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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rosenrabatten, die künstlichen Seen und Bäche, die über Steinkaskaden plätscherten, die Säulenpavillons und eine riesige Terrasse, auf der unter der vorgezogenen Markise das kalte Büfett aufgebaut war. Die Gartenanlagen waren an Schönheit nicht zu überbieten, von in den Büschen versteckten Lampen beleuchtet.
    »Das ist Suliman ibn Hussein«, sagte Professor Mitchener zu Luisa, die neben ihm saß.
    »Ich habe einen Garten von solcher Pracht bisher nur einmal gesehen – in Spanien, bei Granada.« Luisa lehnte sich zurück und zog die Beine etwas an. »Und so etwas direkt neben der Totenstadt Sakkara! Womit verdient dieser Suliman eigentlich sein vieles Geld?«
    »Er ist Exporteur.«
    »Und was exportiert er?«
    »Alles!« Es war Harris Pernam, der diese Antwort gab. »Wenn's sein muß, auch sich selbst. Die Schönen von St-Tropez oder St. Moritz stöhnen schon im voraus, wenn es heißt: Suliman ibn Hussein kommt zu Besuch …«
    »Harris, mäßigen Sie sich!« sagte Mitchener steif. »Sulimans Geschäfte gehen uns nichts an. Wir sind seine Gäste, und er ist ein Gentleman.«
    Leider befand sich der Professor in einem verzeihlichen Irrtum.
    Als die Autokolonne auf der Erhebung kurz anhielt, um die gesamte Anlage zu bewundern, und die Lanzenreiter gegen den Nachthimmel wie Statuen aus Ägyptens Geschichte wirkten, telefonierte Suliman mit seinem Partner Gemal Mohammed ibn Djelfa in Kairo.
    »Sie kommen«, sagte er. »Alle, ohne Ausnahme.«
    »Suliman, machen Sie nur keinen Blödsinn!« Der dicke Djelfa lag auf einem seidenbezogenen Rundbett und ließ sich gerade massieren. Sein ungeheuer fetter Körper schwabbelte unter den Fingern des Masseurs, eines riesigen nubischen Negers. »Kein Aufsehen, sage ich Ihnen!«
    »Leider geht es ohne das nicht mehr, Gemal.«
    »Bei Allah, was haben Sie vor? Wollen Sie alle umbringen?«
    »Lassen Sie sich diesmal von meiner Idee überraschen!« Suliman lächelte zufrieden. »Ich werde diese Crew jedenfalls zwingen, das Unternehmen Menesptah abzubrechen – und das ist das wichtigste. Außerdem ziehen wir noch einen politischen Nutzen daraus …«
    »Politisch? Schon faul! Oberfaul, Suliman. Sie haben jetzt zwei nicht zu unterschätzende Gegner, das wissen Sie: Dr. Herburg und Dr. Alius! Warum müssen es immer Deutsche sein, wo ich doch Deutschland so liebe? Verraten Sie mir, was Sie vorhaben, Suliman.«
    »Nein, lassen Sie sich überraschen, Gemal. Es ist ein genialer Streich …«
    »Gegen diese beiden Deutschen?«
    »Gegen einen von ihnen. Vor genügend Zeugen … Ich habe dreiundsiebzig Gäste geladen – das sind dreiundsiebzig Alibis! Außerdem sind aus Kairo zwanzig der schönsten Tänzerinnen gekommen. Wollen Sie noch mehr Zeugen?«
    »Ich bin ehrlich gespannt«, sagte Gemal. Die Hände des riesigen Nubiers klatschten auf sein wabbeliges Fleisch. »Wann erfahre ich mehr?«
    »Morgen früh! In den ersten Rundfunknachrichten …«
    »Suliman, Sie sind ein Verrückter! O Allah, kann ich noch etwas verhindern?«
    »Nicht mehr. Es läuft alles planmäßig ab. Ende, Gemal. Ich muß auflegen. Die ersten Gäste rollen in den Innenhof.«
    »Suliman!« brüllte Gemal Mohammed. »Wenn es schiefgeht, gibt es keinen Winkel auf der Erde, wo Sie sich verstecken können und wo ich Sie nicht finden werde …«
    »Es geht nichts schief. Ende.«
    Suliman hatte aufgelegt. »Ende …«, sagte Gemal dumpf und warf den Hörer auf das runde Seidenbett. »Hoffentlich ein gutes Ende …«
    Am Nil rollte die Autokolonne langsam in den hellerleuchteten Innenhof des weißen Palastes. Diener in schneeweißen Livreen erwarteten die Gäste.
    Im säulengetragenen Eingang stand ein Mädchen, nur bekleidet mit ihren bis zu den Kniekehlen reichenden, langen, schwarzen Haaren und je einer Blume an den – frei nach Suliman – ›entscheidenden Stellen‹. Im Arm hielt sie einen riesigen Strauß weißer Rosen.
    Jeder Gast bekam eine herrlich duftende Rose.
    Wenn Suliman ein Fest gab, dann war schon der Empfang etwas Besonderes. Alles, was man sich über Suliman ibn Hussein erzählte – und es waren die tollsten und unglaubwürdigsten Geschichten –, wurde von der Wirklichkeit noch übertroffen.
    Der Reichtum des Mannes schien unmeßbar zu sein. Vom reichsten Mann der Welt, dem jüngst verstorbenen Paul Getty, behauptete man, er wisse nicht, um wieviel hunderttausend Dollar sein Vermögen sich täglich vermehre.
    Nun, Suliman war sicherlich kein ägyptischer Getty. Anders als der einsame alte Mann in

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