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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aufsprengen! Das wäre mit Sicherheit auch das Ende von Frank und Luisa!«
    Dr. Abdullah erklärte: »Es gibt in jeder Grabanlage, und wenn sie noch so gut erhalten ist, einzelne Teile, die verwittert sind und zusammenfallen, wenn man sie nur berührt. Durch Sickerwasser oder sonstige Einflüsse unbekannter Art werden auch Grabkammern morsch. Wir haben das oft genug erlebt, Leila. Es kann sein, daß man die beiden – oder auch jeden allein – in solche Kammern eingemauert hat. Sie stürzen bei der geringsten Erschütterung ein. Suliman war ein Satan … das wissen wir jetzt!«
    »Wir müssen Herburg finden«, sagte Leila und blickte über das Gräberfeld, aber ihre Augen schienen in unendliche Weiten zu blicken. »Er darf nicht sterben … so nicht!« Sie wandte sich ab und wollte gehen, aber ihr Vater hielt sie am Arm fest.
    »Wo willst du hin?«
    »Ins Lager. Ich lege mich hin. Ich bin müde. Ich habe die ganze Nacht geweint …«
    Das stimmte. Dr. Abdullah nickte, aber als Leila einige Meter weit gegangen war, schickte er ihr einen Arbeiter nach.
    »Melde mir alles, was sie tut!« sagte er zu dem Mann. »Laß sie nicht aus den Augen! Ich drehe dir den Hals um, wenn irgend etwas mit ihr geschieht …«
    Der Arbeiter nickte, warf seine Hacke weg und schlich hinter Leila her zum Barackenlager.
    Dr. Harris Pernam hatte unterdessen die Tiefe von fünfzehn Metern erreicht und pendelte noch immer im freien Raum.
    Unter sich, im Licht seines Scheinwerfers, erkannte er den Grund der Höhle – noch drei Meter entfernt. Er war buckelig, rissig, mit vielen spitzen Steinzacken. Ein zerklüfteter Boden, auf dem – im Lauf der Jahrhunderte mumifiziert und zusammengeschrumpft – fünf tote Menschen lagen. Tote mit kleinen, wie zu Leder gewordenen Köpfen … Zusammengekrümmt lagen sie da, anscheinend aus einem der Ganglöcher in eine unbekannte Tiefe gestürzt … Ihre Kleidung war noch recht gut erhalten. Sie stellten, wie Pernam schon bei oberflächlicher Betrachtung sachverständig feststellte, einen Querschnitt durch mehrere Jahrtausende dar.
    »Ich schwebe über fünf ausgetrockneten Toten!« rief er durch das Mikrofon die sensationelle Meldung.
    Auf der Erde zuckte Professor Mitchener wie elektrisiert von seinem Klappstuhl.
    »Der eine könnte, der Kleidung nach, viertausend Jahre alt sein; der jüngste könnte aus Cäsars Zeiten stammen. Ganz klarer Befund: Grabräuber, die alle in Imhoteps Falle gestürzt sind. Und das beweist, daß seit Jahrtausenden immer wieder nach dem Pharao gesucht worden ist! Und immer vergebens! Aber mit Beginn unserer Zeitrechnung scheint hier Ruhe zu sein. Bitte, Seil nachlassen! Ganz langsam! Der Höhlenboden ist wie ein Nagelbrett …«
    »Phantastisch!« rief Professor Mitchener und war kaum zu halten. »O wie phantastisch! Man sollte zwanzig Jahre jünger sein … dann hielte mich jetzt keiner mehr hier oben fest!«
    Stück um Stück wurde Pernam nun herabgelassen. Als er den spitzigen Höhlenboden berührte, rief er: »Stop!« Und dann: »Noch vier Meter Seil nachlassen!«
    »Wir haben dann nur noch drei Meter, Sir!« krächzte Toc-Tocs Stimme im Kopfhörer.
    »Das reicht. Damit komme ich an jede Wand heran! Alles nachlassen, Toc-Toc!«
    »Verstanden, Sir.«
    Pernam wartete, bis das ganze Nylontau neben ihm aufgerollt lag. »Wie steht's bei Ihnen, Mr. Polski?« fragte er.
    »Alles okay, Harris!« Mr. Polski lachte kurz. »Meine Handflächen glühen, ich könnte Spiegeleier darauf braten.«
    Harris Pernam lachte aus der Tiefe.
    »Brennen Sie mir nur nicht das Nylontau durch! – Ich gehe jetzt an den Wänden der Höhle entlang, rundherum klopfe ich sie ab, ob nicht irgendwo eine versteckte oder zugemauerte Tür ist.«
    Er leuchtete mit dem Brustscheinwerfer Stück für Stück der Höhle ab und nickte. Oben, in der Decke, sah er das Loch, durch das er eingestiegen war. Mr. Polskis Lampe warf einen schwachen Schein nach unten.
    Mit einem Stahlhammer und dem elektronischen Anzeigegerät, mit denen schon Dr. Herburg einen Eingang entdeckt hatte, tastete Pernam die Wände der riesigen Gruft ab. Überall war nur massiver Fels.
    Die eigentliche Grabanlage schien doch erst in neun Meter Höhe zu beginnen, von oben gerechnet die unterste Etage. Dort mündeten rundherum sieben Gänge in den Abgrund. Sieben Straßen in einen möglichen Tod …
    Draußen hörte man deutlich im Lautsprecher das Kling-kling-kling des Stahlhammers gegen die Felswände. Gespannt hörten alle zu und achteten nicht auf

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