Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
zu welken begann, erkrankte Blondchen und wurde von Tag zu Tag schwächer.
Erla holte in seiner Verzweiflung die besten Ärzte des Zwergenvolkes und vertraute auf die Kunst der Hexe Kranawitha, doch alles war vergebens. Als sich die ersten Nebelschwaden über den Traunsee senkten, erlosch ihr Leben. Wie sie es sich als Sterbende noch gewünscht hatte, versenkte Erla ihren Sarg mit gebrochenem Herzen mitten im See. Auch alle Nachbarn, die Zwerge, Riesen und Hexen weinten, als sie die fröhliche Nixe auf ihrem letzten Weg begleiteten.
Nach Blondchens Tod verwandelte sich Erla wieder in einen Riesen und war nach diesem Tag nie wieder gesehen. Doch tagelang hörte man ihn meißeln, sodass die ganze Gegend bebte. Allmählich formte er aus dem Kamm des Kogels riesenhaft die Gesichtszüge seines Blondchens. Hierauf stieg er auf den Traunstein und betrachtete weinend sein Werk, bevor er sich traurig in den See stürzte. Das schöne liegende Frauengesicht, das sich aus den Felsspitzen ergibt, ist auch unter der Bezeichnung Schlafende Griechin bekannt und das idyllische Schloss Orth zieht heute noch manchen Besucher in seinen Bann.
Von Nixen und Wassermännern.
„Dort müssen sie nun für immer im diamantenen Schloss der Wassergeister leben …“
Die Nixe von Andritz-Ursprung
Wer die Quelle von Andritz-Ursprung in Stattegg kurz hinter Graz kennt, der weiß, wie fischreich dieses Gewässer ist. Eine hohe und alte Mauer umgibt diesen Quellteich, der in einigen Dingen sehr merkwürdig ist. Er ist immer gleich hoch, und auch nach starkem Regen geht er nicht über. Im Hochsommer kann es noch so heiß sein, da trocknet er nie aus. Und im Winter, wenn andere Gewässer eine Eisdecke haben, friert er nie zu. Manche wissen zu erzählen, dass die eigentliche Quelle unter dem Schöckelberg liegt und das Wasser durch unterirdische Gänge fließt.
Früher konnte man oft an dieser Quelle in Vollmondnächten einen wunderschönen Gesang hören, der stammte von einer Nixe, die in der Quelle lebte. Im Mondschein kam sie gerne aus dem Wasser, um sich ihre langen, blonden Haare zu kämmen. In einer Nacht jedoch kam eine Horde betrunkener Jugendlicher von einem Fest am Quellteich vorbei und sah die Schöne auf einem Stein im Wasser sitzen. Ein nacktes Mädchen in der Andritz, allein, und dazu um Mittenacht! Wer von den Frauen aus Stattegg würde so etwas tun? Was fällt der eigentlich ein? Hat die kein Schamgefühl oder will sie es nicht anders? Und erst ihr Gesang, ihr Gesang ließ die vom Alkohol benebelten Köpfe alles vergessen.
Das Teichfräulein ahnte nichts Böses, und die Burschen überlegten nicht lange, stürzten sich auf es und zogen es an seinen langen Haaren ans Ufer. Unbeholfen versuchte das Fischmädchen, sich aus den harten Griffen zu befreien, aber sein langer Fischschwanz, im Wasser wendig und pfeilschnell, hing auf der trockenen Erde wie ein nasser Sandsack an ihm und machte ein Entkommen unmöglich. Es brauchte einige Augenblicke, bis die jungen Männer verstanden, dass sie es nicht mit einer nackten jungen Frau zu tun hatten. Gebannt starrten sie auf den geschuppten, blau-grünlich schimmernden Fischschwanz – da waren keine schönen Frauenbeine, so wie sie es erwartet hatten. Wut stieg in ihnen auf, sehr große Wut. Und so nahmen sie Stöcke und Stangen und schlugen auf das arme Nixenmädchen ein; es schrie und weinte vor Schmerz, doch die Burschen kannten kein Erbarmen. Als sein Leid unerträglich wurde, konnte es gerade noch fragen:
„Warum quält ihr mich zu Tode? Hättet ihr mich gefragt, wieso der Hohenberg eigentlich Reichenberg heißen sollte, und wo in der Grube Gold zu finden sei, so hätte ich es euch gesagt!“
Da wurden die Burschen hellhörig und horchten gespannt auf, doch war es schon zu spät, die junge Nixe lag bereits im Sterben. Eilends liefen die Burschen von der sterbenden Nixe davon und seitdem wurde in Andritz-Ursprung weder eine Nixe gesehen noch der Gesang einer Nixe gehört.
Der Wassermann vom Ked’ntumpf
Auf der Koralpe im Weststeirischen Hügelland ist es nicht ganz geheuer. Es gibt Berichte von Berggeistern und Waldmännlein und besonders viele vom Wassermann, der auch „Bossrmandl“ genannt wird. Oft wurde versucht den Wassermann mit frischem Brot und einer Flasche Schnaps zu fangen, doch viele wussten nichts von ihm und machten dennoch seine Begegnung und waren froh, wenn sie ihre Haut retten konnten.
Der Krumbach bildet am Südhang der Koralpe (Großer Speikkogel) einen
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