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Die Söhne der Sieben

Die Söhne der Sieben

Titel: Die Söhne der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.C. Lelis
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    Kapitel 1
    »Sohn der Wollust«
     
     
     
    Er war groß, riesig beinahe und doch nicht plump. Er bewegte sich mit einer grazilen Anmut durch die Menge der aufgeschreckten Menschen. Panisch und ziellos stoben sie an ihm vorbei, doch er schien ein festes Ziel vor Augen zu haben: Mich.
    Seine langen blonden Haare wehten zornig im Schein der roten Flammen, die gierig an unserem Schauplatz züngelten: Eine riesige steinerne Kirche jedoch innerlich mit Holz möbliert, alt und trocken. Nur zu gern hatte sich mein Feuer darin verbissen. Es konnte mir nichts anhaben. Feuer war mein Element, ich war darin geboren worden und hatte die meiste Zeit meines bisherigen Lebens darin verbracht. Um präziser zu sein: Meine nun beendete Kindheit.
    Dies war mein erster Auftrag, der meine Mündigkeit besiegelte. In meiner Brust ballte sich Stolz und Hochmut, denn ich hatte ihn ohne Schwierigkeiten erfüllt. Die Menschen krochen vor meiner Macht und winselten in meinem Schatten. Die Gefühle überwältigten mich fast und ließen mich andächtig innehalten, während ich mein Werk beifällig betrachtete. Mir gefiel die Angst in ihren Augen, die vor Entsetzen aufgerissenen Münder und die von Schmerzen und Rauch erstickten Schreie. Ich fühlte mich wohl in diesem Inferno. Und dann war plötzlich Er aufgetaucht. Alles um mich herum geriet mit seinem Erscheinen in Vergessenheit. Ich hätte mich mit hämischen Lachen aus dem Staub machen müssen, aber seine blauen, hasserfüllten Augen zogen mich unwillkürlich in ihren Bann und hielten mich gefangen. Ich konnte nicht fliehen. Vor dem brennenden Altar, dieser bis zu meinem Auftauchen so frommen Gemeinde, wartete ich wie erstarrt auf meinen Gegenspieler. Mein Hochmut wich purer Bewunderung. Solch ein herrliches Wesen hatte ich noch nie gesehen. Freilich gab es auch bei uns Schönheiten, aber sie erschienen mir im Vergleich zu ihm nur noch ordinär und aufreizend. Sie dienten nur dazu Menschen zu Sünden zu verleiten. Der Blonde aber, seine Schönheit trieb den Menschen Tränen in die Augen und ließ sie vor Erfurcht erzittern.
    Er schritt weiter auf mich zu. Die Flammen in seiner Nähe erstarben. Die Menschen um ihn herum besannen sich, halfen einander und kamen schließlich sogar unbeschadet ins Freie. Ich kam nicht dazu meine Enttäuschung darüber offen zu tun. Meinem Spiel war auf so lumpige Weise ein frühes Ende bereitet worden. Es waren zu wenige in dem Höllenfeuer umgekommen. Ich konnte nur hoffen, dass mein Vater darüber hinwegsah, wenn er erfuhr, dass ich einen hochrangigen Engel zum Gegner gehabt hatte.
    Plötzlich ertönte über meinem Kopf ein knarrendes, donnerndes Geräusch. Ich löste mich aus meiner Erstarrung, gerade noch rechtzeitig, um die brennende Kanzel auf mich hinabstürzen zu sehen. Es war noch nicht zu spät um zur Seite zu springen. Ich hätte es gewiss geschafft, doch es war unnötig. Ein plötzlicher Windhauch und über mich hinweg flog der blonde Engel, um den hölzernen Kasten abzuwehren. Ich begriff nur langsam, was das bedeutete: Er versuchte mich zu retten? Verwundert beobachtete ich, wie er mit angesenkter Hand dicht neben mir im Chor landete. Seine Haut war von der Hitze aufgeplatzt und sein reines Blut quoll daraus hervor. Dem schenkte er jedoch gar keine Beachtung. Er griff mich mit seiner unverletzten Linken am Arm und wollte mich mit sich ziehen. Als ich gerade noch soviel Geisteswart aufbrachte, um mich dagegen zu sträuben, hörte ich zum ersten Mal seine melancholisch weiche Stimme.
    „Hab keine Angst und folge mir“ wisperte sie wie eine Welle reinen Glückes. Mein Geist wurde vernebelt und nun ließ ich mich ins Freie ziehen, ohne überhaupt zu begreifen, was geschah. Er war mein Feind! Doch er war so freundlich und anscheinend wollte er mich retten. Ich verstand es nicht. Auch wenn er ein gutes Wesen war, so war es dennoch seine Pflicht gegen die Dämonen, deren einer ich war, in den Kampf zu ziehen. Es gab keinen Grund, warum er mich nicht sogleich niederstreckte.
    In seinen Augen leuchtete das Licht der flammenden Kirche. Sie erglimmten immer noch unter der unterdrückten Wut, die mich schon in der Kirche so sehr in seinen Bann geschlagen hatte. Um so mehr verwunderte mich, dass er mich zu retten versucht hatte. Ich starrte ihn ohne Hehl an. Irgendwann riss er sich von dem beeindruckenden Bild des großen brennenden Gebäudes los und wandte sich mir zu.
    „Wie konnte das geschehen?“ verlangte er zu wissen „Wurdet ihr

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