ausprobiert und habe alle überlebt, eine kleine Kompanie gutaussehender und sicherlich auch wohlhabender Herren kam auf Luisa zu und umringte sie.
Man hörte bei der
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