Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Haupteingang von neuem in das Innere der Grabanlage vor. Sie hatten die Schutzanzüge von Frank und Luisa übergezogen, die Gasmasken vor dem Gesicht und die langen Nylonseile um den Leib geschlungen. Mit allen Geräten, vor die Brust gebundenen Scheinwerferlampen, auf den Rücken zwei Flaschen mit Sauerstoff geschnallt, tappten sie nun den bereits bekannten breiten Gang entlang …
    Sie tasteten sich vorbei an den Ibis- und Pavianmumien und blieben endlich vor der gefährlichen Treppe stehen, in die Herburg eingebrochen war.
    Dann machten sie sich daran, die Trümmer des steinernen Wächters wegzuräumen, wobei die leeren Augen des gewaltigen Kopfes Pernam geradezu hypnotisierend anstarrten.
    Dann nahm Pernam einen Stein und ließ ihn in die Tiefe fallen, die sich unter der eingebrochenen dritten Treppenstufe auftat. Er zählte, bis er das Klicken des Aufschlages hörte.
    »Gute fünfzehn Meter«, sagte er zu Mr. Polski, der zum erstenmal in seinem Leben in einem Pharaonengrab war.
    Dieser nickte betroffen. »Einen solchen Sturz würde kein Mensch überleben. Und wer weiß, was ihn da unten erwartet!«
    »Toc-Toc … Ich brauche fünfzehn Meter Seil!« rief Dr. Pernam durch das Mikrofon nach draußen.
    Im Kopfhörer erklang Toc-Tocs Antwort: »Genug da, Sir! Langsam oder schnell?«
    »Langsam! Über die Winde. Ich lasse mich in den Treppenschacht hinunter.«
    »Wir haben im ganzen noch dreißig Meter, Sir.«
    »Das muß reichen. Auf Kommando läßt du ganz langsam nach, Toc-Toc …«
    »Verstanden, Sir.«
    Pernam untersuchte das Nylonseil. Mit einem dicken Karabinerhaken war es an seinem Gürtel befestigt. Damit der Gürtel nicht verrutschte, war er vorn und hinten mit Lederbändern gesichert, die sich Pernam um die Oberschenkel geschlungen hatte. Wenn er nun in der Luft schwebte, saß er praktisch in seinen Ledergurten. Die einzige Gefahr war, daß er nach der Seite umkippen konnte, sobald er das Hauptseil losließ oder sich von keiner Wand abstoßen konnte.
    »Sie lassen das Seil auch noch durch Ihre Hände laufen«, sagte Pernam zu Mr. Polski. »Wenn ich halt rufe, so versuchen Sie, mich festzuhalten, bevor die Winde reagieren kann.«
    »Sie sind schwerer als ich, Harris!« Mr. Polski zeigte auf sich. »Lassen Sie mich in den Schacht hinunter.«
    »Unmöglich! Ihnen fehlt die Erfahrung … Verzeihen Sie, Mr. Polski, aber das hier ist eine Angelegenheit, die nichts mehr mit Forschung zu tun hat.«
    »Ich verstehe, Harris.«
    Vorsichtig trat Dr. Pernam an den Rand der eingebrochenen Treppenstufe, kniete sich hin und ließ sich dann langsam über die Kante in die Tiefe gleiten.
    Mr. Polski hielt das Seil mit beiden Händen fest umklammert und stemmte sich mit aller Kraft gegen den einsetzenden Zug.
    »Toc-Toc … langsam nachlassen!« rief Pernam in das Mikrofon. »Los!«
    Das Nylonseil lief über die Winde. Der Motor ratterte.
    Professor Mitchener, Dr. Abdullah und Leila standen daneben und hörten über den Lautsprecher mit, was Pernam aus dem Inneren der Grabanlage berichtete. Da man die Mikrofone zusammengeschaltet hatte, hörten sie auch das Keuchen Mr. Polskis, der das Nylonseil durch seine Hände gleiten ließ.
    Harris Pernam hing jetzt frei in der Luft über einem Abgrund von 15 bis 20 Metern. Sein Brustscheinwerfer erfaßte die Wände, während er sich an dem Seil im Kreis drehte.
    »Es ist hier wie in einer großen Tropfsteinhöhle«, erklärte Dr. Pernam ruhig. »Nur die Stalaktiten und Stalagmiten fehlen. Die Wände sind unbehauen, es ist keine künstliche, sondern eine natürliche Höhlenhalle, um die anscheinend Imhotep das Grab herumgebaut hat. Langsam Seil nachlassen! Langsam! Wieviel Meter haben wir?«
    »Genug, Sir!« rief Toc-Toc.
    »In der Höhlenwand sind große Löcher … mannshoch! Sie zweigen nach allen Seiten ab. Ich vermute, daß es die Enden von Gängen aus anderen Etagen sind … oder eben Einstiege in neue Stollen.«
    »Ein ungeheurer Fuchsbau!« sagte Professor Mitchener draußen und wagte nicht, Leila dabei anzusehen. »Ein Labyrinth, wie wir es noch nie entdeckt haben. Gänge, Gänge, und davon abgehend Kammern und Gewölbe, und das über drei Etagen verteilt … und keine Ahnung über den Zustand der einzelnen Stollen!«
    »Und irgendwo hat man Frank eingemauert …«, sagte Leila leise.
    »Ja. Irgendwo! Das ist es ja. Wenn wir systematisch suchen …«
    »Dauert es Monate, ja, ich weiß.«
    »Was Pernam vorschlug, ist undurchführbar. Wir können nicht einfach die ganze Grabanlage

Weitere Kostenlose Bücher