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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dieser Stelle gar kein Grab sein konnte …
    Suliman begrüßte jetzt Leila höflich mit einem Handkuß, machte ihr ein Kompliment über ihr Aussehen und drückte dann Harris Pernam und Frank Herburg die Hände. Danach blieb er vor Luisa Alius stehen. Er war einen Kopf größer als sie. Seine schwarzen Augen leuchteten, das gelockte Haar fiel modisch bis zum Smokingkragen …
    »Die Welt ist immer wieder voller Wunder …«, sagte Suliman und beugte sich tief über Luisa Alius' Hand. »Auch wenn man immer behauptet, Wunder seien nur Einbildung! Es gibt welche – Sie sind der beste Beweis dafür.«
    »Sie kennen sicherlich viele Wunder, Mr. Suliman ibn Hussein?« entgegnete Luisa kühl. Als er ihre Hand nicht losließ, entzog sie sie ihm mit einem leichten, aber deutlichen Ruck.
    Das gefiel ihm. Diese Frau beherrscht sich, dachte er. Natürlich mache ich einen unheimlichen Eindruck auf sie, sagte ihm seine Eitelkeit. Natürlich ist sie – wie alle Frauen – von mir fasziniert … aber sie unterdrückt es meisterhaft! Sie kann sich selbst befehlen, sie kann ihre Gefühle reglementieren. Ihre Augen sind kühl, aber innerlich brennt sie! Welch eine Aufgabe, diese Frau zu erobern und ihren Panzer aufzubrechen …
    »Da gibt es nun einen Beruf, der sich nur mit den scheußlichsten Giften beschäftigt … und wer tut das? Ein Engel! Ist das etwa kein Wunder?«
    »Bedenken Sie, Mr. Suliman, daß die meisten Giftmischerinnen wie Engel aussahen! Denken Sie nur an Lukrezia Borgia oder an eine Dame namens Messalina …«
    »Von Ihnen Gift zu bekommen muß wie ein Liebestrank sein …«
    »Das können Sie haben! Begleiten Sie mich morgen in das Grab des Menesptah, aber ohne Schutzanzug und Gasmaske …«
    »Das erste Opfer sehen Sie in mir!« warf Professor Mitchener ein. Er ging noch am Stock, war aber schon wesentlich elastischer. Die Muskellähmung hatte spürbar nachgelassen, doch ganz ohne einen Halt wagte er noch nicht zu gehen.
    »Ohne unsere verehrte Frau Dr. Alius läge ich jetzt – steif wie ein Brett – in der ominösen Kiste. Es muß ein verdammtes Gift sein! Es paralysiert das Gehirn und läßt Muskeln zu Beton werden. Aber sie hat es rausgekriegt, unsere verehrte Doktorin! Vor soviel Charme kapitulierten Mikroben, Viren und Bakterien!«
    »Wir sind alle schon sehr gespannt, was Sie von Ihrer sensationellen Ausgrabung berichten werden …«
    »Wer sind ›alle‹?«
    »Wir sind eine Gesellschaft von dreiundsiebzig Personen …«
    »Nichts!« sagte Dr. Herburg plötzlich hart.
    Suliman drehte den Kopf zu ihm.
    »Aber Doktor …«
    »Über die Grabungen wird nichts berichtet«, sagte Herburg unbeirrt. »Man weiß schon, notgedrungen eben durch den Unfall des Professors, viel zuviel davon. Animieren Sie uns bitte nicht vor den anderen Gästen, Suliman, davon zu erzählen. Ich möchte Ihnen die Peinlichkeit einer Ablehnung ersparen!«
    Die Warnungen! dachte Suliman zufrieden. Sie haben sie doch ernst genommen …
    Aber sie graben weiter! Mitchener allein, und vielleicht auch dieser Engländer Pernam … sie wären bestimmt nach dem Gifthauch aus der Grabanlage vorsichtiger geworden, aber dieser Dr. Herburg und nun noch die blonde Ärztin. Diese beiden reizt die Gefahr, Warnungen wirken auf sie wie ein Antriebsmittel …
    Bis heute!
    In einer Stunde wird alles anders sein. Dann wird sogar die Regierung in Kairo verbieten müssen, daß in Sakkara weitergegraben wird …
    »Also schweigen wir selbstverständlich!« erwiderte Suliman mit jener Glätte, die Herburg besonders haßte. »Es soll ja ein harmonischer Abend werden!« Und jetzt haue ich ihm eine runter, dachte Suliman voller Schadenfreude und sagte scheinheilig: »Salimah freut sich schon auf Sie, Dr. Herburg …«
    Herburg preßte die Lippen aufeinander. Er sah nicht zu Leila hin, sondern zu Luisa. Ihr spöttischer Blick, das mokante Lächeln in ihren Mundwinkeln erzeugten in ihm Rachegelüste gegen Suliman.
    »Wieso Salimah?« fragte er unwirsch.
    »Sie schätzt Ihre Plaudereien über Deutschland doch so! Sie ist nach Ihren Erzählungen doch ganz versessen darauf, einmal in Ihre Heimat zu kommen. Sie müssen ja Salimah ein geradezu überwältigendes Deutschlandbild gemalt haben. Ich kenne Ihr schönes Land, Doktor, ich komme jährlich fast dreimal nach Frankfurt, Berlin, München, Köln und Hamburg – meine Exporte, wissen Sie! Ihr Deutschland hat zweifellos viele Reize, es hat nur einen großen Nachteil: Man ist dort zu fleißig! Man lebt dort ja nur, um zu

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