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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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mehr zu finden und der Senn machte sich auf die Suche nach ihm. Endlich hatte er das junge Tier gefunden, es stand im felsigen Geröll oberhalb des Koralpensees. Wie es nun weiterlaufen wollte, da rutschten die Steine ab und einige fielen in den See. Da tauchte aus dem Wasser die Nixe auf und schaute ihn böse und drohend an. Der alte Mann aber konnte nicht anders, als unentwegt die Wasserfrau anstarren, denn so eine schöne Frau hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen.
    „Sie war von einer Schönheit, wie sie keine menschliche Frau besitzt“, flüsterte der Alte und die jungen Sennerinnen unter den Zuhörern fingen an zu kichern.
    Streng sprach der alte Senner weiter und berichtete, dass die Nixe ihn davor warnte, aus Willkür Steine in den See werfen, denn sonst werde er in der nächsten Minute ein toter Mann sein!
    Der Alte war mit seiner Erzählung fertig, aber die Vorstellung von einem blutjungen Wasserfräulein dort oben reizte die anderen Männer noch lange. Besonders einem ging die Schöne nicht mehr aus dem Kopf. Er war ein junger, hübscher Bursche, der bei den Mädchen sehr beliebt war, aber keine schien ihm recht zu gefallen. Leise verließ er die Hütte und machte sich auf den Weg zur Koralpe hinauf. Die Zeit verging ihm wie im Flug, schon war er oben am See und schaute auf das ruhige, dunkle Wasser. Hier saß er nun und wartete gespannt darauf, die schöne Nixe zu sehen, aber so sehr er sich auch danach sehnte, sie war nirgends zu sehen, selbst das Wasser schien sich nicht zu bewegen. Irgendwann schloss sich seine Hand um einen Stein am Boden neben ihm und ohne nachzudenken, hob er den Arm und warf den Stein in den See.
    Im gleichen Moment schien die Erde zu beben und es donnerte, dass es bis zur Hütte zu hören war, durch die vielen Echos schien es überhaupt kein Ende nehmen zu wollen. Der See wurde plötzlich zu einem Meer und seine Wellen begannen über das Ufer zu schwappen. Alles war in ein rotes Licht getaucht und unter lautem Gebrause tauchte wie aus dem Nichts der schneeweiße, nackte Oberkörper der Nixe aus dem Wasser auf. Der Bursche wollte fliehen, denn er wusste ja, dass ihm nun der Tod bevorstand, aber die Schöne hob ihren Finger und lockte ihn zu sich ins Wasser. Ein lautes Krachen und Stöhnen war nur mehr zu hören, und dann lag alles wieder still und verlassen wie zuvor da.
    Als am nächsten Morgen die Almleute heraufkamen, fanden sie den schönen Burschen tot am Ufer liegen. „Das hat die Nixe getan!“, riefen sie aus und alle waren sich einig.
    Der Waasen-Steffel
    Im Pfarramt von Kapuvár in Ungarn steht auf Lateinisch in einem alten Taufbuch vermerkt, dass von zwei Fischern ein verwilderter Junge im Waasen des Király Sees gefunden wurde, der später auf den Namen Hany István getauft wurde.
    Der Waasen ist ein weites Sumpf- und Moorland, das heute teilweise aus feuchten Wiesen besteht und ein Landschaftsschutzgebiet ist und sich im Südosten des Neusiedler Sees befindet. Pamhagen ist der Hauptort des österreichischen Waasen, der größere Teil liegt jedoch auf ungarischem Gebiet und heißt Hanság. Der Einserkanal ist ein künstlicher Abfluss zur Entwässerung des ansonsten abflusslosen Neusiedler Sees. Über diesen Kanal führt die Andauer Holzbrücke, die Österreich mit Ungarn verbindet und früher vor allem den Bauern ihren Arbeitsweg erleichterte sowie in späteren Kriegszeiten zur großen Bedeutung für Tausende von Flüchtlingen gelangte.
    Im März 1749 fuhren die zwei Fischer Franz und Michael mit ihrem Boot auf den See hinaus. Sie hatten das Fischnetz, ihre Gewehre und einen Ranzen mit Lebensmitteln dabei und schoben mit langen Stangen das Boot in den See hinaus.
    Zwischen Erlen, Schilfdickicht und torfigen Waasenhügeln waren sie in dem schmutziggelben Wasser schon eine ganze Weile gefahren und suchten sich nun eine fischreiche Stelle aus. Sie waren lustig, denn sie hofften, heute einen guten Fang zu machen. Franz begann von den Wassermännern zu erzählen und behauptete, dass er schon selber einmal einen solchen Wasserteufel gesehen habe. Michael, sein jüngerer Kamerad, glaubte ihm kein Wort.
    Behände hatten sie bald das große Netz ausgeworfen und befestigt. Dann nahmen sie ihre Gewehre, stiegen auf einer Insel, auch „Schoppen“ genannt, vorsichtig aus und gingen in den Erlenwald hinein. Nur Leute, die sich gut auskennen, dürfen es wagen, auf den schwankenden Waasen zu treten, denn es handelt sich dabei nicht um festen Untergrund, sondern um vom

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