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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Militärhubschrauber, der vom Landeplatz bei den Baracken aufstieg, zum Nil hinüberflog und dann Kurs auf Kairo nahm.
    Der Arbeiter, den Dr. Abdullah zur Bewachung Leilas mitgeschickt hatte, sorgte für eine Unterbrechung. Mit fuchtelnden Armen rannte er durch die Grabruinen und sprang dann neben Dr. Abdullah den Abhang hinunter zum Grabeingang, wo alle standen.
    »Ich habe es nicht verhindern können!« schrie der aufgeregte Mann und zeigte auf den Himmel, wo der Hubschrauber gerade zum Nil abdrehte. »Ich konnte sie nicht festhalten. Es ging alles so schnell. Sie sah, daß der Hubschrauber starten wollte, rannte zu ihm hin – und der Offizier zog sie hinein. Da … das sind sie …«
    Dr. Abdullah stand wie erstarrt und blickte in den Himmel. Es war sinnlos, den armen Mann zu bestrafen – wer Leila kannte, der wußte, daß niemand ihren Willen brechen konnte. Sie hatte blitzschnell reagiert und gehandelt, als sie den startbereiten Hubschrauber gesehen hatte. Abdullah bezweifelte, daß es ihm selbst gelungen wäre, seine Tochter zurückzuhalten.
    »Ich werde den Militärflugplatz anrufen!« sagte er, und seine Stimme klang müde und resignierend.
    Professor Mitchener nickte nur.
    »Vielleicht kann man sie dort festhalten? Bei Allah – was will sie nun wieder in Kairo? Wer kann ihr in Kairo helfen, wenn wir hier nicht weiterkommen?«

XIV
    Sie hatten die Lampen gelöscht, um Luft und Gas zu sparen, und saßen nun schon seit Stunden im Dunkeln. Sie hörten nur ihren Atem, ab und zu das Scharren von Schuhsohlen oder das Rascheln von Stoff, wenn sie sich bewegten.
    Luisa hatte sich auf den alten Teppich gelegt und lauschte auf jedes Geräusch.
    Ein paar kleine, phosphorisierende Punkte tanzten manchmal durch die völlige Dunkelheit: die Leuchtziffern von Herburgs Armbanduhr.
    »Schläfst du?« fragte er plötzlich.
    Seine Stimme war leise, wenn sie wirklich schliefe, würde sie davon nicht geweckt werden.
    »Nein. Ich sehe den Glühwürmchen an deinem Handgelenk zu …«
    »Die Uhr!«
    Ein leichtes Scharren und Rascheln war zu hören, und dann legte sich Herburgs Hand auf ihre Stirn.
    Es war ein Zufall, aber sie war glücklich, daß er nach ihr getastet hatte. Sie zog die Hand an sich und küßte ihre Innenfläche.
    »Wenn deine Uhr richtig geht, sitzen wir jetzt schon neunzehn Stunden hier.«
    »Die Luft ist noch gut.«
    »Zwei Wochen lang …«
    »Zwei unendliche Wochen … vierzehn gemeinsame Tage und Nächte … in denen so viel geschehen kann, in denen man sich soviel sagen kann …« Luisa zog an seiner Hand, er rutschte näher und legte sich neben sie. »Du bist so unruhig, Frank …«
    »Ich kann nicht herumliegen und nichts tun! Du hast dich damit abgefunden, daß so unser Ende aussieht?«
    »Ja, ich denke … ja!«
    »Ich nicht! Mein Gott, hast du denn keine Angst?«
    »Die kommt sicherlich später … in vierzehn Tagen, wenn ich merken sollte, daß aus meinem Blut Kohlensäure wird … Aber jetzt? Nein!«
    »Ich werde versuchen, durch diesen niedrigen Gang zu kriechen.«
    »Und dann irgendwo abstürzen und mich allein lassen! Dann werde ich allerdings vor Angst wahnsinnig!«
    Er wollte wieder aufspringen, aber sie fühlte es vorher an seiner Muskelanspannung und schlang rasch die Arme um ihn.
    »Ich habe mir alles genau überlegt, Luisa«, sagte er. Seine Stimme klang gepreßt.
    »Ich liebe dich …«, sagte sie, ohne auf seine Überlegung einzugehen.
    »Ich werde alles, was wir entbehren können, in Streifen schneiden und diese aneinanderknoten: Oberhemd, Unterhemd, deine Bluse, den Teppich, auf dem wir liegen … Das ergibt einige Meter Seil …«
    »Frank, ich liebe dich …«
    »Wenn ich dann noch eine Lampe vor mir herschiebe, kann es gar keine Überraschungen geben …«
    »Als ich im Camp landete, damals, bei euch, und mit dir von dem Hubschrauber zu Mitcheners Baracke lief, da schon habe ich mich … da schon gleich habe ich mich in dich verliebt. Vom ersten Augenblick an …«
    Sie rückte näher an ihn heran und legte ein Bein über seine Hüften. »Dann sah ich Leila. Da wußte ich plötzlich, daß neben ihr keine andere Frau eine Chance hat. Sie ist wie ein Urbild der Schönheit, wie ein Bild aus Ägyptens grauer Vorzeit …« Luisa strich über sein Haar und tastete langsam sein Gesicht ab. Sehr liebevoll fragte sie dann: »Du denkst viel an sie?«
    »Wir sollten versuchen, aus dieser gottverdammten Kammer wegzukommen!« wich Herburg aus. »Wir müssen in das Grab hinein! Wohin – das

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