Die schoenen Muetter anderer Toechter
die Zeitung.
»Hast du dir eigentlich je Gedanken darüber gemacht, dass ich vielleicht mehr von dir hätte haben wollen als nur so etwas Flüchtiges, Lena?« Als ich es aussprach, war mir bereits klar, was sie antworten würde. Ich wollte es nur noch aus ihrem Mund hören. Irgendetwas kratzte in meinem Hals.
Lenas schwarze Augen waren wie tiefe Brunnen, auf deren Grund heilige Wasser schwammen, auf deren Grund Schätze lagen. Ich war hineingestürzt. Ich hatte getaucht. Aber dann hatte ich festgestellt, dass die Brunnenwände keine Stiege besaßen. Wer kann schon ein Leben lang schwimmen?
»Ich bin erst neunzehn«, hörte ich Lena leise sagen.
Dazu konnte ich ja schließlich nur nicken. Sie war neunzehn.
»Michelin, tut mir leid, wenn das jetzt so gekommen ist. Vielleicht hätten wir vorher drüber reden sollen. Vielleicht können wir ja Freundinnen sein?«, presste Lena hervor, und in ihren Augen schimmerte die Dramatik der Junglesben.
Ich nickte und berührte kurz ihre Schulter.
»Klar können wir Freundinnen sein. Aber tu Angela und dir einen Gefallen und benimm dich jetzt auch wirklich so, als seist du neunzehn und nicht mehr sieben. Mach ihr keinen Stress, okay? Sie macht sich riesige Sorgen darum, dass das etwas zwischen euch zum Negativen ändern könnte.«
Lena schniefte.
»Hey, überleg mal. Sie hat vielleicht demnächst ihr Coming-out«, brachte ich flapsig hervor, obwohl ich mir damit selbst nicht so sicher war. »Ich wette, sie könnte dann deine Unterstützung gebrauchen.«
Jetzt brachte Lena ein schwaches Lächeln zustande.
»Vergiss es«, sagte sie. »Du schaffst es nicht, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Aber ich werd mir trotzdem Mühe geben.«
Ich musste grinsen. Süß war sie allemal.
Als ich in der Herzoginnenstraße hielt, klopfte mein Herz bis zum Hals. Ich sah am Haus hinauf und dachte daran, wie ich mich das letzte Mal von Angela verabschiedet hatte, den Liebesduft noch an meinen Händen und in meinem Gesicht.
Warum war sie nicht geblieben?
Ich stieg langsam aus und ging wie in Trance zum Eingang hinüber.
Gerade als ich auf den Klingelknopf drücken wollte, öffnete sich die Tür von innen, und Volker stand vor mir. Er erschrak ein wenig, fing sich aber sofort wieder und lachte betont erfreut.
»So fix sehen wir uns also wieder!«
»Tja, so kann es gehen.« Ich grinste dumm und wollte an ihm vorbei. Doch er versperrte mir mit seiner schlanken Sportlergestalt den Weg zur Treppe.
»Lena hat mir erzählt, dass sie mir vor eurer Feier vielleicht nicht ganz die Wahrheit gesagt hat«, begann er, während er immer noch die Tür aufhielt.
»Nein, das hat sie offenbar nicht«, erwiderte ich kühl. Sein Verhalten schien mir nicht unbedingt freundlich.
Wieder lachte er. »Aber dass ihr dieses Essen deshalb veranstaltet habt, um Angela und mich wieder näher zueinander zu bringen, das war wirklich süß. Das werd ich so bald nicht vergessen.«
»Ich wohl auch nicht.«
»Lena ist übrigens nicht da. Ich komme gerade von oben.« Er sah mich auffordernd an, als erwarte er, dass ich augenblicklich abdrehen werde.
»Das weiß ich. Danke für den Hinweis. Ich will sowieso zu Angela.«
Er strahlte. Doch seine Augen funkelten gefährlich. »Da wird sie sich aber freuen, wenn sie heute so viel lieben Besuch bekommt. Wir haben gerade auch schon eine ganze Weile gemütlich zusammengesessen.« Als ich ihn skeptisch ansah, nickte er. »Ja, eure Bemühungen scheinen gefruchtet zu haben. Also dann, wir werden uns bestimmt noch sehen.«
Er tippte mit der Hand an die Stirn, als wollte er den militärischen Gruß imitieren, schwang die Tür noch weiter auf und war schon an mir vorbei.
Ich schüttelte den Kopf. Eins musste ich ihm lassen: Er hatte instinktiv ziemlich klar erkannt, dass ich seine Konkurrentin war. Die Frage war nur, ob er wusste, wie scharf diese Konkurrenz inzwischen geworden war.
Mit dem Gefühl dieser merkwürdig feindlichen Begegnung im Bauch stieg ich die Treppe hinauf. Ich klopfte nur an die Tür. Es schien mir zarter und sensibler, als die Klingel zu betätigen.
Angela hatte wohl durch den Spion geschaut, denn ihr Gesicht war glatt wie Marmor, als sie mir öffnete. Keine Spur von Erstaunen. Auch keine Spur von Freude. Ausdruckslos. Ich bekam eine Gänsehaut.
»Ich komme, um das Buch wieder abzuholen«, sagte ich, um einfach irgendetwas zu sagen.
Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Du hast mir nicht viel Zeit zum Lesen gelassen.«
Ich stutzte. Daran
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